sich schließt. Auf der andern Seite fühlte man dieß augen- blicklich. Ursprünglich hatte sie sich nur entschuldigen wol- len: auf der Stelle machte sie den Versuch den Papst selbst zu gewinnen, zu erobern.
Im Auftrage der Prinzen von Geblüt, der katholi- schen Pairs die sich an Heinrich IV. angeschlossen, erschien Mr. de Luxemburg in Italien. Den warnenden Vorstellun- gen der Spanier zum Trotz ließ ihn Sixtus V. im Ja- nuar 1590 nach Rom kommen, und gab ihm Audienz. Der Abgeordnete stellte besonders die persönlichen Eigenschaften Heinrichs IV., seine Tapferkeit, Großmuth, Herzensgüte in ein glänzendes Licht. Der Papst war davon ganz hin- gerissen. "Wahrhaftig!" rief er aus, "es reut mich, daß ich ihn excommunicirt habe." Luxemburg sagte, dieser sein Kö- nig und Herr werde sich nun auch der Absolution würdig machen und zu den Füßen S. Heiligkeit in den Schooß der katholischen Kirche zurückkehren. "Alsdann", erwiederte der Papst, "will ich ihn umarmen und trösten."
Denn schon war seine Phantasie lebendig ergriffen: auf der Stelle knüpften sich ihm die kühnsten Hoffnun- gen an diese Annäherungen. Er gab dem Gedanken Raum, daß mehr politische Abneigung gegen Spanien, als eine religiöse dem römischen Stuhle entgegengesetzte Ueberzeu- gung die Protestanten abhalte zur katholischen Kirche zu- rückzukehren: er glaubte sie nicht von sich weisen zu dür- fen 1). Schon war ein englischer Abgeordneter in Rom:
man
1)Dispaccio Donato 13 Genn. 1590. Il papa biasima l'o- pinione de' cardinali e d'altri prelati che lo stimulano a dover
BuchVI.Innere Streitigkeiten.
ſich ſchließt. Auf der andern Seite fuͤhlte man dieß augen- blicklich. Urſpruͤnglich hatte ſie ſich nur entſchuldigen wol- len: auf der Stelle machte ſie den Verſuch den Papſt ſelbſt zu gewinnen, zu erobern.
Im Auftrage der Prinzen von Gebluͤt, der katholi- ſchen Pairs die ſich an Heinrich IV. angeſchloſſen, erſchien Mr. de Luxemburg in Italien. Den warnenden Vorſtellun- gen der Spanier zum Trotz ließ ihn Sixtus V. im Ja- nuar 1590 nach Rom kommen, und gab ihm Audienz. Der Abgeordnete ſtellte beſonders die perſoͤnlichen Eigenſchaften Heinrichs IV., ſeine Tapferkeit, Großmuth, Herzensguͤte in ein glaͤnzendes Licht. Der Papſt war davon ganz hin- geriſſen. „Wahrhaftig!“ rief er aus, „es reut mich, daß ich ihn excommunicirt habe.“ Luxemburg ſagte, dieſer ſein Koͤ- nig und Herr werde ſich nun auch der Abſolution wuͤrdig machen und zu den Fuͤßen S. Heiligkeit in den Schooß der katholiſchen Kirche zuruͤckkehren. „Alsdann“, erwiederte der Papſt, „will ich ihn umarmen und troͤſten.“
Denn ſchon war ſeine Phantaſie lebendig ergriffen: auf der Stelle knuͤpften ſich ihm die kuͤhnſten Hoffnun- gen an dieſe Annaͤherungen. Er gab dem Gedanken Raum, daß mehr politiſche Abneigung gegen Spanien, als eine religioͤſe dem roͤmiſchen Stuhle entgegengeſetzte Ueberzeu- gung die Proteſtanten abhalte zur katholiſchen Kirche zu- ruͤckzukehren: er glaubte ſie nicht von ſich weiſen zu duͤr- fen 1). Schon war ein engliſcher Abgeordneter in Rom:
man
1)Dispaccio Donato 13 Genn. 1590. Il papa biasima l’o- pinione de’ cardinali e d’altri prelati che lo stimulano a dover
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Buch VI. Innere Streitigkeiten.
ſich ſchließt. Auf der andern Seite fuͤhlte man dieß augen-
blicklich. Urſpruͤnglich hatte ſie ſich nur entſchuldigen wol-
len: auf der Stelle machte ſie den Verſuch den Papſt
ſelbſt zu gewinnen, zu erobern.
Im Auftrage der Prinzen von Gebluͤt, der katholi-
ſchen Pairs die ſich an Heinrich IV. angeſchloſſen, erſchien
Mr. de Luxemburg in Italien. Den warnenden Vorſtellun-
gen der Spanier zum Trotz ließ ihn Sixtus V. im Ja-
nuar 1590 nach Rom kommen, und gab ihm Audienz. Der
Abgeordnete ſtellte beſonders die perſoͤnlichen Eigenſchaften
Heinrichs IV., ſeine Tapferkeit, Großmuth, Herzensguͤte
in ein glaͤnzendes Licht. Der Papſt war davon ganz hin-
geriſſen. „Wahrhaftig!“ rief er aus, „es reut mich, daß ich
ihn excommunicirt habe.“ Luxemburg ſagte, dieſer ſein Koͤ-
nig und Herr werde ſich nun auch der Abſolution wuͤrdig
machen und zu den Fuͤßen S. Heiligkeit in den Schooß
der katholiſchen Kirche zuruͤckkehren. „Alsdann“, erwiederte
der Papſt, „will ich ihn umarmen und troͤſten.“
Denn ſchon war ſeine Phantaſie lebendig ergriffen:
auf der Stelle knuͤpften ſich ihm die kuͤhnſten Hoffnun-
gen an dieſe Annaͤherungen. Er gab dem Gedanken Raum,
daß mehr politiſche Abneigung gegen Spanien, als eine
religioͤſe dem roͤmiſchen Stuhle entgegengeſetzte Ueberzeu-
gung die Proteſtanten abhalte zur katholiſchen Kirche zu-
ruͤckzukehren: er glaubte ſie nicht von ſich weiſen zu duͤr-
fen 1). Schon war ein engliſcher Abgeordneter in Rom:
man
1) Dispaccio Donato 13 Genn. 1590. Il papa biasima l’o-
pinione de’ cardinali e d’altri prelati che lo stimulano a dover
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/220>, abgerufen am 24.11.2024.
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