Man spricht aber nicht ohne eine Antwort zu verneh- men. Der außerordentliche Gesandte der Venezianer war Leonardo Donato, ein Mitglied jener Gesellschaft des An- drea Morosini: ganz in der Gesinnung der kirchlich politi- schen Opposition: ein Mann von der größten, wir wür- den sagen, diplomatischen Geschicklichkeit, der schon manche schwierige Unterhandlung zu Ende geführt.
Nicht alle Motive der Venezianer konnte Donato in Rom auseinandersetzen: er kehrte diejenigen hervor, die bei dem Papst Eingang finden konnten, die er eigentlich mit Venedig gemein hatte.
Denn war es nicht offenbar, daß das spanische Ueber- gewicht in dem südlichen Europa sich von Jahr zu Jahr immer gewaltiger erhob? Der Papst fühlte es so gut wie jeder andere italienische Fürst: ohne die Genehmhaltung der Spanier konnte er schon in Italien keinen Schritt thun. Was sollte geschehen wenn sie erst Herrn in Frankreich ge- worden? Diese Betrachtung hauptsächlich, die Ansicht von dem europäischen Gleichgewichte und die Nothwendig- keit seiner Wiederherstellung hob Donato hervor. Er suchte zu zeigen, daß die Republik den Papst nicht zu beleidigen, daß sie vielmehr ein großes Interesse des römischen Stuh- les selbst zu begünstigen, zu beschützen gedacht habe.
Der Papst hörte ihn an, doch schien er unerschütter- lich, nicht zu überzeugen. Donato verzweifelte etwas aus- zurichten, und bat um seine Abschiedsaudienz. Am 16ten Dezember 1589 erhielt er sie, und der Papst machte Miene
augumento della fede cattolica. An diesem Jubiläum will er Nie- mand sehen "per viver a se stesso et a sue divotioni."
BuchVI.Innere Streitigkeiten.
Man ſpricht aber nicht ohne eine Antwort zu verneh- men. Der außerordentliche Geſandte der Venezianer war Leonardo Donato, ein Mitglied jener Geſellſchaft des An- drea Moroſini: ganz in der Geſinnung der kirchlich politi- ſchen Oppoſition: ein Mann von der groͤßten, wir wuͤr- den ſagen, diplomatiſchen Geſchicklichkeit, der ſchon manche ſchwierige Unterhandlung zu Ende gefuͤhrt.
Nicht alle Motive der Venezianer konnte Donato in Rom auseinanderſetzen: er kehrte diejenigen hervor, die bei dem Papſt Eingang finden konnten, die er eigentlich mit Venedig gemein hatte.
Denn war es nicht offenbar, daß das ſpaniſche Ueber- gewicht in dem ſuͤdlichen Europa ſich von Jahr zu Jahr immer gewaltiger erhob? Der Papſt fuͤhlte es ſo gut wie jeder andere italieniſche Fuͤrſt: ohne die Genehmhaltung der Spanier konnte er ſchon in Italien keinen Schritt thun. Was ſollte geſchehen wenn ſie erſt Herrn in Frankreich ge- worden? Dieſe Betrachtung hauptſaͤchlich, die Anſicht von dem europaͤiſchen Gleichgewichte und die Nothwendig- keit ſeiner Wiederherſtellung hob Donato hervor. Er ſuchte zu zeigen, daß die Republik den Papſt nicht zu beleidigen, daß ſie vielmehr ein großes Intereſſe des roͤmiſchen Stuh- les ſelbſt zu beguͤnſtigen, zu beſchuͤtzen gedacht habe.
Der Papſt hoͤrte ihn an, doch ſchien er unerſchuͤtter- lich, nicht zu uͤberzeugen. Donato verzweifelte etwas aus- zurichten, und bat um ſeine Abſchiedsaudienz. Am 16ten Dezember 1589 erhielt er ſie, und der Papſt machte Miene
augumento della fede cattolica. An dieſem Jubilaͤum will er Nie- mand ſehen „per viver a se stesso et a sue divotioni.“
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Buch VI. Innere Streitigkeiten.
Man ſpricht aber nicht ohne eine Antwort zu verneh-
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Leonardo Donato, ein Mitglied jener Geſellſchaft des An-
drea Moroſini: ganz in der Geſinnung der kirchlich politi-
ſchen Oppoſition: ein Mann von der groͤßten, wir wuͤr-
den ſagen, diplomatiſchen Geſchicklichkeit, der ſchon manche
ſchwierige Unterhandlung zu Ende gefuͤhrt.
Nicht alle Motive der Venezianer konnte Donato in
Rom auseinanderſetzen: er kehrte diejenigen hervor, die bei
dem Papſt Eingang finden konnten, die er eigentlich mit
Venedig gemein hatte.
Denn war es nicht offenbar, daß das ſpaniſche Ueber-
gewicht in dem ſuͤdlichen Europa ſich von Jahr zu Jahr
immer gewaltiger erhob? Der Papſt fuͤhlte es ſo gut wie
jeder andere italieniſche Fuͤrſt: ohne die Genehmhaltung der
Spanier konnte er ſchon in Italien keinen Schritt thun.
Was ſollte geſchehen wenn ſie erſt Herrn in Frankreich ge-
worden? Dieſe Betrachtung hauptſaͤchlich, die Anſicht
von dem europaͤiſchen Gleichgewichte und die Nothwendig-
keit ſeiner Wiederherſtellung hob Donato hervor. Er ſuchte
zu zeigen, daß die Republik den Papſt nicht zu beleidigen,
daß ſie vielmehr ein großes Intereſſe des roͤmiſchen Stuh-
les ſelbſt zu beguͤnſtigen, zu beſchuͤtzen gedacht habe.
Der Papſt hoͤrte ihn an, doch ſchien er unerſchuͤtter-
lich, nicht zu uͤberzeugen. Donato verzweifelte etwas aus-
zurichten, und bat um ſeine Abſchiedsaudienz. Am 16ten
Dezember 1589 erhielt er ſie, und der Papſt machte Miene
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1) augumento della fede cattolica. An dieſem Jubilaͤum will er Nie-
mand ſehen „per viver a se stesso et a sue divotioni.“
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/218>, abgerufen am 24.11.2024.
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