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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Letzte Zeiten Sixtus V.

"Ist die Signoria etwa der größte Fürst der Erde,
dem es zusteht Andern ein Beispiel zu geben? Es gibt
noch einen König von Spanien, es gibt noch einen Kaiser."

"Fürchtet sich die Republik etwa vor dem Navarra?
Wir wollen sie vertheidigen, wenn es nöthig ist, aus allen
unsern Kräften: wir haben den Nerv dazu."

"Oder denkt die Republik uns etwas anzuhaben?
Gott selbst würde uns beistehn."

"Die Republik sollte unsre Freundschaft höher achten,
als die Freundschaft Navarras. Wir können sie besser un-
terstützen."

"Ich bitte Euch, thut einen Schritt zurück! Vieles
hat der katholische König zurückgenommen, weil wir es
wünschten: nicht aus Furcht vor uns, denn unsre Macht
ist gegen die seine wie eine Fliege gegen den Elephanten,
sondern aus Liebe, weil es der Papst sagte, der Stellver-
treter Christi, der ihm und allen Andern den Glauben gibt.
So thue auch die Signoria: sie treffe einen Ausweg: es
wird ihr nicht schwer werden: sie hat bejahrte weise Män-
ner genug, von denen Jeder eine Welt zu regieren ver-
möchte." 1)


1) Dispaccio Donato 25 Novbre 1589. Der Papst sprach so
lange, daß die Gesandten sagen: wenn sie alles schreiben wollten,
so würde man anderthalb Stunden im Senate brauchen um es vor-
zulesen. Unter andern trotzt er noch fortwährend auf die Wirkung
der Excommunication. Tre sono stati scommunicati, il re passato,
il principe di Conde, il re di Navarra. Due sono malamente
morti, il terzo ci travaglia e Dio per nostro esercitio lo man-
tiene: ma finira anche esso e terminara male: dubitiamo punto
di lui. -- 2 Dec. Il papa publica un solennissimo giubileo per
invitar ogn'uno a dover pregar S. Divina Ma per la quiete et
Letzte Zeiten Sixtus V.

„Iſt die Signoria etwa der groͤßte Fuͤrſt der Erde,
dem es zuſteht Andern ein Beiſpiel zu geben? Es gibt
noch einen Koͤnig von Spanien, es gibt noch einen Kaiſer.“

„Fuͤrchtet ſich die Republik etwa vor dem Navarra?
Wir wollen ſie vertheidigen, wenn es noͤthig iſt, aus allen
unſern Kraͤften: wir haben den Nerv dazu.“

„Oder denkt die Republik uns etwas anzuhaben?
Gott ſelbſt wuͤrde uns beiſtehn.“

„Die Republik ſollte unſre Freundſchaft hoͤher achten,
als die Freundſchaft Navarras. Wir koͤnnen ſie beſſer un-
terſtuͤtzen.“

„Ich bitte Euch, thut einen Schritt zuruͤck! Vieles
hat der katholiſche Koͤnig zuruͤckgenommen, weil wir es
wuͤnſchten: nicht aus Furcht vor uns, denn unſre Macht
iſt gegen die ſeine wie eine Fliege gegen den Elephanten,
ſondern aus Liebe, weil es der Papſt ſagte, der Stellver-
treter Chriſti, der ihm und allen Andern den Glauben gibt.
So thue auch die Signoria: ſie treffe einen Ausweg: es
wird ihr nicht ſchwer werden: ſie hat bejahrte weiſe Maͤn-
ner genug, von denen Jeder eine Welt zu regieren ver-
moͤchte.“ 1)


1) Dispaccio Donato 25 Novbre 1589. Der Papſt ſprach ſo
lange, daß die Geſandten ſagen: wenn ſie alles ſchreiben wollten,
ſo wuͤrde man anderthalb Stunden im Senate brauchen um es vor-
zuleſen. Unter andern trotzt er noch fortwaͤhrend auf die Wirkung
der Excommunication. Tre sono stati scommunicati, il re passato,
il principe di Conde, il re di Navarra. Due sono malamente
morti, il terzo ci travaglia e Dio per nostro esercitio lo man-
tiene: ma finirà anche esso e terminarà male: dubitiamo punto
di lui. — 2 Dec. Il papa publica un solennissimo giubileo per
invitar ogn’uno a dover pregar S. Divina Mà per la quiete et
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[205/0217] Letzte Zeiten Sixtus V. „Iſt die Signoria etwa der groͤßte Fuͤrſt der Erde, dem es zuſteht Andern ein Beiſpiel zu geben? Es gibt noch einen Koͤnig von Spanien, es gibt noch einen Kaiſer.“ „Fuͤrchtet ſich die Republik etwa vor dem Navarra? Wir wollen ſie vertheidigen, wenn es noͤthig iſt, aus allen unſern Kraͤften: wir haben den Nerv dazu.“ „Oder denkt die Republik uns etwas anzuhaben? Gott ſelbſt wuͤrde uns beiſtehn.“ „Die Republik ſollte unſre Freundſchaft hoͤher achten, als die Freundſchaft Navarras. Wir koͤnnen ſie beſſer un- terſtuͤtzen.“ „Ich bitte Euch, thut einen Schritt zuruͤck! Vieles hat der katholiſche Koͤnig zuruͤckgenommen, weil wir es wuͤnſchten: nicht aus Furcht vor uns, denn unſre Macht iſt gegen die ſeine wie eine Fliege gegen den Elephanten, ſondern aus Liebe, weil es der Papſt ſagte, der Stellver- treter Chriſti, der ihm und allen Andern den Glauben gibt. So thue auch die Signoria: ſie treffe einen Ausweg: es wird ihr nicht ſchwer werden: ſie hat bejahrte weiſe Maͤn- ner genug, von denen Jeder eine Welt zu regieren ver- moͤchte.“ 1) 1) Dispaccio Donato 25 Novbre 1589. Der Papſt ſprach ſo lange, daß die Geſandten ſagen: wenn ſie alles ſchreiben wollten, ſo wuͤrde man anderthalb Stunden im Senate brauchen um es vor- zuleſen. Unter andern trotzt er noch fortwaͤhrend auf die Wirkung der Excommunication. Tre sono stati scommunicati, il re passato, il principe di Conde, il re di Navarra. Due sono malamente morti, il terzo ci travaglia e Dio per nostro esercitio lo man- tiene: ma finirà anche esso e terminarà male: dubitiamo punto di lui. — 2 Dec. Il papa publica un solennissimo giubileo per invitar ogn’uno a dover pregar S. Divina Mà per la quiete et

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/217>, abgerufen am 25.11.2024.