finde, forderten sie nur, daß Genf, wenn es erobert sey, nicht als Festung bestehn solle.
Hierauf rüstete sich der Herzog zum Angriff. Die Genfer verloren den Muth nicht: mit ihren Verbündeten von Bern vereint drangen sie sogar in das herzogliche Gebiet vor: allein gar bald war der Herzog im Vortheil. Die Eingedrungenen wurden wieder verjagt. Der Herzog, der die zunächst an die Schweiz grenzenden Grafschaften nur unter sehr beschränkenden Bedingungen besaß, die ihm durch frühere Friedensschlüsse mit Bern aufgelegt worden, ergriff die Gelegenheit sich zunächst hier vollkommener zum Herrn zu machen. Er verjagte die Protestanten, die er bisher dulden müssen: das ganze Land machte er ausschlie- ßend katholisch. Bisher war ihm verboten gewesen auf diesem Theil seines Gebietes Festungen anzulegen. Jetzt gründete er deren an Stellen, wo sie ihm nicht allein zur Vertheidigung, sondern auch zur Bedrängung von Genf dienen mußten.
Ehe aber diese Verhältnisse sich weiter entwickelten, waren andere Unternehmungen in Gang gekommen, welche noch ungleich wichtigere Erfolge, eine vollständige Umwan- delung der europäischen Verhältnisse erwarten ließen.
Angriff auf England.
Die Niederlande waren zum größern Theile bezwun- gen: und es ward bereits über eine freiwillige Unterwer- fung der übrigen verhandelt: in Deutschland hatte sich die
Buch V. Gegenreformationen.
finde, forderten ſie nur, daß Genf, wenn es erobert ſey, nicht als Feſtung beſtehn ſolle.
Hierauf ruͤſtete ſich der Herzog zum Angriff. Die Genfer verloren den Muth nicht: mit ihren Verbuͤndeten von Bern vereint drangen ſie ſogar in das herzogliche Gebiet vor: allein gar bald war der Herzog im Vortheil. Die Eingedrungenen wurden wieder verjagt. Der Herzog, der die zunaͤchſt an die Schweiz grenzenden Grafſchaften nur unter ſehr beſchraͤnkenden Bedingungen beſaß, die ihm durch fruͤhere Friedensſchluͤſſe mit Bern aufgelegt worden, ergriff die Gelegenheit ſich zunaͤchſt hier vollkommener zum Herrn zu machen. Er verjagte die Proteſtanten, die er bisher dulden muͤſſen: das ganze Land machte er ausſchlie- ßend katholiſch. Bisher war ihm verboten geweſen auf dieſem Theil ſeines Gebietes Feſtungen anzulegen. Jetzt gruͤndete er deren an Stellen, wo ſie ihm nicht allein zur Vertheidigung, ſondern auch zur Bedraͤngung von Genf dienen mußten.
Ehe aber dieſe Verhaͤltniſſe ſich weiter entwickelten, waren andere Unternehmungen in Gang gekommen, welche noch ungleich wichtigere Erfolge, eine vollſtaͤndige Umwan- delung der europaͤiſchen Verhaͤltniſſe erwarten ließen.
Angriff auf England.
Die Niederlande waren zum groͤßern Theile bezwun- gen: und es ward bereits uͤber eine freiwillige Unterwer- fung der uͤbrigen verhandelt: in Deutſchland hatte ſich die
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Buch V. Gegenreformationen.
finde, forderten ſie nur, daß Genf, wenn es erobert ſey,
nicht als Feſtung beſtehn ſolle.
Hierauf ruͤſtete ſich der Herzog zum Angriff. Die
Genfer verloren den Muth nicht: mit ihren Verbuͤndeten
von Bern vereint drangen ſie ſogar in das herzogliche Gebiet
vor: allein gar bald war der Herzog im Vortheil. Die
Eingedrungenen wurden wieder verjagt. Der Herzog, der
die zunaͤchſt an die Schweiz grenzenden Grafſchaften nur
unter ſehr beſchraͤnkenden Bedingungen beſaß, die ihm
durch fruͤhere Friedensſchluͤſſe mit Bern aufgelegt worden,
ergriff die Gelegenheit ſich zunaͤchſt hier vollkommener zum
Herrn zu machen. Er verjagte die Proteſtanten, die er
bisher dulden muͤſſen: das ganze Land machte er ausſchlie-
ßend katholiſch. Bisher war ihm verboten geweſen auf
dieſem Theil ſeines Gebietes Feſtungen anzulegen. Jetzt
gruͤndete er deren an Stellen, wo ſie ihm nicht allein zur
Vertheidigung, ſondern auch zur Bedraͤngung von Genf
dienen mußten.
Ehe aber dieſe Verhaͤltniſſe ſich weiter entwickelten,
waren andere Unternehmungen in Gang gekommen, welche
noch ungleich wichtigere Erfolge, eine vollſtaͤndige Umwan-
delung der europaͤiſchen Verhaͤltniſſe erwarten ließen.
Angriff auf England.
Die Niederlande waren zum groͤßern Theile bezwun-
gen: und es ward bereits uͤber eine freiwillige Unterwer-
fung der uͤbrigen verhandelt: in Deutſchland hatte ſich die
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/170>, abgerufen am 23.11.2024.
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