Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.Die Ligue. vortheilhaften Frieden schließen zu können. Guise dage-gen schwur, wenn ihm Gott Sieg verleihe, so wolle er nicht wieder vom Pferde steigen, bis er die katholische Religion in Frankreich auf immer befestigt habe. Mit sei- nen eigenen, nicht mit den königlichen Truppen überraschte er die Deutschen, welche den Hugenotten zu Hülfe kamen, auf welche diese alle ihre Hoffnungen bauten, bei Auneau, und vernichtete sie gänzlich. Der Papst verglich ihn mit Judas Maccabäus. Er Der König dagegen befand sich in einer durchaus fal- Eine Stimmung, welche nothwendig alles Vertrauen Die Katholiken hielten dafür, daß eben der, der an 1) Dispaccio Morosini bei Tempesti: Vita di Sisto V p.
346. "Il re, tutto che sia monarca si grande, e altrettanto po- vero: e quanto e povero, e altrettanto prodigo: dimostra insigne pieta, e nel stesso tempo aborrisce la sagra lega: e in campo contra gli heretici, e pure e geloso de'progressi catolici." Die Ligue. vortheilhaften Frieden ſchließen zu koͤnnen. Guiſe dage-gen ſchwur, wenn ihm Gott Sieg verleihe, ſo wolle er nicht wieder vom Pferde ſteigen, bis er die katholiſche Religion in Frankreich auf immer befeſtigt habe. Mit ſei- nen eigenen, nicht mit den koͤniglichen Truppen uͤberraſchte er die Deutſchen, welche den Hugenotten zu Huͤlfe kamen, auf welche dieſe alle ihre Hoffnungen bauten, bei Auneau, und vernichtete ſie gaͤnzlich. Der Papſt verglich ihn mit Judas Maccabaͤus. Er Der Koͤnig dagegen befand ſich in einer durchaus fal- Eine Stimmung, welche nothwendig alles Vertrauen Die Katholiken hielten dafuͤr, daß eben der, der an 1) Dispaccio Morosini bei Tempesti: Vita di Sisto V p.
346. „Il re, tutto che sia monarca si grande, è altrettanto po- vero: e quanto è povero, è altrettanto prodigo: dimostra insigne pietà, e nel stesso tempo aborrisce la sagra lega: è in campo contra gli heretici, e pure è geloso de’progressi catolici.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0163" n="151"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Ligue</hi>.</fw><lb/> vortheilhaften Frieden ſchließen zu koͤnnen. Guiſe dage-<lb/> gen ſchwur, wenn ihm Gott Sieg verleihe, ſo wolle er<lb/> nicht wieder vom Pferde ſteigen, bis er die katholiſche<lb/> Religion in Frankreich auf immer befeſtigt habe. Mit ſei-<lb/> nen eigenen, nicht mit den koͤniglichen Truppen uͤberraſchte<lb/> er die Deutſchen, welche den Hugenotten zu Huͤlfe kamen,<lb/> auf welche dieſe alle ihre Hoffnungen bauten, bei Auneau,<lb/> und vernichtete ſie gaͤnzlich.</p><lb/> <p>Der Papſt verglich ihn mit Judas Maccabaͤus. Er<lb/> war eine großartige Natur, die das Volk in freiwilliger<lb/> Verehrung mit ſich fortriß. Er wurde der Abgott aller<lb/> Katholiken.</p><lb/> <p>Der Koͤnig dagegen befand ſich in einer durchaus fal-<lb/> ſchen Stellung: er wußte ſelbſt nicht was er thun, nicht<lb/> einmal was er wuͤnſchen ſollte. Der paͤpſtliche Geſandte<lb/> Moroſini findet, er beſtehe gleichſam aus zwei Perſonen:<lb/> er wuͤnſche die Niederlagen der Hugenotten, und fuͤrchte ſie<lb/> eben ſo ſehr: er fuͤrchte die Niederlagen der Katholiken, und<lb/> wuͤnſche ſie doch auch: durch dieſen innern Zwieſpalt ſey es<lb/> dahin gekommen, daß er ſeinen Neigungen nicht mehr folge,<lb/> ſeinen eigenen Gedanken nicht mehr glaube <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Dispaccio Morosini</hi> bei <hi rendition="#aq">Tempesti: Vita di Sisto V p.<lb/> 346. „Il re, tutto che sia monarca si grande, è altrettanto po-<lb/> vero: e quanto è povero, è altrettanto prodigo: dimostra insigne<lb/> pietà, e nel stesso tempo aborrisce la sagra lega: è in campo<lb/> contra gli heretici, e pure è geloso de’progressi catolici.“</hi></note>.</p><lb/> <p>Eine Stimmung, welche nothwendig alles Vertrauen<lb/> raubt und gerades Wegs ins Verderben fuͤhrt.</p><lb/> <p>Die Katholiken hielten dafuͤr, daß eben der, der an<lb/> ihrer Spitze ſtehe, insgeheim wider ſie ſey: jede fluͤchtige<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [151/0163]
Die Ligue.
vortheilhaften Frieden ſchließen zu koͤnnen. Guiſe dage-
gen ſchwur, wenn ihm Gott Sieg verleihe, ſo wolle er
nicht wieder vom Pferde ſteigen, bis er die katholiſche
Religion in Frankreich auf immer befeſtigt habe. Mit ſei-
nen eigenen, nicht mit den koͤniglichen Truppen uͤberraſchte
er die Deutſchen, welche den Hugenotten zu Huͤlfe kamen,
auf welche dieſe alle ihre Hoffnungen bauten, bei Auneau,
und vernichtete ſie gaͤnzlich.
Der Papſt verglich ihn mit Judas Maccabaͤus. Er
war eine großartige Natur, die das Volk in freiwilliger
Verehrung mit ſich fortriß. Er wurde der Abgott aller
Katholiken.
Der Koͤnig dagegen befand ſich in einer durchaus fal-
ſchen Stellung: er wußte ſelbſt nicht was er thun, nicht
einmal was er wuͤnſchen ſollte. Der paͤpſtliche Geſandte
Moroſini findet, er beſtehe gleichſam aus zwei Perſonen:
er wuͤnſche die Niederlagen der Hugenotten, und fuͤrchte ſie
eben ſo ſehr: er fuͤrchte die Niederlagen der Katholiken, und
wuͤnſche ſie doch auch: durch dieſen innern Zwieſpalt ſey es
dahin gekommen, daß er ſeinen Neigungen nicht mehr folge,
ſeinen eigenen Gedanken nicht mehr glaube 1).
Eine Stimmung, welche nothwendig alles Vertrauen
raubt und gerades Wegs ins Verderben fuͤhrt.
Die Katholiken hielten dafuͤr, daß eben der, der an
ihrer Spitze ſtehe, insgeheim wider ſie ſey: jede fluͤchtige
1) Dispaccio Morosini bei Tempesti: Vita di Sisto V p.
346. „Il re, tutto che sia monarca si grande, è altrettanto po-
vero: e quanto è povero, è altrettanto prodigo: dimostra insigne
pietà, e nel stesso tempo aborrisce la sagra lega: è in campo
contra gli heretici, e pure è geloso de’progressi catolici.“
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