an seinen Finger gesteckt und die kaiserliche Krone empfan- gen hatte, bezeichnete er nach seinem Gutdünken denjenigen, der den päpstlichen Stuhl besteigen sollte. Es folgten einander vier deutsche Päpste, alle von ihm ernannt; bei der Erledigung der höchsten geistlichen Würde erschienen die Abgeordneten von Rom nicht anders, als die Gesandten anderer Bisthümer an dem kaiserlichen Hoflager, um sich den Nachfolger bestimmen zu lassen.
Bei dieser Lage der Dinge war es dem Kaiser selbst erwünscht, wenn das Papstthum in bedeutendem Ansehn stand. Heinrich III. beförderte die Reformationen, welche die von ihm gesetzten Päpste unternahmen; der Zuwachs ihrer Gewalt erregte ihm keine Eifersucht. Daß Leo IX. dem Willen des Königs von Frankreich zum Trotz, eine Synode zu Rheims hielt, französische Bischöfe einsetzte und absetzte, und die feierliche Erklärung empfing, der Papst sey der einzige Primas der allgemeinen Kirche, konnte dem Kaiser ganz recht seyn, so lange er nur selber über das Papstthum verfügte. Es gehörte dieß mit zu dem obersten Ansehen, das er in Europa in Anspruch nahm. In ein ähnliches Verhältniß, wie durch den Erzbischof von Bre- men zu dem Norden, kam er durch den Papst zu den übri- gen Mächten der Christenheit.
Es war aber hierbei auch eine große Gefahr.
Ganz ein anderes Institut war der geistliche Stand in den germanischen und germanisirten Reichen geworden, als er in dem römischen gewesen. Es war ihm ein gro- ßer Theil der politischen Gewalt übertragen: er hatte fürst- liche Macht. Wir sehen, noch hing er von dem Kaiser,
Kap. I. Epochen des Papſtthums.
an ſeinen Finger geſteckt und die kaiſerliche Krone empfan- gen hatte, bezeichnete er nach ſeinem Gutduͤnken denjenigen, der den paͤpſtlichen Stuhl beſteigen ſollte. Es folgten einander vier deutſche Paͤpſte, alle von ihm ernannt; bei der Erledigung der hoͤchſten geiſtlichen Wuͤrde erſchienen die Abgeordneten von Rom nicht anders, als die Geſandten anderer Bisthuͤmer an dem kaiſerlichen Hoflager, um ſich den Nachfolger beſtimmen zu laſſen.
Bei dieſer Lage der Dinge war es dem Kaiſer ſelbſt erwuͤnſcht, wenn das Papſtthum in bedeutendem Anſehn ſtand. Heinrich III. befoͤrderte die Reformationen, welche die von ihm geſetzten Paͤpſte unternahmen; der Zuwachs ihrer Gewalt erregte ihm keine Eiferſucht. Daß Leo IX. dem Willen des Koͤnigs von Frankreich zum Trotz, eine Synode zu Rheims hielt, franzoͤſiſche Biſchoͤfe einſetzte und abſetzte, und die feierliche Erklaͤrung empfing, der Papſt ſey der einzige Primas der allgemeinen Kirche, konnte dem Kaiſer ganz recht ſeyn, ſo lange er nur ſelber uͤber das Papſtthum verfuͤgte. Es gehoͤrte dieß mit zu dem oberſten Anſehen, das er in Europa in Anſpruch nahm. In ein aͤhnliches Verhaͤltniß, wie durch den Erzbiſchof von Bre- men zu dem Norden, kam er durch den Papſt zu den uͤbri- gen Maͤchten der Chriſtenheit.
Es war aber hierbei auch eine große Gefahr.
Ganz ein anderes Inſtitut war der geiſtliche Stand in den germaniſchen und germaniſirten Reichen geworden, als er in dem roͤmiſchen geweſen. Es war ihm ein gro- ßer Theil der politiſchen Gewalt uͤbertragen: er hatte fuͤrſt- liche Macht. Wir ſehen, noch hing er von dem Kaiſer,
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Kap. I. Epochen des Papſtthums.
an ſeinen Finger geſteckt und die kaiſerliche Krone empfan-
gen hatte, bezeichnete er nach ſeinem Gutduͤnken denjenigen,
der den paͤpſtlichen Stuhl beſteigen ſollte. Es folgten
einander vier deutſche Paͤpſte, alle von ihm ernannt; bei
der Erledigung der hoͤchſten geiſtlichen Wuͤrde erſchienen die
Abgeordneten von Rom nicht anders, als die Geſandten
anderer Bisthuͤmer an dem kaiſerlichen Hoflager, um ſich
den Nachfolger beſtimmen zu laſſen.
Bei dieſer Lage der Dinge war es dem Kaiſer ſelbſt
erwuͤnſcht, wenn das Papſtthum in bedeutendem Anſehn
ſtand. Heinrich III. befoͤrderte die Reformationen, welche
die von ihm geſetzten Paͤpſte unternahmen; der Zuwachs
ihrer Gewalt erregte ihm keine Eiferſucht. Daß Leo IX.
dem Willen des Koͤnigs von Frankreich zum Trotz, eine
Synode zu Rheims hielt, franzoͤſiſche Biſchoͤfe einſetzte und
abſetzte, und die feierliche Erklaͤrung empfing, der Papſt
ſey der einzige Primas der allgemeinen Kirche, konnte dem
Kaiſer ganz recht ſeyn, ſo lange er nur ſelber uͤber das
Papſtthum verfuͤgte. Es gehoͤrte dieß mit zu dem oberſten
Anſehen, das er in Europa in Anſpruch nahm. In ein
aͤhnliches Verhaͤltniß, wie durch den Erzbiſchof von Bre-
men zu dem Norden, kam er durch den Papſt zu den uͤbri-
gen Maͤchten der Chriſtenheit.
Es war aber hierbei auch eine große Gefahr.
Ganz ein anderes Inſtitut war der geiſtliche Stand
in den germaniſchen und germaniſirten Reichen geworden,
als er in dem roͤmiſchen geweſen. Es war ihm ein gro-
ßer Theil der politiſchen Gewalt uͤbertragen: er hatte fuͤrſt-
liche Macht. Wir ſehen, noch hing er von dem Kaiſer,
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/52>, abgerufen am 24.11.2024.
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