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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Paul IV.
nicht ertragen lernen. Das Haus Caraffa, aus dem er
stammte, gehörte zu der französischen Partei; unzählige
Mahle hatte es wider Castilianer und Catalanen die Waffen
geführt; noch 1528 hatte es sich zu den Franzosen geschla-
gen; während der Unruhen von 1547 war es Johann Pe-
ter Caraffa, der Paul III. den Rath gab, sich Neapels zu
bemächtigen. Zu diesem Parteihaß aber kam noch ein an-
derer. Caraffa hatte immer behauptet, Carl V. begünstige
aus Eifersucht gegen den Papst die Protestanten: den Fort-
gang dieser Partei schrieb er dem Kaiser selber zu 1).
Wohl kannte ihn dieser. Er stieß ihn einst aus dem für
die Verwaltung von Neapel gebildeten Rathe; er ließ ihn
nie zu ruhigem Besitz seiner neapolitanischen Kirchenäm-
ter gelangen; überdieß hat er ihn zuweilen wegen seiner
Declamationen in dem Consistorium ernstlich bedeutet.
Um so heftiger, wie man denken kann, steigerte sich der
Widerwille des Caraffa. Er haßte den Kaiser als Neapo-
litaner und Italiener, als Katholik und als Papst. Neben
seinem reformatorischen Eifer hegte er keine andere Leiden-
schaft als diesen Haß.

Kaum hatte er Besitz von dem Pontificat ergriffen,
-- nicht ohne ein gewisses Selbstgefühl, wenn er den Rö-
mern Taxen erließ, Getreide zuführte, und sich dafür eine
Bildsäule errichten sah, wenn er im Gepränge eines präch-

Duca di Milano, che furno li primi che guastarono cosi nobil
instrumento d'Italia
Bei Navagero.
1) Memoriale dato a Annibale Rucellai Sept. 1555. (Infor-
matt. Pol. T. XXIV.) chiamava liberamenti la Ma. S. Cesarea
fautore di heretici e di scismatici.

Paul IV.
nicht ertragen lernen. Das Haus Caraffa, aus dem er
ſtammte, gehoͤrte zu der franzoͤſiſchen Partei; unzaͤhlige
Mahle hatte es wider Caſtilianer und Catalanen die Waffen
gefuͤhrt; noch 1528 hatte es ſich zu den Franzoſen geſchla-
gen; waͤhrend der Unruhen von 1547 war es Johann Pe-
ter Caraffa, der Paul III. den Rath gab, ſich Neapels zu
bemaͤchtigen. Zu dieſem Parteihaß aber kam noch ein an-
derer. Caraffa hatte immer behauptet, Carl V. beguͤnſtige
aus Eiferſucht gegen den Papſt die Proteſtanten: den Fort-
gang dieſer Partei ſchrieb er dem Kaiſer ſelber zu 1).
Wohl kannte ihn dieſer. Er ſtieß ihn einſt aus dem fuͤr
die Verwaltung von Neapel gebildeten Rathe; er ließ ihn
nie zu ruhigem Beſitz ſeiner neapolitaniſchen Kirchenaͤm-
ter gelangen; uͤberdieß hat er ihn zuweilen wegen ſeiner
Declamationen in dem Conſiſtorium ernſtlich bedeutet.
Um ſo heftiger, wie man denken kann, ſteigerte ſich der
Widerwille des Caraffa. Er haßte den Kaiſer als Neapo-
litaner und Italiener, als Katholik und als Papſt. Neben
ſeinem reformatoriſchen Eifer hegte er keine andere Leiden-
ſchaft als dieſen Haß.

Kaum hatte er Beſitz von dem Pontificat ergriffen,
— nicht ohne ein gewiſſes Selbſtgefuͤhl, wenn er den Roͤ-
mern Taxen erließ, Getreide zufuͤhrte, und ſich dafuͤr eine
Bildſaͤule errichten ſah, wenn er im Gepraͤnge eines praͤch-

Duca di Milano, che furno li primi che guastarono cosi nobil
instrumento d’Italia
Bei Navagero.
1) Memoriale dato a Annibale Rucellai Sept. 1555. (Infor-
matt. Pol. T. XXIV.) chiamava liberamenti la Mà. S. Cesarea
fautore di heretici e di scismatici.
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[283/0309] Paul IV. nicht ertragen lernen. Das Haus Caraffa, aus dem er ſtammte, gehoͤrte zu der franzoͤſiſchen Partei; unzaͤhlige Mahle hatte es wider Caſtilianer und Catalanen die Waffen gefuͤhrt; noch 1528 hatte es ſich zu den Franzoſen geſchla- gen; waͤhrend der Unruhen von 1547 war es Johann Pe- ter Caraffa, der Paul III. den Rath gab, ſich Neapels zu bemaͤchtigen. Zu dieſem Parteihaß aber kam noch ein an- derer. Caraffa hatte immer behauptet, Carl V. beguͤnſtige aus Eiferſucht gegen den Papſt die Proteſtanten: den Fort- gang dieſer Partei ſchrieb er dem Kaiſer ſelber zu 1). Wohl kannte ihn dieſer. Er ſtieß ihn einſt aus dem fuͤr die Verwaltung von Neapel gebildeten Rathe; er ließ ihn nie zu ruhigem Beſitz ſeiner neapolitaniſchen Kirchenaͤm- ter gelangen; uͤberdieß hat er ihn zuweilen wegen ſeiner Declamationen in dem Conſiſtorium ernſtlich bedeutet. Um ſo heftiger, wie man denken kann, ſteigerte ſich der Widerwille des Caraffa. Er haßte den Kaiſer als Neapo- litaner und Italiener, als Katholik und als Papſt. Neben ſeinem reformatoriſchen Eifer hegte er keine andere Leiden- ſchaft als dieſen Haß. Kaum hatte er Beſitz von dem Pontificat ergriffen, — nicht ohne ein gewiſſes Selbſtgefuͤhl, wenn er den Roͤ- mern Taxen erließ, Getreide zufuͤhrte, und ſich dafuͤr eine Bildſaͤule errichten ſah, wenn er im Gepraͤnge eines praͤch- 1) 1) Memoriale dato a Annibale Rucellai Sept. 1555. (Infor- matt. Pol. T. XXIV.) chiamava liberamenti la Mà. S. Cesarea fautore di heretici e di scismatici. 1) Duca di Milano, che furno li primi che guastarono cosi nobil instrumento d’Italia Bei Navagero.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/309>, abgerufen am 23.11.2024.