Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Buch III. Die Päpste um d. Mitte d. 16. Jahrh. Nehmt mich, sagte einer von ihnen, der Cardinal Monte:den andern Tag mache ich Euch meinen Lieblingshausge- nossen zum Collegen-Cardinal. Ich frage, ob wir ihn neh- men sollen, sagte ein andrer, Sfondrato, als sie ausein- andergegangen waren 1). Da Monte für aufbrausend und jähzornig galt, hatte er auch sonst wenig Hoffnung: auf seinen Namen wurden die geringsten Wetten gewagt. Des- senungeachtet kam es so, daß er gewählt wurde (7. Febr. 1550). Zum Andenken an Julius II., dessen Kämmerer er gewesen, nannte er sich Julius III. An dem kaiserlichen Hofe erheiterten sich alle Gesich- Dem Kaiser lag noch immer sehr viel daran, daß das 1) Dandolo Relatione 1551: Questo revmo. di Monte se ben
subito in consideratione di ogn' uno, ma all' incontro ogn' uno parlava tanto della sua colera e subitezza che ne passo mai che di pochissima scommessa. Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh. Nehmt mich, ſagte einer von ihnen, der Cardinal Monte:den andern Tag mache ich Euch meinen Lieblingshausge- noſſen zum Collegen-Cardinal. Ich frage, ob wir ihn neh- men ſollen, ſagte ein andrer, Sfondrato, als ſie ausein- andergegangen waren 1). Da Monte fuͤr aufbrauſend und jaͤhzornig galt, hatte er auch ſonſt wenig Hoffnung: auf ſeinen Namen wurden die geringſten Wetten gewagt. Deſ- ſenungeachtet kam es ſo, daß er gewaͤhlt wurde (7. Febr. 1550). Zum Andenken an Julius II., deſſen Kaͤmmerer er geweſen, nannte er ſich Julius III. An dem kaiſerlichen Hofe erheiterten ſich alle Geſich- Dem Kaiſer lag noch immer ſehr viel daran, daß das 1) Dandolo Relatione 1551: Questo revmo. di Monte se ben
subito in consideratione di ogn’ uno, ma all’ incontro ogn’ uno parlava tanto della sua colera e subitezza che ne passò mai che di pochissima scommessa. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0296" n="270"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#g">Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.</hi></fw><lb/> Nehmt mich, ſagte einer von ihnen, der Cardinal Monte:<lb/> den andern Tag mache ich Euch meinen Lieblingshausge-<lb/> noſſen zum Collegen-Cardinal. Ich frage, ob wir ihn neh-<lb/> men ſollen, ſagte ein andrer, Sfondrato, als ſie ausein-<lb/> andergegangen waren <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Dandolo Relatione 1551: Questo rev<hi rendition="#sup">mo</hi>. di Monte se ben<lb/> subito in consideratione di ogn’ uno, ma all’ incontro ogn’ uno<lb/> parlava tanto della sua colera e subitezza che ne passò mai che<lb/> di pochissima scommessa.</hi></note>. Da Monte fuͤr aufbrauſend und<lb/> jaͤhzornig galt, hatte er auch ſonſt wenig Hoffnung: auf<lb/> ſeinen Namen wurden die geringſten Wetten gewagt. Deſ-<lb/> ſenungeachtet kam es ſo, daß er gewaͤhlt wurde (7. Febr.<lb/> 1550). Zum Andenken an Julius <hi rendition="#aq">II.,</hi> deſſen Kaͤmmerer<lb/> er geweſen, nannte er ſich Julius <hi rendition="#aq">III.</hi></p><lb/> <p>An dem kaiſerlichen Hofe erheiterten ſich alle Geſich-<lb/> ter, als man dieſe Wahl erfuhr. Herzog Coſimo hatte das<lb/> Meiſte zu derſelben beigetragen. Zu der hohen Stufe von<lb/> Gluͤck und Macht, auf welcher ſich der Kaiſer damals be-<lb/> fand, gehoͤrte es mit, daß endlich auch ein ergebener Papſt,<lb/> auf den man zaͤhlen konnte, den roͤmiſchen Stuhl beſtieg.<lb/> Es ſchien ſogleich, als wuͤrden die oͤffentlichen Geſchaͤfte<lb/> nun einen andern Gang nehmen.</p><lb/> <p>Dem Kaiſer lag noch immer ſehr viel daran, daß das<lb/> Concilium wieder in Trient zu Stande kaͤme: noch immer<lb/> hoffte er die Proteſtanten zu noͤthigen, es zu beſuchen, ſich<lb/> ihm zu unterwerfen. Gern ging der neue Papſt auf die-<lb/> ſen Antrag ein. Wenn er ja auf die Schwierigkeiten auf-<lb/> merkſam machte, die in der Sache lagen, ſo beſorgte er<lb/> nur, man moͤchte das fuͤr Ausfluͤchte nehmen: er ward<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [270/0296]
Buch III. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 16. Jahrh.
Nehmt mich, ſagte einer von ihnen, der Cardinal Monte:
den andern Tag mache ich Euch meinen Lieblingshausge-
noſſen zum Collegen-Cardinal. Ich frage, ob wir ihn neh-
men ſollen, ſagte ein andrer, Sfondrato, als ſie ausein-
andergegangen waren 1). Da Monte fuͤr aufbrauſend und
jaͤhzornig galt, hatte er auch ſonſt wenig Hoffnung: auf
ſeinen Namen wurden die geringſten Wetten gewagt. Deſ-
ſenungeachtet kam es ſo, daß er gewaͤhlt wurde (7. Febr.
1550). Zum Andenken an Julius II., deſſen Kaͤmmerer
er geweſen, nannte er ſich Julius III.
An dem kaiſerlichen Hofe erheiterten ſich alle Geſich-
ter, als man dieſe Wahl erfuhr. Herzog Coſimo hatte das
Meiſte zu derſelben beigetragen. Zu der hohen Stufe von
Gluͤck und Macht, auf welcher ſich der Kaiſer damals be-
fand, gehoͤrte es mit, daß endlich auch ein ergebener Papſt,
auf den man zaͤhlen konnte, den roͤmiſchen Stuhl beſtieg.
Es ſchien ſogleich, als wuͤrden die oͤffentlichen Geſchaͤfte
nun einen andern Gang nehmen.
Dem Kaiſer lag noch immer ſehr viel daran, daß das
Concilium wieder in Trient zu Stande kaͤme: noch immer
hoffte er die Proteſtanten zu noͤthigen, es zu beſuchen, ſich
ihm zu unterwerfen. Gern ging der neue Papſt auf die-
ſen Antrag ein. Wenn er ja auf die Schwierigkeiten auf-
merkſam machte, die in der Sache lagen, ſo beſorgte er
nur, man moͤchte das fuͤr Ausfluͤchte nehmen: er ward
1) Dandolo Relatione 1551: Questo revmo. di Monte se ben
subito in consideratione di ogn’ uno, ma all’ incontro ogn’ uno
parlava tanto della sua colera e subitezza che ne passò mai che
di pochissima scommessa.
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