nicht müde zu versichern, dem sey nicht so; er habe sein Lebtage ohne Verstellung gehandelt und wolle dabei blei- ben; in der That setzte er die Reassumtion des Conciliums auf das Frühjahr 1551 an; er erklärte, er mache dabei weder Pacta noch Bedingungen 1).
Nur war mit der Geneigtheit des Papstes lange nicht mehr alles gewonnen.
Ottavio Farnese hatte auf einen Beschluß der Cardi- näle im Conclave, den Julius ausführte, Parma wieder- bekommen. Es war dieß nicht gegen den Willen des Kai- sers geschehen: eine Zeitlang ward noch zwischen beiden unterhandelt; und man hegte einige Hoffnung auf die Her- stellung eines guten Verhältnisses. Einmal aber wollte sich der Kaiser nicht entschließen, ihm Piacenza wieder einzu- räumen: auch die Ortschaften, die Gonzaga auf dem Gebiet von Parma eingenommen, behielt er in seiner Hand: sodann behauptete sich Ottavio fortwährend in einer kriegerischen Stellung 2). Nach so vielen wechselseitigen Beleidigungen gab es keine Möglichkeit eines wahren Vertrauens zwischen beiden. Es ist wahr, der Tod Pauls III. hatte seinen En- keln eine große Stütze entrissen: aber er hatte sie auch be- freit. Jetzt brauchten sie keine Rücksicht weiter auf die allgemeinen, auf die kirchlichen Verhältnisse zu nehmen: ausschließend nach ihrem eigenen Interesse konnten sie ihre
1)Lettere del Nunzio Pighino 12, e. 15 Aug. 1550. Inff. Polit. XIX.
2)Gosellini Vita di Ferr. Gonzaga, und die im 3ten Buche enthaltene Rechtfertigung Gonzaga's gegen die Beschuldigung, daß er den Krieg veranlaßt habe, setzen diese Wendung der Dinge authen- tisch auseinander.
JuliusIII.
nicht muͤde zu verſichern, dem ſey nicht ſo; er habe ſein Lebtage ohne Verſtellung gehandelt und wolle dabei blei- ben; in der That ſetzte er die Reaſſumtion des Conciliums auf das Fruͤhjahr 1551 an; er erklaͤrte, er mache dabei weder Pacta noch Bedingungen 1).
Nur war mit der Geneigtheit des Papſtes lange nicht mehr alles gewonnen.
Ottavio Farneſe hatte auf einen Beſchluß der Cardi- naͤle im Conclave, den Julius ausfuͤhrte, Parma wieder- bekommen. Es war dieß nicht gegen den Willen des Kai- ſers geſchehen: eine Zeitlang ward noch zwiſchen beiden unterhandelt; und man hegte einige Hoffnung auf die Her- ſtellung eines guten Verhaͤltniſſes. Einmal aber wollte ſich der Kaiſer nicht entſchließen, ihm Piacenza wieder einzu- raͤumen: auch die Ortſchaften, die Gonzaga auf dem Gebiet von Parma eingenommen, behielt er in ſeiner Hand: ſodann behauptete ſich Ottavio fortwaͤhrend in einer kriegeriſchen Stellung 2). Nach ſo vielen wechſelſeitigen Beleidigungen gab es keine Moͤglichkeit eines wahren Vertrauens zwiſchen beiden. Es iſt wahr, der Tod Pauls III. hatte ſeinen En- keln eine große Stuͤtze entriſſen: aber er hatte ſie auch be- freit. Jetzt brauchten ſie keine Ruͤckſicht weiter auf die allgemeinen, auf die kirchlichen Verhaͤltniſſe zu nehmen: ausſchließend nach ihrem eigenen Intereſſe konnten ſie ihre
1)Lettere del Nunzio Pighino 12, e. 15 Aug. 1550. Inff. Polit. XIX.
2)Gosellini Vita di Ferr. Gonzaga, und die im 3ten Buche enthaltene Rechtfertigung Gonzaga’s gegen die Beſchuldigung, daß er den Krieg veranlaßt habe, ſetzen dieſe Wendung der Dinge authen- tiſch auseinander.
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Julius III.
nicht muͤde zu verſichern, dem ſey nicht ſo; er habe ſein
Lebtage ohne Verſtellung gehandelt und wolle dabei blei-
ben; in der That ſetzte er die Reaſſumtion des Conciliums
auf das Fruͤhjahr 1551 an; er erklaͤrte, er mache dabei
weder Pacta noch Bedingungen 1).
Nur war mit der Geneigtheit des Papſtes lange nicht
mehr alles gewonnen.
Ottavio Farneſe hatte auf einen Beſchluß der Cardi-
naͤle im Conclave, den Julius ausfuͤhrte, Parma wieder-
bekommen. Es war dieß nicht gegen den Willen des Kai-
ſers geſchehen: eine Zeitlang ward noch zwiſchen beiden
unterhandelt; und man hegte einige Hoffnung auf die Her-
ſtellung eines guten Verhaͤltniſſes. Einmal aber wollte ſich
der Kaiſer nicht entſchließen, ihm Piacenza wieder einzu-
raͤumen: auch die Ortſchaften, die Gonzaga auf dem Gebiet
von Parma eingenommen, behielt er in ſeiner Hand: ſodann
behauptete ſich Ottavio fortwaͤhrend in einer kriegeriſchen
Stellung 2). Nach ſo vielen wechſelſeitigen Beleidigungen
gab es keine Moͤglichkeit eines wahren Vertrauens zwiſchen
beiden. Es iſt wahr, der Tod Pauls III. hatte ſeinen En-
keln eine große Stuͤtze entriſſen: aber er hatte ſie auch be-
freit. Jetzt brauchten ſie keine Ruͤckſicht weiter auf die
allgemeinen, auf die kirchlichen Verhaͤltniſſe zu nehmen:
ausſchließend nach ihrem eigenen Intereſſe konnten ſie ihre
1) Lettere del Nunzio Pighino 12, e. 15 Aug. 1550. Inff.
Polit. XIX.
2) Gosellini Vita di Ferr. Gonzaga, und die im 3ten Buche
enthaltene Rechtfertigung Gonzaga’s gegen die Beſchuldigung, daß er
den Krieg veranlaßt habe, ſetzen dieſe Wendung der Dinge authen-
tiſch auseinander.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/297>, abgerufen am 26.06.2024.
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