Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Paul III. In der Regel treiben Beleidigungen zu einem äußer- Der Kaiser war zu mächtig, um noch etwas Ernst- 1) "Hazer intender a V. M. como en el interim ay 7 o 8
heregias." Mendoca 10 Juni 1548. In den Lettere del com- mendatore Annibal Caro scritte al nome del Cl. Farnese, die sonst mit großer Zurückhaltung verfaßt sind, findet sich I, 65. doch ein Schreiben an den Cl. Sfondrato in Bezug auf das Inte- rim, worin es heißt, "der Kaiser habe einen Scandal in der Christenheit gegeben: er hätte wohl etwas Besseres vornehmen können." Paul III. In der Regel treiben Beleidigungen zu einem aͤußer- Der Kaiſer war zu maͤchtig, um noch etwas Ernſt- 1) „Hazer intender a V. M. como en el interim ay 7 o 8
heregias.“ Mendoça 10 Juni 1548. In den Lettere del com- mendatore Annibal Caro scritte al nome del Cl. Farnese, die ſonſt mit großer Zuruͤckhaltung verfaßt ſind, findet ſich I, 65. doch ein Schreiben an den Cl. Sfondrato in Bezug auf das Inte- rim, worin es heißt, „der Kaiſer habe einen Scandal in der Chriſtenheit gegeben: er haͤtte wohl etwas Beſſeres vornehmen koͤnnen.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0289" n="263"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Paul</hi> <hi rendition="#aq">III.</hi> </fw><lb/> <p>In der Regel treiben Beleidigungen zu einem aͤußer-<lb/> ſten Entſchluß. Doch giebt es auch Naturen, in denen das<lb/> nicht der Fall iſt, die auch dann noch uͤberlegen, wenn ſie<lb/> ſich am tiefſten verletzt fuͤhlen, nicht weil das Gefuͤhl der<lb/> Rache minder ſtark in ihnen waͤre, ſondern weil das Be-<lb/> wußtſeyn der fremden Ueberlegenheit ſie gewaltiger uͤber-<lb/> meiſtert; die Klugheit, welche eine Vorausſicht der Zu-<lb/> kunft iſt, uͤberwiegt in ihnen; die großen Widerwaͤrtigkei-<lb/> ten empoͤren ſie nicht, ſondern machen ſie muthlos, ſchwan-<lb/> kend und ſchwach.</p><lb/> <p>Der Kaiſer war zu maͤchtig, um noch etwas Ernſt-<lb/> liches von den Farneſen fuͤrchten zu muͤſſen. Er ſchritt<lb/> auf ſeinem Wege, ohne auf ſie Ruͤckſicht zu nehmen, wei-<lb/> ter. Feierlich proteſtirte er gegen die Sitzungen des Con-<lb/> ciliums in Bologna: alle Acte, die man daſelbſt vorneh-<lb/> men werde, erklaͤrte er im Voraus fuͤr null und nichtig.<lb/> Im Jahre 1548 publicirte er das Interim in Deutſchland.<lb/> So unertraͤglich es der Papſt fand, daß der Kaiſer eine<lb/> Norm des Glaubens vorſchreiben wolle, ſo lebhaft er ſich<lb/> beklagte, daß man die Kirchenguͤter ihren gegenwaͤrtigen<lb/> Beſitzern laſſe: — Cardinal Farneſe ſagte uͤberdieß, er<lb/> wolle ſieben bis acht Ketzereien darin aufzeigen <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">„Hazer intender a V. M. como en el interim ay 7 o 8<lb/> heregias.“ Mendoça 10 Juni 1548.</hi> In den <hi rendition="#aq">Lettere del com-<lb/> mendatore Annibal Caro scritte al nome del C<hi rendition="#sup">l.</hi> Farnese,</hi> die<lb/> ſonſt mit großer Zuruͤckhaltung verfaßt ſind, findet ſich <hi rendition="#aq">I,</hi> 65. doch<lb/> ein Schreiben an den Cl. Sfondrato in Bezug auf das Inte-<lb/> rim, worin es heißt, „der Kaiſer habe einen Scandal in der<lb/> Chriſtenheit gegeben: er haͤtte wohl etwas Beſſeres vornehmen<lb/> koͤnnen.“</note> — ſo ließ<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [263/0289]
Paul III.
In der Regel treiben Beleidigungen zu einem aͤußer-
ſten Entſchluß. Doch giebt es auch Naturen, in denen das
nicht der Fall iſt, die auch dann noch uͤberlegen, wenn ſie
ſich am tiefſten verletzt fuͤhlen, nicht weil das Gefuͤhl der
Rache minder ſtark in ihnen waͤre, ſondern weil das Be-
wußtſeyn der fremden Ueberlegenheit ſie gewaltiger uͤber-
meiſtert; die Klugheit, welche eine Vorausſicht der Zu-
kunft iſt, uͤberwiegt in ihnen; die großen Widerwaͤrtigkei-
ten empoͤren ſie nicht, ſondern machen ſie muthlos, ſchwan-
kend und ſchwach.
Der Kaiſer war zu maͤchtig, um noch etwas Ernſt-
liches von den Farneſen fuͤrchten zu muͤſſen. Er ſchritt
auf ſeinem Wege, ohne auf ſie Ruͤckſicht zu nehmen, wei-
ter. Feierlich proteſtirte er gegen die Sitzungen des Con-
ciliums in Bologna: alle Acte, die man daſelbſt vorneh-
men werde, erklaͤrte er im Voraus fuͤr null und nichtig.
Im Jahre 1548 publicirte er das Interim in Deutſchland.
So unertraͤglich es der Papſt fand, daß der Kaiſer eine
Norm des Glaubens vorſchreiben wolle, ſo lebhaft er ſich
beklagte, daß man die Kirchenguͤter ihren gegenwaͤrtigen
Beſitzern laſſe: — Cardinal Farneſe ſagte uͤberdieß, er
wolle ſieben bis acht Ketzereien darin aufzeigen 1) — ſo ließ
1) „Hazer intender a V. M. como en el interim ay 7 o 8
heregias.“ Mendoça 10 Juni 1548. In den Lettere del com-
mendatore Annibal Caro scritte al nome del Cl. Farnese, die
ſonſt mit großer Zuruͤckhaltung verfaßt ſind, findet ſich I, 65. doch
ein Schreiben an den Cl. Sfondrato in Bezug auf das Inte-
rim, worin es heißt, „der Kaiſer habe einen Scandal in der
Chriſtenheit gegeben: er haͤtte wohl etwas Beſſeres vornehmen
koͤnnen.“
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