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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Paul III.
"habe er gelesen, es während seines Cardinalates von An-
dern gehört, und in Erfahrung gebracht seit er selbst Papst
sey, daß der heilige Stuhl sich in Macht und Aufnahme
befunden, so oft er mit Frankreich Bund gehabt, dagegen
wo nicht, immer Verluste gelitten habe; er könne es Leo
dem Zehnten, seinem Vorgänger Clemens, er könne es sich
selbst nicht vergeben, daß sie jemals den Kaiser begünstigt:
jetzt aber sey er entschlossen, sich auf immer mit Frank-
reich zu vereinigen. Er hoffe noch lange genug zu leben,
um den päpstlichen Stuhl in Devotion gegen den fran-
zösischen König zu hinterlassen: zum größten Fürsten der
Welt wolle er denselben machen: sein eignes Haus solle sich
mit ihm unauflöslich verbinden" 1).

Seine Absicht war, einen Bund mit Frankreich, der
Schweiz und Venedig zu schließen, zunächst ein Vertheidi-
gungsbündniß, von dem er aber selber sagt, es sey die
Thüre zu einem offensiven 2). Die Franzosen berechneten:
ihre Freunde vereinigt würden ihnen ein eben so großes
Gebiet in Italien verschaffen, als das sey, welches der
Kaiser besitze; die ganze orsinische Partei wolle dem Kö-
nig aufs neue Gut und Blut weihen. Die Farne-

1) Guise au roi 31 Oct. 1547. Ribier II, 75.
2) Guise au roi 11 Nov. 1547. Rib. II, 84. Sire il semble
au pape a ce qu'il m'a dit qu'il doit commencer a vous faire de-
claration de son amitie par vous presenter lui et sa maison: et
pour ce qu'ils n'auroient puissance de vous faire service ni
vous aider a offenser, si vous premierement ne les aidez a de-
fendre, il lui a semble devoir commencer par la ligue defensive
laquelle il dit estre la vraie porte de l'offensive.
Die ganze fol-
gende Correspondenz gehört hierher.

Paul III.
„habe er geleſen, es waͤhrend ſeines Cardinalates von An-
dern gehoͤrt, und in Erfahrung gebracht ſeit er ſelbſt Papſt
ſey, daß der heilige Stuhl ſich in Macht und Aufnahme
befunden, ſo oft er mit Frankreich Bund gehabt, dagegen
wo nicht, immer Verluſte gelitten habe; er koͤnne es Leo
dem Zehnten, ſeinem Vorgaͤnger Clemens, er koͤnne es ſich
ſelbſt nicht vergeben, daß ſie jemals den Kaiſer beguͤnſtigt:
jetzt aber ſey er entſchloſſen, ſich auf immer mit Frank-
reich zu vereinigen. Er hoffe noch lange genug zu leben,
um den paͤpſtlichen Stuhl in Devotion gegen den fran-
zoͤſiſchen Koͤnig zu hinterlaſſen: zum groͤßten Fuͤrſten der
Welt wolle er denſelben machen: ſein eignes Haus ſolle ſich
mit ihm unaufloͤslich verbinden“ 1).

Seine Abſicht war, einen Bund mit Frankreich, der
Schweiz und Venedig zu ſchließen, zunaͤchſt ein Vertheidi-
gungsbuͤndniß, von dem er aber ſelber ſagt, es ſey die
Thuͤre zu einem offenſiven 2). Die Franzoſen berechneten:
ihre Freunde vereinigt wuͤrden ihnen ein eben ſo großes
Gebiet in Italien verſchaffen, als das ſey, welches der
Kaiſer beſitze; die ganze orſiniſche Partei wolle dem Koͤ-
nig aufs neue Gut und Blut weihen. Die Farne-

1) Guise au roi 31 Oct. 1547. Ribier II, 75.
2) Guise au roi 11 Nov. 1547. Rib. II, 84. Sire il semble
au pape à ce qu’il m’a dit qu’il doit commencer à vous faire dé-
claration de son amitié par vous présenter lui et sa maison: et
pour ce qu’ils n’auroient puissance de vous faire service ni
vous aider à offenser, si vous premièrement ne les aidez à de-
fendre, il lui a semblé devoir commencer par la ligue défensive
laquelle il dit estre la vraie porte de l’offensive.
Die ganze fol-
gende Correſpondenz gehoͤrt hierher.
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[261/0287] Paul III. „habe er geleſen, es waͤhrend ſeines Cardinalates von An- dern gehoͤrt, und in Erfahrung gebracht ſeit er ſelbſt Papſt ſey, daß der heilige Stuhl ſich in Macht und Aufnahme befunden, ſo oft er mit Frankreich Bund gehabt, dagegen wo nicht, immer Verluſte gelitten habe; er koͤnne es Leo dem Zehnten, ſeinem Vorgaͤnger Clemens, er koͤnne es ſich ſelbſt nicht vergeben, daß ſie jemals den Kaiſer beguͤnſtigt: jetzt aber ſey er entſchloſſen, ſich auf immer mit Frank- reich zu vereinigen. Er hoffe noch lange genug zu leben, um den paͤpſtlichen Stuhl in Devotion gegen den fran- zoͤſiſchen Koͤnig zu hinterlaſſen: zum groͤßten Fuͤrſten der Welt wolle er denſelben machen: ſein eignes Haus ſolle ſich mit ihm unaufloͤslich verbinden“ 1). Seine Abſicht war, einen Bund mit Frankreich, der Schweiz und Venedig zu ſchließen, zunaͤchſt ein Vertheidi- gungsbuͤndniß, von dem er aber ſelber ſagt, es ſey die Thuͤre zu einem offenſiven 2). Die Franzoſen berechneten: ihre Freunde vereinigt wuͤrden ihnen ein eben ſo großes Gebiet in Italien verſchaffen, als das ſey, welches der Kaiſer beſitze; die ganze orſiniſche Partei wolle dem Koͤ- nig aufs neue Gut und Blut weihen. Die Farne- 1) Guise au roi 31 Oct. 1547. Ribier II, 75. 2) Guise au roi 11 Nov. 1547. Rib. II, 84. Sire il semble au pape à ce qu’il m’a dit qu’il doit commencer à vous faire dé- claration de son amitié par vous présenter lui et sa maison: et pour ce qu’ils n’auroient puissance de vous faire service ni vous aider à offenser, si vous premièrement ne les aidez à de- fendre, il lui a semblé devoir commencer par la ligue défensive laquelle il dit estre la vraie porte de l’offensive. Die ganze fol- gende Correſpondenz gehoͤrt hierher.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/287>, abgerufen am 22.11.2024.