Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Paul III. und Nepi an die Kirche zurück: durch eine Berechnung derKosten, welche die Bewachung jener Grenzplätze verursache, des Zinses, den sein Sohn davon zahlen werde, des Er- trages der zurückgegebenen Ortschaften suchte er zu bewei- sen, daß die Kammer keinen Schaden leide. Aber nur in- dem er mit den einzelnen Cardinälen sprach, vermochte er sie, und auch dann nicht einmal alle, zu überreden. Einige widersprachen laut: andere versäumten geflissentlich das Consistorium, in welchem die Sache vorkam: den Caraffa sah man an diesem Tage zu einem feierlichen Besuche der sieben Kirchen schreiten 1). Auch der Kaiser war nicht dafür; wenigstens hätte er gewünscht, daß das Herzogthum seinem Eidam Ottavio, dem doch auch Camerino gehörte, überge- ben würde 2). Er ließ es geschehen, weil er der Freundschaft des Papstes eben bedurfte, doch hat er es niemals gebil- ligt: allzugut kannte er Pier Luigi. Die Fäden der gehei- men Verbindungen der italienischen Opposition hielt eben der Sohn des Papstes alle in seiner Hand. Man zweifelte nicht, daß er um das Unternehmen des Fiesco in Genua gewußt, daß er dem gewaltigen Oberhaupt der florentini- schen Ausgewanderten, Pietro Strozzi, nach einem mißlun- genen Anschlag auf Mailand in dem bedrängtesten Augen- blick über den Po geholfen, und allein seine Rettung be- 1) Bromato. Vita di Paolo IV. II, 222. 2) Die Unterhandlungen darüber gehen aus dem Schreiben Mendoza's vom 29. November 1547 hervor. Der Papst sagt, er habe Pier Luigi belehnt, weil dieß die Cardinäle vorgezogen: und "haviendo de vivir tempoco come mostrava su indisposi- cion." 17
Paul III. und Nepi an die Kirche zuruͤck: durch eine Berechnung derKoſten, welche die Bewachung jener Grenzplaͤtze verurſache, des Zinſes, den ſein Sohn davon zahlen werde, des Er- trages der zuruͤckgegebenen Ortſchaften ſuchte er zu bewei- ſen, daß die Kammer keinen Schaden leide. Aber nur in- dem er mit den einzelnen Cardinaͤlen ſprach, vermochte er ſie, und auch dann nicht einmal alle, zu uͤberreden. Einige widerſprachen laut: andere verſaͤumten gefliſſentlich das Conſiſtorium, in welchem die Sache vorkam: den Caraffa ſah man an dieſem Tage zu einem feierlichen Beſuche der ſieben Kirchen ſchreiten 1). Auch der Kaiſer war nicht dafuͤr; wenigſtens haͤtte er gewuͤnſcht, daß das Herzogthum ſeinem Eidam Ottavio, dem doch auch Camerino gehoͤrte, uͤberge- ben wuͤrde 2). Er ließ es geſchehen, weil er der Freundſchaft des Papſtes eben bedurfte, doch hat er es niemals gebil- ligt: allzugut kannte er Pier Luigi. Die Faͤden der gehei- men Verbindungen der italieniſchen Oppoſition hielt eben der Sohn des Papſtes alle in ſeiner Hand. Man zweifelte nicht, daß er um das Unternehmen des Fiesco in Genua gewußt, daß er dem gewaltigen Oberhaupt der florentini- ſchen Ausgewanderten, Pietro Strozzi, nach einem mißlun- genen Anſchlag auf Mailand in dem bedraͤngteſten Augen- blick uͤber den Po geholfen, und allein ſeine Rettung be- 1) Bromato. Vita di Paolo IV. II, 222. 2) Die Unterhandlungen daruͤber gehen aus dem Schreiben Mendoza’s vom 29. November 1547 hervor. Der Papſt ſagt, er habe Pier Luigi belehnt, weil dieß die Cardinaͤle vorgezogen: und „haviendo de vivir tempoco come mostrava su indisposi- cion.“ 17
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0283" n="257"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Paul</hi><hi rendition="#aq">III.</hi></fw><lb/> und Nepi an die Kirche zuruͤck: durch eine Berechnung der<lb/> Koſten, welche die Bewachung jener Grenzplaͤtze verurſache,<lb/> des Zinſes, den ſein Sohn davon zahlen werde, des Er-<lb/> trages der zuruͤckgegebenen Ortſchaften ſuchte er zu bewei-<lb/> ſen, daß die Kammer keinen Schaden leide. Aber nur in-<lb/> dem er mit den einzelnen Cardinaͤlen ſprach, vermochte er<lb/> ſie, und auch dann nicht einmal alle, zu uͤberreden. Einige<lb/> widerſprachen laut: andere verſaͤumten gefliſſentlich das<lb/> Conſiſtorium, in welchem die Sache vorkam: den Caraffa<lb/> ſah man an dieſem Tage zu einem feierlichen Beſuche der<lb/> ſieben Kirchen ſchreiten <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Bromato. Vita di Paolo IV. II,</hi> 222.</note>. Auch der Kaiſer war nicht dafuͤr;<lb/> wenigſtens haͤtte er gewuͤnſcht, daß das Herzogthum ſeinem<lb/> Eidam Ottavio, dem doch auch Camerino gehoͤrte, uͤberge-<lb/> ben wuͤrde <note place="foot" n="2)">Die Unterhandlungen daruͤber gehen aus dem Schreiben<lb/> Mendoza’s vom 29. November 1547 hervor. Der Papſt ſagt, er<lb/> habe Pier Luigi belehnt, weil dieß die Cardinaͤle vorgezogen: und<lb/><hi rendition="#aq">„haviendo de vivir tempoco come mostrava su indisposi-<lb/> cion.“</hi></note>. Er ließ es geſchehen, weil er der Freundſchaft<lb/> des Papſtes eben bedurfte, doch hat er es niemals gebil-<lb/> ligt: allzugut kannte er Pier Luigi. Die Faͤden der gehei-<lb/> men Verbindungen der italieniſchen Oppoſition hielt eben der<lb/> Sohn des Papſtes alle in ſeiner Hand. Man zweifelte<lb/> nicht, daß er um das Unternehmen des Fiesco in Genua<lb/> gewußt, daß er dem gewaltigen Oberhaupt der florentini-<lb/> ſchen Ausgewanderten, Pietro Strozzi, nach einem mißlun-<lb/> genen Anſchlag auf Mailand in dem bedraͤngteſten Augen-<lb/> blick uͤber den Po geholfen, und allein ſeine Rettung be-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">17</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [257/0283]
Paul III.
und Nepi an die Kirche zuruͤck: durch eine Berechnung der
Koſten, welche die Bewachung jener Grenzplaͤtze verurſache,
des Zinſes, den ſein Sohn davon zahlen werde, des Er-
trages der zuruͤckgegebenen Ortſchaften ſuchte er zu bewei-
ſen, daß die Kammer keinen Schaden leide. Aber nur in-
dem er mit den einzelnen Cardinaͤlen ſprach, vermochte er
ſie, und auch dann nicht einmal alle, zu uͤberreden. Einige
widerſprachen laut: andere verſaͤumten gefliſſentlich das
Conſiſtorium, in welchem die Sache vorkam: den Caraffa
ſah man an dieſem Tage zu einem feierlichen Beſuche der
ſieben Kirchen ſchreiten 1). Auch der Kaiſer war nicht dafuͤr;
wenigſtens haͤtte er gewuͤnſcht, daß das Herzogthum ſeinem
Eidam Ottavio, dem doch auch Camerino gehoͤrte, uͤberge-
ben wuͤrde 2). Er ließ es geſchehen, weil er der Freundſchaft
des Papſtes eben bedurfte, doch hat er es niemals gebil-
ligt: allzugut kannte er Pier Luigi. Die Faͤden der gehei-
men Verbindungen der italieniſchen Oppoſition hielt eben der
Sohn des Papſtes alle in ſeiner Hand. Man zweifelte
nicht, daß er um das Unternehmen des Fiesco in Genua
gewußt, daß er dem gewaltigen Oberhaupt der florentini-
ſchen Ausgewanderten, Pietro Strozzi, nach einem mißlun-
genen Anſchlag auf Mailand in dem bedraͤngteſten Augen-
blick uͤber den Po geholfen, und allein ſeine Rettung be-
1) Bromato. Vita di Paolo IV. II, 222.
2) Die Unterhandlungen daruͤber gehen aus dem Schreiben
Mendoza’s vom 29. November 1547 hervor. Der Papſt ſagt, er
habe Pier Luigi belehnt, weil dieß die Cardinaͤle vorgezogen: und
„haviendo de vivir tempoco come mostrava su indisposi-
cion.“
17
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |