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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Ausbildung des jesuitischen Institutes.
Reichen eine Erleichterung gewährt, sagt Orlandini 1).
Er bemerkt, welch ungeheuren Succeß man gehabt. "Wir
sehen," sagt er, "Viele im Purpur der Cardinäle glänzen,
die wir noch vor Kurzem auf unsern Schulbänken vor uns
hatten: Andere sind in Städten und Staaten zur Regie-
rung gelangt; Bischöfe und ihre Räthe haben wir erzo-
gen; selbst andere geistliche Genossenschaften sind aus un-
sern Schulen erfüllt worden." Die hervorragenden Talente
wußten sie, wie leicht zu erachten, sich selber zuzueignen.
Sie bildeten sich zu einem Lehrerstand aus, der -- indem er
sich über alle katholischen Länder verbreitete, dem Unterricht
die geistliche Farbe, die er seitdem behalten, erst verlieh, in
Disciplin, Methode und Lehre eine strenge Einheit behaup-
tete -- sich einen unberechenbaren Einfluß verschafft hat.

Wie sehr verstärkten sie denselben aber, indem sie sich
zugleich der Beichte und der Leitung der Gewissen zu bemäch-
tigen verstanden! Kein Jahrhundert war dafür empfäng-
licher, dessen gleichsam bedürftiger. Den Jesuiten schärft
ihr Gesetzbuch ein, "in der Art und Weise die Absolu-
tion zu ertheilen, die nemliche Methode zu befolgen, sich
in den Gewissensfällen zu üben, sich eine kurze Art, zu
fragen, anzugewöhnen und gegen jedwede Art von Sünde
die Beispiele der Heiligen, ihre Worte und andere Hülfe
bereit zu halten" 2). Regeln, wie am Tage liegt, auf

1) Orlandinus lib. VI, 70. Es wäre eine Vergleichung an-
zustellen mit den Klosterschulen der Protestanten, in denen auch die
geistliche Richtung völlig vorherrschend wurde. S. Sturm bei Ruh-
kopf Gesch. des Schulwesens S. 378. Es käme auf den Unter-
schied an.
2) Regula sacerdotum §. 8, 10, 11.
15

Ausbildung des jeſuitiſchen Inſtitutes.
Reichen eine Erleichterung gewaͤhrt, ſagt Orlandini 1).
Er bemerkt, welch ungeheuren Succeß man gehabt. „Wir
ſehen,“ ſagt er, „Viele im Purpur der Cardinaͤle glaͤnzen,
die wir noch vor Kurzem auf unſern Schulbaͤnken vor uns
hatten: Andere ſind in Staͤdten und Staaten zur Regie-
rung gelangt; Biſchoͤfe und ihre Raͤthe haben wir erzo-
gen; ſelbſt andere geiſtliche Genoſſenſchaften ſind aus un-
ſern Schulen erfuͤllt worden.“ Die hervorragenden Talente
wußten ſie, wie leicht zu erachten, ſich ſelber zuzueignen.
Sie bildeten ſich zu einem Lehrerſtand aus, der — indem er
ſich uͤber alle katholiſchen Laͤnder verbreitete, dem Unterricht
die geiſtliche Farbe, die er ſeitdem behalten, erſt verlieh, in
Disciplin, Methode und Lehre eine ſtrenge Einheit behaup-
tete — ſich einen unberechenbaren Einfluß verſchafft hat.

Wie ſehr verſtaͤrkten ſie denſelben aber, indem ſie ſich
zugleich der Beichte und der Leitung der Gewiſſen zu bemaͤch-
tigen verſtanden! Kein Jahrhundert war dafuͤr empfaͤng-
licher, deſſen gleichſam beduͤrftiger. Den Jeſuiten ſchaͤrft
ihr Geſetzbuch ein, „in der Art und Weiſe die Abſolu-
tion zu ertheilen, die nemliche Methode zu befolgen, ſich
in den Gewiſſensfaͤllen zu uͤben, ſich eine kurze Art, zu
fragen, anzugewoͤhnen und gegen jedwede Art von Suͤnde
die Beiſpiele der Heiligen, ihre Worte und andere Huͤlfe
bereit zu halten“ 2). Regeln, wie am Tage liegt, auf

1) Orlandinus lib. VI, 70. Es waͤre eine Vergleichung an-
zuſtellen mit den Kloſterſchulen der Proteſtanten, in denen auch die
geiſtliche Richtung voͤllig vorherrſchend wurde. S. Sturm bei Ruh-
kopf Geſch. des Schulweſens S. 378. Es kaͤme auf den Unter-
ſchied an.
2) Regula sacerdotum §. 8, 10, 11.
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[225/0251] Ausbildung des jeſuitiſchen Inſtitutes. Reichen eine Erleichterung gewaͤhrt, ſagt Orlandini 1). Er bemerkt, welch ungeheuren Succeß man gehabt. „Wir ſehen,“ ſagt er, „Viele im Purpur der Cardinaͤle glaͤnzen, die wir noch vor Kurzem auf unſern Schulbaͤnken vor uns hatten: Andere ſind in Staͤdten und Staaten zur Regie- rung gelangt; Biſchoͤfe und ihre Raͤthe haben wir erzo- gen; ſelbſt andere geiſtliche Genoſſenſchaften ſind aus un- ſern Schulen erfuͤllt worden.“ Die hervorragenden Talente wußten ſie, wie leicht zu erachten, ſich ſelber zuzueignen. Sie bildeten ſich zu einem Lehrerſtand aus, der — indem er ſich uͤber alle katholiſchen Laͤnder verbreitete, dem Unterricht die geiſtliche Farbe, die er ſeitdem behalten, erſt verlieh, in Disciplin, Methode und Lehre eine ſtrenge Einheit behaup- tete — ſich einen unberechenbaren Einfluß verſchafft hat. Wie ſehr verſtaͤrkten ſie denſelben aber, indem ſie ſich zugleich der Beichte und der Leitung der Gewiſſen zu bemaͤch- tigen verſtanden! Kein Jahrhundert war dafuͤr empfaͤng- licher, deſſen gleichſam beduͤrftiger. Den Jeſuiten ſchaͤrft ihr Geſetzbuch ein, „in der Art und Weiſe die Abſolu- tion zu ertheilen, die nemliche Methode zu befolgen, ſich in den Gewiſſensfaͤllen zu uͤben, ſich eine kurze Art, zu fragen, anzugewoͤhnen und gegen jedwede Art von Suͤnde die Beiſpiele der Heiligen, ihre Worte und andere Huͤlfe bereit zu halten“ 2). Regeln, wie am Tage liegt, auf 1) Orlandinus lib. VI, 70. Es waͤre eine Vergleichung an- zuſtellen mit den Kloſterſchulen der Proteſtanten, in denen auch die geiſtliche Richtung voͤllig vorherrſchend wurde. S. Sturm bei Ruh- kopf Geſch. des Schulweſens S. 378. Es kaͤme auf den Unter- ſchied an. 2) Regula sacerdotum §. 8, 10, 11. 15

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/251>, abgerufen am 22.11.2024.