diese drei Menschen vereinigte, in der sie voll phantastischer Religiosität Pläne entwarfen, Unternehmungen vorbereite- ten, von denen sie selber nicht wußten, wohin sie führen sollten.
Betrachten wir die Momente, auf denen die fernere Ent- wickelung dieser Verbindung beruhte. Nachdem sich noch einige Spanier, Salmeron, Lainez, Bobadilla, denen sich allen Ig- natius durch guten Rath oder Unterstützung unentbehrlich ge- macht, ihnen zugesellt, begaben sie sich eines Tages nach der Kirche von Montmartre. Faber, bereits Priester, las die Messe. Sie gelobten Keuschheit; sie schwuren nach vollendeten Stu- dien in völliger Armuth ihr Leben in Jerusalem der Pflege der Christen oder der Bekehrung der Saracenen zu widmen; sey es aber unmöglich, dahin zu gelangen oder dort zu bleiben, in diesem Falle dem Papst ihre Bemühungen an- zubieten, für jeden Ort, wohin er ihnen zu gehen befehle, ohne Lohn noch Bedingung. So schwur ein Jeder und empfing die Hostie. Darauf schwur auch Faber und nahm sie selbst. An dem Brunnen St. Denys genossen sie hier- auf eine Mahlzeit.
Ein Bund zwischen jungen Männern: schwärmerisch, nicht eben verfänglich: noch in den Ideen, die Ignatius ursprünglich gefaßt hatte, nur in so fern davon abwei- chend, als sie ausdrücklich die Möglichkeit berechneten, die- selben nicht ausführen zu können.
Anfang 1537 finden wir sie in der That mit noch drei andern Genossen sämmtlich in Venedig, um ihre Wall- fahrt anzutreten. Schon manche Veränderung haben wir in Loyola wahrgenommen: von einem weltlichen Ritter-
Ignatius Loyola.
dieſe drei Menſchen vereinigte, in der ſie voll phantaſtiſcher Religioſitaͤt Plaͤne entwarfen, Unternehmungen vorbereite- ten, von denen ſie ſelber nicht wußten, wohin ſie fuͤhren ſollten.
Betrachten wir die Momente, auf denen die fernere Ent- wickelung dieſer Verbindung beruhte. Nachdem ſich noch einige Spanier, Salmeron, Lainez, Bobadilla, denen ſich allen Ig- natius durch guten Rath oder Unterſtuͤtzung unentbehrlich ge- macht, ihnen zugeſellt, begaben ſie ſich eines Tages nach der Kirche von Montmartre. Faber, bereits Prieſter, las die Meſſe. Sie gelobten Keuſchheit; ſie ſchwuren nach vollendeten Stu- dien in voͤlliger Armuth ihr Leben in Jeruſalem der Pflege der Chriſten oder der Bekehrung der Saracenen zu widmen; ſey es aber unmoͤglich, dahin zu gelangen oder dort zu bleiben, in dieſem Falle dem Papſt ihre Bemuͤhungen an- zubieten, fuͤr jeden Ort, wohin er ihnen zu gehen befehle, ohne Lohn noch Bedingung. So ſchwur ein Jeder und empfing die Hoſtie. Darauf ſchwur auch Faber und nahm ſie ſelbſt. An dem Brunnen St. Denys genoſſen ſie hier- auf eine Mahlzeit.
Ein Bund zwiſchen jungen Maͤnnern: ſchwaͤrmeriſch, nicht eben verfaͤnglich: noch in den Ideen, die Ignatius urſpruͤnglich gefaßt hatte, nur in ſo fern davon abwei- chend, als ſie ausdruͤcklich die Moͤglichkeit berechneten, die- ſelben nicht ausfuͤhren zu koͤnnen.
Anfang 1537 finden wir ſie in der That mit noch drei andern Genoſſen ſaͤmmtlich in Venedig, um ihre Wall- fahrt anzutreten. Schon manche Veraͤnderung haben wir in Loyola wahrgenommen: von einem weltlichen Ritter-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0215"n="189"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Ignatius Loyola</hi>.</fw><lb/>
dieſe drei Menſchen vereinigte, in der ſie voll phantaſtiſcher<lb/>
Religioſitaͤt Plaͤne entwarfen, Unternehmungen vorbereite-<lb/>
ten, von denen ſie ſelber nicht wußten, wohin ſie fuͤhren<lb/>ſollten.</p><lb/><p>Betrachten wir die Momente, auf denen die fernere Ent-<lb/>
wickelung dieſer Verbindung beruhte. Nachdem ſich noch einige<lb/>
Spanier, Salmeron, Lainez, Bobadilla, denen ſich allen Ig-<lb/>
natius durch guten Rath oder Unterſtuͤtzung unentbehrlich ge-<lb/>
macht, ihnen zugeſellt, begaben ſie ſich eines Tages nach der<lb/>
Kirche von Montmartre. Faber, bereits Prieſter, las die Meſſe.<lb/>
Sie gelobten Keuſchheit; ſie ſchwuren nach vollendeten Stu-<lb/>
dien in voͤlliger Armuth ihr Leben in Jeruſalem der Pflege<lb/>
der Chriſten oder der Bekehrung der Saracenen zu widmen;<lb/>ſey es aber unmoͤglich, dahin zu gelangen oder dort zu<lb/>
bleiben, in dieſem Falle dem Papſt ihre Bemuͤhungen an-<lb/>
zubieten, fuͤr jeden Ort, wohin er ihnen zu gehen befehle,<lb/>
ohne Lohn noch Bedingung. So ſchwur ein Jeder und<lb/>
empfing die Hoſtie. Darauf ſchwur auch Faber und nahm<lb/>ſie ſelbſt. An dem Brunnen St. Denys genoſſen ſie hier-<lb/>
auf eine Mahlzeit.</p><lb/><p>Ein Bund zwiſchen jungen Maͤnnern: ſchwaͤrmeriſch,<lb/>
nicht eben verfaͤnglich: noch in den Ideen, die Ignatius<lb/>
urſpruͤnglich gefaßt hatte, nur in ſo fern davon abwei-<lb/>
chend, als ſie ausdruͤcklich die Moͤglichkeit berechneten, die-<lb/>ſelben nicht ausfuͤhren zu koͤnnen.</p><lb/><p>Anfang 1537 finden wir ſie in der That mit noch<lb/>
drei andern Genoſſen ſaͤmmtlich in Venedig, um ihre Wall-<lb/>
fahrt anzutreten. Schon manche Veraͤnderung haben wir<lb/>
in Loyola wahrgenommen: von einem weltlichen Ritter-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[189/0215]
Ignatius Loyola.
dieſe drei Menſchen vereinigte, in der ſie voll phantaſtiſcher
Religioſitaͤt Plaͤne entwarfen, Unternehmungen vorbereite-
ten, von denen ſie ſelber nicht wußten, wohin ſie fuͤhren
ſollten.
Betrachten wir die Momente, auf denen die fernere Ent-
wickelung dieſer Verbindung beruhte. Nachdem ſich noch einige
Spanier, Salmeron, Lainez, Bobadilla, denen ſich allen Ig-
natius durch guten Rath oder Unterſtuͤtzung unentbehrlich ge-
macht, ihnen zugeſellt, begaben ſie ſich eines Tages nach der
Kirche von Montmartre. Faber, bereits Prieſter, las die Meſſe.
Sie gelobten Keuſchheit; ſie ſchwuren nach vollendeten Stu-
dien in voͤlliger Armuth ihr Leben in Jeruſalem der Pflege
der Chriſten oder der Bekehrung der Saracenen zu widmen;
ſey es aber unmoͤglich, dahin zu gelangen oder dort zu
bleiben, in dieſem Falle dem Papſt ihre Bemuͤhungen an-
zubieten, fuͤr jeden Ort, wohin er ihnen zu gehen befehle,
ohne Lohn noch Bedingung. So ſchwur ein Jeder und
empfing die Hoſtie. Darauf ſchwur auch Faber und nahm
ſie ſelbſt. An dem Brunnen St. Denys genoſſen ſie hier-
auf eine Mahlzeit.
Ein Bund zwiſchen jungen Maͤnnern: ſchwaͤrmeriſch,
nicht eben verfaͤnglich: noch in den Ideen, die Ignatius
urſpruͤnglich gefaßt hatte, nur in ſo fern davon abwei-
chend, als ſie ausdruͤcklich die Moͤglichkeit berechneten, die-
ſelben nicht ausfuͤhren zu koͤnnen.
Anfang 1537 finden wir ſie in der That mit noch
drei andern Genoſſen ſaͤmmtlich in Venedig, um ihre Wall-
fahrt anzutreten. Schon manche Veraͤnderung haben wir
in Loyola wahrgenommen: von einem weltlichen Ritter-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/215>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.