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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Versuche einer Aussöhnung m. d. Protestanten.
ohne Verdienst durch den Glauben allein erfolge; er fügte
nur hinzu, daß dieser Glaube lebendig und thätig seyn
müsse. Melanchthon bekannte, daß eben dieß die prote-
stantische Lehre selber sey 1). Kühnlich behauptet Bucer,
in den verglichenen Artikeln sey alles einbegriffen, "was
dazu gehöre, um vor Gott und in der Gemeinde gottselig,
gerecht und heilig zu leben" 2). Eben so zufrieden war
man auf der andern Seite. Der Bischof von Aquila nennt
dieß Colloquium heilig: er zweifelt nicht, daß es die Ver-
söhnung der Christenheit herbeiführen werde. Mit Freu-
den hörten die gleichgesinnten Freunde Contarini's, wie
weit er gekommen sey. "Wie ich diese Uebereinstimmung
der Meinung bemerkt," schreibt ihm Poole, "habe ich ein
Wohlgefühl empfunden, wie es mir keine Harmonie der
Töne hätte verschaffen können. Nicht allein weil ich Friede
und Eintracht kommen sehe, sondern auch weil diese Artikel
die Grundlage des gesammten christlichen Glaubens sind.
Zwar scheinen sie von mancherlei zu handeln, von Glau-
ben, Werken und Rechtfertigung: auf diese jedoch, die Recht-
fertigung, gründet sich alles übrige, und ich wünsche dir
Glück, ich danke Gott, daß die Theologen beider Par-
teien sich darüber vereinigt haben. Wir hoffen, er, der
so barmherzig angefangen hat, wird es auch vollenden" 3).


1) Melanchthon an Camerar 10. Mai: (Epp. p. 360) "ad sen-
tiuntur justificari homines fide et quidem in eam sententiam ut
nos docemus."
Vgl. Planck: Gesch. d. protest. Lehrbegriffs III, II, 93.
2) Alle Handlungen und Schriften, zu Vergleichung der Re-
ligion durch die Kaiserl. Majestät etc. verhandelt ao. 1541 durch
Martinum Bucerum, bei Hortleder Buch I, Cap. 37. S. 280.
3) Polus Contareno. Capranicae 17 Maji 1541. Epp.
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Verſuche einer Ausſoͤhnung m. d. Proteſtanten.
ohne Verdienſt durch den Glauben allein erfolge; er fuͤgte
nur hinzu, daß dieſer Glaube lebendig und thaͤtig ſeyn
muͤſſe. Melanchthon bekannte, daß eben dieß die prote-
ſtantiſche Lehre ſelber ſey 1). Kuͤhnlich behauptet Bucer,
in den verglichenen Artikeln ſey alles einbegriffen, „was
dazu gehoͤre, um vor Gott und in der Gemeinde gottſelig,
gerecht und heilig zu leben“ 2). Eben ſo zufrieden war
man auf der andern Seite. Der Biſchof von Aquila nennt
dieß Colloquium heilig: er zweifelt nicht, daß es die Ver-
ſoͤhnung der Chriſtenheit herbeifuͤhren werde. Mit Freu-
den hoͤrten die gleichgeſinnten Freunde Contarini’s, wie
weit er gekommen ſey. „Wie ich dieſe Uebereinſtimmung
der Meinung bemerkt,“ ſchreibt ihm Poole, „habe ich ein
Wohlgefuͤhl empfunden, wie es mir keine Harmonie der
Toͤne haͤtte verſchaffen koͤnnen. Nicht allein weil ich Friede
und Eintracht kommen ſehe, ſondern auch weil dieſe Artikel
die Grundlage des geſammten chriſtlichen Glaubens ſind.
Zwar ſcheinen ſie von mancherlei zu handeln, von Glau-
ben, Werken und Rechtfertigung: auf dieſe jedoch, die Recht-
fertigung, gruͤndet ſich alles uͤbrige, und ich wuͤnſche dir
Gluͤck, ich danke Gott, daß die Theologen beider Par-
teien ſich daruͤber vereinigt haben. Wir hoffen, er, der
ſo barmherzig angefangen hat, wird es auch vollenden“ 3).


1) Melanchthon an Camerar 10. Mai: (Epp. p. 360) „ad sen-
tiuntur justificari homines fide et quidem in eam sententiam ut
nos docemus.“
Vgl. Planck: Geſch. d. proteſt. Lehrbegriffs III, II, 93.
2) Alle Handlungen und Schriften, zu Vergleichung der Re-
ligion durch die Kaiſerl. Majeſtaͤt ꝛc. verhandelt ao. 1541 durch
Martinum Bucerum, bei Hortleder Buch I, Cap. 37. S. 280.
3) Polus Contareno. Capranicae 17 Maji 1541. Epp.
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[161/0187] Verſuche einer Ausſoͤhnung m. d. Proteſtanten. ohne Verdienſt durch den Glauben allein erfolge; er fuͤgte nur hinzu, daß dieſer Glaube lebendig und thaͤtig ſeyn muͤſſe. Melanchthon bekannte, daß eben dieß die prote- ſtantiſche Lehre ſelber ſey 1). Kuͤhnlich behauptet Bucer, in den verglichenen Artikeln ſey alles einbegriffen, „was dazu gehoͤre, um vor Gott und in der Gemeinde gottſelig, gerecht und heilig zu leben“ 2). Eben ſo zufrieden war man auf der andern Seite. Der Biſchof von Aquila nennt dieß Colloquium heilig: er zweifelt nicht, daß es die Ver- ſoͤhnung der Chriſtenheit herbeifuͤhren werde. Mit Freu- den hoͤrten die gleichgeſinnten Freunde Contarini’s, wie weit er gekommen ſey. „Wie ich dieſe Uebereinſtimmung der Meinung bemerkt,“ ſchreibt ihm Poole, „habe ich ein Wohlgefuͤhl empfunden, wie es mir keine Harmonie der Toͤne haͤtte verſchaffen koͤnnen. Nicht allein weil ich Friede und Eintracht kommen ſehe, ſondern auch weil dieſe Artikel die Grundlage des geſammten chriſtlichen Glaubens ſind. Zwar ſcheinen ſie von mancherlei zu handeln, von Glau- ben, Werken und Rechtfertigung: auf dieſe jedoch, die Recht- fertigung, gruͤndet ſich alles uͤbrige, und ich wuͤnſche dir Gluͤck, ich danke Gott, daß die Theologen beider Par- teien ſich daruͤber vereinigt haben. Wir hoffen, er, der ſo barmherzig angefangen hat, wird es auch vollenden“ 3). 1) Melanchthon an Camerar 10. Mai: (Epp. p. 360) „ad sen- tiuntur justificari homines fide et quidem in eam sententiam ut nos docemus.“ Vgl. Planck: Geſch. d. proteſt. Lehrbegriffs III, II, 93. 2) Alle Handlungen und Schriften, zu Vergleichung der Re- ligion durch die Kaiſerl. Majeſtaͤt ꝛc. verhandelt ao. 1541 durch Martinum Bucerum, bei Hortleder Buch I, Cap. 37. S. 280. 3) Polus Contareno. Capranicae 17 Maji 1541. Epp. 11

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/187>, abgerufen am 26.11.2024.