Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

Buch II. Regeneration des Katholicismus.
sagt derselbe, "ein Mönch von San Severino, ein Schüler
des Valdez: Flaminio hat es revidirt" 1). Auf einen
Schüler und einen Freund des Valdez führt sich demnach
dieses Buch zurück, das in der That einen unglaublichen
Succeß hatte, und die Lehre von der Rechtfertigung auf
eine Zeitlang in Italien populär machte. Dabei war je-
doch die Tendenz des Valdez nicht ausschließend theolo-
gisch, wie er denn ein bedeutendes weltliches Amt beklei-
dete; er hat keine Secte gestiftet, aus einer liberalen Be-
schäftigung mit dem Christenthume war dieses Buch her-
vorgegangen. Mit Wonne dachten seine Freunde an die
schönen Tage, die sie mit ihm an der Chiaia und dem
Posilippo genossen hatten, dort bei Neapel, "wo die Na-
tur in ihrer Pracht sich gefällt und lächelt." Valdez war
sanft, angenehm, nicht ohne Schwung des Geistes. "Ein

1) Schelhorn, Gerdesius und Andere haben dieß Buch dem
Aonius Palearius zugeschrieben, der in einer Rede sagt: hoc anno
tusce scripsi Christi morte quanta commoda allata sint humano
generi.
Das Compendium der Inquisitoren, das ich in Caracciolo
Vita di Paulo IV. Ms.
fand, drückt sich dagegen folgendergestalt
aus. Quel libro del beneficio di Christo, fu il suo autore
un monaco di Sanseverino in Napoli, discepolo del Valdes, fu
revisore di detto libro il Flaminio fu stampato molte volte ma
particolamente a Modena de mandato Moroni, inganno molti,
perche trattava della giustificatione con dolce modo ma hereti-
camente.
-- -- Da nun jene Stelle des Palearius dieß Buch doch
nicht dergestalt bezeichnet, daß nicht auch ein andres gemeint seyn
könnte, da Palearius sagt, er sey noch das nemliche Jahr dar-
über in Anspruch genommen worden, das Compendium der In-
quisitoren dagegen sich unzweifelhaft ausdrückt und hinzufügt: quel
libro fu da molti approbato solo in Verona fu conosciato e re-
probato, dopo molti anni fu posto nell indice
-- so halte ich die
Meinung jener Gelehrten doch für irrig.

Buch II. Regeneration des Katholicismus.
ſagt derſelbe, „ein Moͤnch von San Severino, ein Schuͤler
des Valdez: Flaminio hat es revidirt“ 1). Auf einen
Schuͤler und einen Freund des Valdez fuͤhrt ſich demnach
dieſes Buch zuruͤck, das in der That einen unglaublichen
Succeß hatte, und die Lehre von der Rechtfertigung auf
eine Zeitlang in Italien populaͤr machte. Dabei war je-
doch die Tendenz des Valdez nicht ausſchließend theolo-
giſch, wie er denn ein bedeutendes weltliches Amt beklei-
dete; er hat keine Secte geſtiftet, aus einer liberalen Be-
ſchaͤftigung mit dem Chriſtenthume war dieſes Buch her-
vorgegangen. Mit Wonne dachten ſeine Freunde an die
ſchoͤnen Tage, die ſie mit ihm an der Chiaia und dem
Poſilippo genoſſen hatten, dort bei Neapel, „wo die Na-
tur in ihrer Pracht ſich gefaͤllt und laͤchelt.“ Valdez war
ſanft, angenehm, nicht ohne Schwung des Geiſtes. „Ein

1) Schelhorn, Gerdeſius und Andere haben dieß Buch dem
Aonius Palearius zugeſchrieben, der in einer Rede ſagt: hoc anno
tusce scripsi Christi morte quanta commoda allata sint humano
generi.
Das Compendium der Inquiſitoren, das ich in Caracciolo
Vita di Paulo IV. Ms.
fand, druͤckt ſich dagegen folgendergeſtalt
aus. Quel libro del beneficio di Christo, fu il suo autore
un monaco di Sanseverino in Napoli, discepolo del Valdes, fu
revisore di detto libro il Flaminio fu stampato molte volte ma
particolamente a Modena de mandato Moroni, ingannò molti,
perche trattava della giustificatione con dolce modo ma hereti-
camente.
— — Da nun jene Stelle des Palearius dieß Buch doch
nicht dergeſtalt bezeichnet, daß nicht auch ein andres gemeint ſeyn
koͤnnte, da Palearius ſagt, er ſey noch das nemliche Jahr dar-
uͤber in Anſpruch genommen worden, das Compendium der In-
quiſitoren dagegen ſich unzweifelhaft ausdruͤckt und hinzufuͤgt: quel
libro fu da molti approbato solo in Verona fu conosciato e re-
probato, dopo molti anni fu posto nell indice
— ſo halte ich die
Meinung jener Gelehrten doch fuͤr irrig.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0164" n="138"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#g">Regeneration des Katholicismus</hi>.</fw><lb/>
&#x017F;agt der&#x017F;elbe, &#x201E;ein Mo&#x0364;nch von San Severino, ein Schu&#x0364;ler<lb/>
des Valdez: Flaminio hat es revidirt&#x201C; <note place="foot" n="1)">Schelhorn, Gerde&#x017F;ius und Andere haben dieß Buch dem<lb/>
Aonius Palearius zuge&#x017F;chrieben, der in einer Rede &#x017F;agt: <hi rendition="#aq">hoc anno<lb/>
tusce scripsi Christi morte quanta commoda allata sint humano<lb/>
generi.</hi> Das Compendium der Inqui&#x017F;itoren, das ich in <hi rendition="#aq">Caracciolo<lb/>
Vita di Paulo IV. Ms.</hi> fand, dru&#x0364;ckt &#x017F;ich dagegen folgenderge&#x017F;talt<lb/>
aus. <hi rendition="#aq">Quel libro del beneficio di Christo, fu il suo autore<lb/>
un monaco di Sanseverino in Napoli, discepolo del Valdes, fu<lb/>
revisore di detto libro il Flaminio fu stampato molte volte ma<lb/>
particolamente a Modena de mandato Moroni, ingannò molti,<lb/>
perche trattava della giustificatione con dolce modo ma hereti-<lb/>
camente.</hi> &#x2014; &#x2014; Da nun jene Stelle des Palearius dieß Buch doch<lb/>
nicht derge&#x017F;talt bezeichnet, daß nicht auch ein andres gemeint &#x017F;eyn<lb/>
ko&#x0364;nnte, da Palearius &#x017F;agt, er &#x017F;ey noch das nemliche Jahr dar-<lb/>
u&#x0364;ber in An&#x017F;pruch genommen worden, das Compendium der In-<lb/>
qui&#x017F;itoren dagegen &#x017F;ich unzweifelhaft ausdru&#x0364;ckt und hinzufu&#x0364;gt: <hi rendition="#aq">quel<lb/>
libro fu da molti approbato solo in Verona fu conosciato e re-<lb/>
probato, dopo molti anni fu posto nell indice</hi> &#x2014; &#x017F;o halte ich die<lb/>
Meinung jener Gelehrten doch fu&#x0364;r irrig.</note>. Auf einen<lb/>
Schu&#x0364;ler und einen Freund des Valdez fu&#x0364;hrt &#x017F;ich demnach<lb/>
die&#x017F;es Buch zuru&#x0364;ck, das in der That einen unglaublichen<lb/>
Succeß hatte, und die Lehre von der Rechtfertigung auf<lb/>
eine Zeitlang in Italien popula&#x0364;r machte. Dabei war je-<lb/>
doch die Tendenz des Valdez nicht aus&#x017F;chließend theolo-<lb/>
gi&#x017F;ch, wie er denn ein bedeutendes weltliches Amt beklei-<lb/>
dete; er hat keine Secte ge&#x017F;tiftet, aus einer liberalen Be-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ftigung mit dem Chri&#x017F;tenthume war die&#x017F;es Buch her-<lb/>
vorgegangen. Mit Wonne dachten &#x017F;eine Freunde an die<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nen Tage, die &#x017F;ie mit ihm an der Chiaia und dem<lb/>
Po&#x017F;ilippo geno&#x017F;&#x017F;en hatten, dort bei Neapel, &#x201E;wo die Na-<lb/>
tur in ihrer Pracht &#x017F;ich gefa&#x0364;llt und la&#x0364;chelt.&#x201C; Valdez war<lb/>
&#x017F;anft, angenehm, nicht ohne Schwung des Gei&#x017F;tes. &#x201E;Ein<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0164] Buch II. Regeneration des Katholicismus. ſagt derſelbe, „ein Moͤnch von San Severino, ein Schuͤler des Valdez: Flaminio hat es revidirt“ 1). Auf einen Schuͤler und einen Freund des Valdez fuͤhrt ſich demnach dieſes Buch zuruͤck, das in der That einen unglaublichen Succeß hatte, und die Lehre von der Rechtfertigung auf eine Zeitlang in Italien populaͤr machte. Dabei war je- doch die Tendenz des Valdez nicht ausſchließend theolo- giſch, wie er denn ein bedeutendes weltliches Amt beklei- dete; er hat keine Secte geſtiftet, aus einer liberalen Be- ſchaͤftigung mit dem Chriſtenthume war dieſes Buch her- vorgegangen. Mit Wonne dachten ſeine Freunde an die ſchoͤnen Tage, die ſie mit ihm an der Chiaia und dem Poſilippo genoſſen hatten, dort bei Neapel, „wo die Na- tur in ihrer Pracht ſich gefaͤllt und laͤchelt.“ Valdez war ſanft, angenehm, nicht ohne Schwung des Geiſtes. „Ein 1) Schelhorn, Gerdeſius und Andere haben dieß Buch dem Aonius Palearius zugeſchrieben, der in einer Rede ſagt: hoc anno tusce scripsi Christi morte quanta commoda allata sint humano generi. Das Compendium der Inquiſitoren, das ich in Caracciolo Vita di Paulo IV. Ms. fand, druͤckt ſich dagegen folgendergeſtalt aus. Quel libro del beneficio di Christo, fu il suo autore un monaco di Sanseverino in Napoli, discepolo del Valdes, fu revisore di detto libro il Flaminio fu stampato molte volte ma particolamente a Modena de mandato Moroni, ingannò molti, perche trattava della giustificatione con dolce modo ma hereti- camente. — — Da nun jene Stelle des Palearius dieß Buch doch nicht dergeſtalt bezeichnet, daß nicht auch ein andres gemeint ſeyn koͤnnte, da Palearius ſagt, er ſey noch das nemliche Jahr dar- uͤber in Anſpruch genommen worden, das Compendium der In- quiſitoren dagegen ſich unzweifelhaft ausdruͤckt und hinzufuͤgt: quel libro fu da molti approbato solo in Verona fu conosciato e re- probato, dopo molti anni fu posto nell indice — ſo halte ich die Meinung jener Gelehrten doch fuͤr irrig.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/164
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/164>, abgerufen am 05.12.2024.