Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.glaublich, daß die sogenannten Tencons der Troubadours hierin ihren Ursprung finden. Es können dergleichen Gesellschaften zu Pierre feu, zu Romanin und zu Signes häufiger als an andern Orten gehalten seyn. Ich will ferner glauben, daß die Personen, welche man gemeiniglich als Theilnehmer dieser Cours d'amours anführt, wirklich gewisse Aemter dabey verwaltet, und sich darnach haben nennen lassen. Eben dieß trifft man bey den neueren poetischen Gesellschaften in Deutschland, Frankreich und Italien an. Aber haben die Aussprüche dieser Cours d'amours, wirklich eine anerkannte Autorität, ich will nicht sagen in der bürgerlichen, sondern nur in der guten örtlichen Gesellschaft gehabt? Sind es wahre Sittengerichte gewesen, deren Ansehn auf Uebereinkunft, Anstand, allgemeiner Mode beruhte: deren Erkenntnisse mit derjenigen Gewissenhaftigkeit befolgt wurden, womit wohlerzogene Menschen sich den Gesetzen der Ehre unterworfen glauben? Ward der Ungehorsam, der Widerstand gegen ihre Entscheidungen mit Ausstoßung aus der guten Gesellschaft, oder wenigstens mit ihrer Verachtung bestraft? Hierüber haben wir schlechterdings keine anderen Data, als diejenigen, welche die Kenntniß des Menschen überhaupt, und besonders in den damahligen Zeiten liefert. Diese macht es nicht unwahrscheinlich, daß sich gewisse Schwärmer in der Liebe jenen Cours d'amours wirklich können unterworfen, ihre Sache vor denselben vertheidigt, und ihren Ausspruch befolgt haben. Möglich, und wahrscheinlich! Wir finden in den glaublich, daß die sogenannten Tençons der Troubadours hierin ihren Ursprung finden. Es können dergleichen Gesellschaften zu Pierre feu, zu Romanin und zu Signes häufiger als an andern Orten gehalten seyn. Ich will ferner glauben, daß die Personen, welche man gemeiniglich als Theilnehmer dieser Cours d’amours anführt, wirklich gewisse Aemter dabey verwaltet, und sich darnach haben nennen lassen. Eben dieß trifft man bey den neueren poetischen Gesellschaften in Deutschland, Frankreich und Italien an. Aber haben die Aussprüche dieser Cours d’amours, wirklich eine anerkannte Autorität, ich will nicht sagen in der bürgerlichen, sondern nur in der guten örtlichen Gesellschaft gehabt? Sind es wahre Sittengerichte gewesen, deren Ansehn auf Uebereinkunft, Anstand, allgemeiner Mode beruhte: deren Erkenntnisse mit derjenigen Gewissenhaftigkeit befolgt wurden, womit wohlerzogene Menschen sich den Gesetzen der Ehre unterworfen glauben? Ward der Ungehorsam, der Widerstand gegen ihre Entscheidungen mit Ausstoßung aus der guten Gesellschaft, oder wenigstens mit ihrer Verachtung bestraft? Hierüber haben wir schlechterdings keine anderen Data, als diejenigen, welche die Kenntniß des Menschen überhaupt, und besonders in den damahligen Zeiten liefert. Diese macht es nicht unwahrscheinlich, daß sich gewisse Schwärmer in der Liebe jenen Cours d’amours wirklich können unterworfen, ihre Sache vor denselben vertheidigt, und ihren Ausspruch befolgt haben. Möglich, und wahrscheinlich! Wir finden in den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0240" n="240"/> glaublich, daß die sogenannten <hi rendition="#aq">Tençons</hi> der Troubadours hierin ihren Ursprung finden.</p> <p>Es können dergleichen Gesellschaften zu Pierre feu, zu Romanin und zu Signes häufiger als an andern Orten gehalten seyn. Ich will ferner glauben, daß die Personen, welche man gemeiniglich als Theilnehmer dieser <hi rendition="#aq">Cours d’amours</hi> anführt, wirklich gewisse Aemter dabey verwaltet, und sich darnach haben nennen lassen. Eben dieß trifft man bey den neueren poetischen Gesellschaften in Deutschland, Frankreich und Italien an.</p> <p>Aber haben die Aussprüche dieser <hi rendition="#aq">Cours d’amours,</hi> wirklich eine anerkannte Autorität, ich will nicht sagen in der bürgerlichen, sondern nur in der guten örtlichen Gesellschaft gehabt? Sind es wahre Sittengerichte gewesen, deren Ansehn auf Uebereinkunft, Anstand, allgemeiner Mode beruhte: deren Erkenntnisse mit derjenigen Gewissenhaftigkeit befolgt wurden, womit wohlerzogene Menschen sich den Gesetzen der Ehre unterworfen glauben? Ward der Ungehorsam, der Widerstand gegen ihre Entscheidungen mit Ausstoßung aus der guten Gesellschaft, oder wenigstens mit ihrer Verachtung bestraft?</p> <p>Hierüber haben wir schlechterdings keine anderen Data, als diejenigen, welche die Kenntniß des Menschen überhaupt, und besonders in den damahligen Zeiten liefert.</p> <p>Diese macht es nicht unwahrscheinlich, daß sich gewisse Schwärmer in der Liebe jenen <hi rendition="#aq">Cours d’amours</hi> wirklich können unterworfen, ihre Sache vor denselben vertheidigt, und ihren Ausspruch befolgt haben. Möglich, und wahrscheinlich! Wir finden in den </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [240/0240]
glaublich, daß die sogenannten Tençons der Troubadours hierin ihren Ursprung finden.
Es können dergleichen Gesellschaften zu Pierre feu, zu Romanin und zu Signes häufiger als an andern Orten gehalten seyn. Ich will ferner glauben, daß die Personen, welche man gemeiniglich als Theilnehmer dieser Cours d’amours anführt, wirklich gewisse Aemter dabey verwaltet, und sich darnach haben nennen lassen. Eben dieß trifft man bey den neueren poetischen Gesellschaften in Deutschland, Frankreich und Italien an.
Aber haben die Aussprüche dieser Cours d’amours, wirklich eine anerkannte Autorität, ich will nicht sagen in der bürgerlichen, sondern nur in der guten örtlichen Gesellschaft gehabt? Sind es wahre Sittengerichte gewesen, deren Ansehn auf Uebereinkunft, Anstand, allgemeiner Mode beruhte: deren Erkenntnisse mit derjenigen Gewissenhaftigkeit befolgt wurden, womit wohlerzogene Menschen sich den Gesetzen der Ehre unterworfen glauben? Ward der Ungehorsam, der Widerstand gegen ihre Entscheidungen mit Ausstoßung aus der guten Gesellschaft, oder wenigstens mit ihrer Verachtung bestraft?
Hierüber haben wir schlechterdings keine anderen Data, als diejenigen, welche die Kenntniß des Menschen überhaupt, und besonders in den damahligen Zeiten liefert.
Diese macht es nicht unwahrscheinlich, daß sich gewisse Schwärmer in der Liebe jenen Cours d’amours wirklich können unterworfen, ihre Sache vor denselben vertheidigt, und ihren Ausspruch befolgt haben. Möglich, und wahrscheinlich! Wir finden in den
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-20T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-20T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |