Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.an, und als solcher wird er natürlicher Weise oft von ihnen dargestellt. Bey den Franzosen nahm die Dichtkunst mit dem vierzehnten Jahrhunderte sehr ab. Gegen das Ende desselben traten die sogenannten Chants royaux, die Balladen, Rondeaux und Pastoralen an die Stelle der Provenzalpoesie, und wurden zusammen mit der Benennung neuer Poesie bezeichnet. In dieser herrschte viel Gelehrsamkeit, viel Allegorie, ein schwerfälliger, geschraubter Witz, und ein schwülstiger, hyperbolischer Styl. Clement Marot, der unter Ludwig dem Zwölften und Franz dem Ersten lebte, hat in seinen Elegien noch ganz den Ton der Troubadours und des Petrarka. In seinen Contes ist er schmutziger wie Boccaz. Diese Italiäner waren damahls die Muster und Lehrer aller Nationen. Marot hat sehr viel Leichtigkeit des Witzes, und hin und wieder wahres Gefühl in seine verliebten Gedichte gebracht. Inzwischen hat er doch im Ganzen die Geschlechtsverbindungen mehr als ein Mittel zum sinnlichen Vergnügen und zur geselligen Unterhaltung, als wie ein ernstes Geschäft behandelt. Der asotischen Gattung hat er seinen Ruf hauptsächlich zu verdanken, und hierin ist ihm auch wohl allein etwas Eigenthümliches beyzulegen. Dieser Ton scheint sich unter den Nachfolgern Franz des Ersten bis zu Ludewig dem Dreyzehnten herunter erhalten zu haben. Unter dem letzten schlichen sich die spanische Galanterie und der falsche Geschmack der neueren Italiäner in die französische Poesie ein, und die Liebe erschien auf dem Theater, in Gedichten, und in den Werken der Beredtsamkeit als das Hauptgeschäft an, und als solcher wird er natürlicher Weise oft von ihnen dargestellt. Bey den Franzosen nahm die Dichtkunst mit dem vierzehnten Jahrhunderte sehr ab. Gegen das Ende desselben traten die sogenannten Chants royaux, die Balladen, Rondeaux und Pastoralen an die Stelle der Provenzalpoesie, und wurden zusammen mit der Benennung neuer Poesie bezeichnet. In dieser herrschte viel Gelehrsamkeit, viel Allegorie, ein schwerfälliger, geschraubter Witz, und ein schwülstiger, hyperbolischer Styl. Clement Marot, der unter Ludwig dem Zwölften und Franz dem Ersten lebte, hat in seinen Elegien noch ganz den Ton der Troubadours und des Petrarka. In seinen Contes ist er schmutziger wie Boccaz. Diese Italiäner waren damahls die Muster und Lehrer aller Nationen. Marot hat sehr viel Leichtigkeit des Witzes, und hin und wieder wahres Gefühl in seine verliebten Gedichte gebracht. Inzwischen hat er doch im Ganzen die Geschlechtsverbindungen mehr als ein Mittel zum sinnlichen Vergnügen und zur geselligen Unterhaltung, als wie ein ernstes Geschäft behandelt. Der asotischen Gattung hat er seinen Ruf hauptsächlich zu verdanken, und hierin ist ihm auch wohl allein etwas Eigenthümliches beyzulegen. Dieser Ton scheint sich unter den Nachfolgern Franz des Ersten bis zu Ludewig dem Dreyzehnten herunter erhalten zu haben. Unter dem letzten schlichen sich die spanische Galanterie und der falsche Geschmack der neueren Italiäner in die französische Poesie ein, und die Liebe erschien auf dem Theater, in Gedichten, und in den Werken der Beredtsamkeit als das Hauptgeschäft <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0234" n="234"/> an, und als solcher wird er natürlicher Weise oft von ihnen dargestellt.</p> <p>Bey den Franzosen nahm die Dichtkunst mit dem vierzehnten Jahrhunderte sehr ab. Gegen das Ende desselben traten die sogenannten <hi rendition="#aq">Chants royaux,</hi> die Balladen, Rondeaux und Pastoralen an die Stelle der Provenzalpoesie, und wurden zusammen mit der Benennung neuer Poesie bezeichnet. 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an, und als solcher wird er natürlicher Weise oft von ihnen dargestellt.
Bey den Franzosen nahm die Dichtkunst mit dem vierzehnten Jahrhunderte sehr ab. Gegen das Ende desselben traten die sogenannten Chants royaux, die Balladen, Rondeaux und Pastoralen an die Stelle der Provenzalpoesie, und wurden zusammen mit der Benennung neuer Poesie bezeichnet. In dieser herrschte viel Gelehrsamkeit, viel Allegorie, ein schwerfälliger, geschraubter Witz, und ein schwülstiger, hyperbolischer Styl. Clement Marot, der unter Ludwig dem Zwölften und Franz dem Ersten lebte, hat in seinen Elegien noch ganz den Ton der Troubadours und des Petrarka. In seinen Contes ist er schmutziger wie Boccaz.
Diese Italiäner waren damahls die Muster und Lehrer aller Nationen. Marot hat sehr viel Leichtigkeit des Witzes, und hin und wieder wahres Gefühl in seine verliebten Gedichte gebracht. Inzwischen hat er doch im Ganzen die Geschlechtsverbindungen mehr als ein Mittel zum sinnlichen Vergnügen und zur geselligen Unterhaltung, als wie ein ernstes Geschäft behandelt. Der asotischen Gattung hat er seinen Ruf hauptsächlich zu verdanken, und hierin ist ihm auch wohl allein etwas Eigenthümliches beyzulegen. Dieser Ton scheint sich unter den Nachfolgern Franz des Ersten bis zu Ludewig dem Dreyzehnten herunter erhalten zu haben. Unter dem letzten schlichen sich die spanische Galanterie und der falsche Geschmack der neueren Italiäner in die französische Poesie ein, und die Liebe erschien auf dem Theater, in Gedichten, und in den Werken der Beredtsamkeit als das Hauptgeschäft
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