wärts angegebenen Ursachen, nur selten vollständig zu liefern.
So stände also das Basrelief zwischen der Sta- tue und dem Gemählde in der Mitte, sowohl was Erfindung, als Anordnung betrifft.
Auf mahlerische Würkung aber, glaube ich, muß das Basrelief ganz Verzicht leisten. Unter an- dern auch darum: Jene Würkung besteht nicht ohne starke Abwechselung von Licht und Schatten, mithin im Basrelief nicht ohne starke Erhöhung und Vertiefung. Ich habe aber gefunden, daß diejenigen Basreliefs Diejenigen Basreliefs sind die schönsten, auf denen die Umrisse der Figuren sanft in den Grund lau- fen. Fortgesetzte Beurthei- lung unsers Basreliefs.den wohlgefälligsten Eindruck auf mich gemacht haben, die wie ein sanfter Hauch auf die Fläche geblasen wa- ren, und vorzüglich am Rande des Umrisses sanft und ohne Kante in den Grund liefen. Selten wird dies erreichbar seyn, wo die Figuren gar zu hoch her- ausgearbeitet sind.
Kann man sich darüber hinaussetzen, daß das Werk des Algardi Basrelief ist, so wird es als Ge- mählde großen Anspruch auf eine schöne Erfindung und Anordnung haben.
Die Figuren stehen jede am rechten Orte, die mahlerische Gruppirung, die Linien und Luftperspektiv sind gut angedeutet.
Der Ausdruck des Zorns in den Aposteln scheint mir übertrieben: Man kann ihnen mit Recht zurufen:
Tantaene animis coelestibus irae!
Die Wahl der Formen ist nicht die edelste, und in den Köpfen herrscht zu viel Einförmigkeit. Die Zeichnung scheint ziemlich correkt zu seyn: Die Gewänder der Apostel sind in Rücksicht auf mahleri- sche Würkung gut, in Rücksicht auf Wahrheit und
Schön-
Anmerkungen
waͤrts angegebenen Urſachen, nur ſelten vollſtaͤndig zu liefern.
So ſtaͤnde alſo das Basrelief zwiſchen der Sta- tue und dem Gemaͤhlde in der Mitte, ſowohl was Erfindung, als Anordnung betrifft.
Auf mahleriſche Wuͤrkung aber, glaube ich, muß das Basrelief ganz Verzicht leiſten. Unter an- dern auch darum: Jene Wuͤrkung beſteht nicht ohne ſtarke Abwechſelung von Licht und Schatten, mithin im Basrelief nicht ohne ſtarke Erhoͤhung und Vertiefung. Ich habe aber gefunden, daß diejenigen Basreliefs Diejenigen Basreliefs ſind die ſchoͤnſten, auf denen die Umriſſe der Figuren ſanft in den Grund lau- fen. Fortgeſetzte Beurthei- lung unſers Basreliefs.den wohlgefaͤlligſten Eindruck auf mich gemacht haben, die wie ein ſanfter Hauch auf die Flaͤche geblaſen wa- ren, und vorzuͤglich am Rande des Umriſſes ſanft und ohne Kante in den Grund liefen. Selten wird dies erreichbar ſeyn, wo die Figuren gar zu hoch her- ausgearbeitet ſind.
Kann man ſich daruͤber hinausſetzen, daß das Werk des Algardi Basrelief iſt, ſo wird es als Ge- maͤhlde großen Anſpruch auf eine ſchoͤne Erfindung und Anordnung haben.
Die Figuren ſtehen jede am rechten Orte, die mahleriſche Gruppirung, die Linien und Luftperſpektiv ſind gut angedeutet.
Der Ausdruck des Zorns in den Apoſteln ſcheint mir uͤbertrieben: Man kann ihnen mit Recht zurufen:
Tantaene animis coeleſtibus irae!
Die Wahl der Formen iſt nicht die edelſte, und in den Koͤpfen herrſcht zu viel Einfoͤrmigkeit. Die Zeichnung ſcheint ziemlich correkt zu ſeyn: Die Gewaͤnder der Apoſtel ſind in Ruͤckſicht auf mahleri- ſche Wuͤrkung gut, in Ruͤckſicht auf Wahrheit und
Schoͤn-
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Anmerkungen
waͤrts angegebenen Urſachen, nur ſelten vollſtaͤndig
zu liefern.
So ſtaͤnde alſo das Basrelief zwiſchen der Sta-
tue und dem Gemaͤhlde in der Mitte, ſowohl was
Erfindung, als Anordnung betrifft.
Auf mahleriſche Wuͤrkung aber, glaube ich,
muß das Basrelief ganz Verzicht leiſten. Unter an-
dern auch darum: Jene Wuͤrkung beſteht nicht ohne
ſtarke Abwechſelung von Licht und Schatten, mithin im
Basrelief nicht ohne ſtarke Erhoͤhung und Vertiefung.
Ich habe aber gefunden, daß diejenigen Basreliefs
den wohlgefaͤlligſten Eindruck auf mich gemacht haben,
die wie ein ſanfter Hauch auf die Flaͤche geblaſen wa-
ren, und vorzuͤglich am Rande des Umriſſes ſanft
und ohne Kante in den Grund liefen. Selten wird
dies erreichbar ſeyn, wo die Figuren gar zu hoch her-
ausgearbeitet ſind.
Diejenigen
Basreliefs
ſind die
ſchoͤnſten, auf
denen die
Umriſſe der
Figuren
ſanft in den
Grund lau-
fen.
Fortgeſetzte
Beurthei-
lung unſers
Basreliefs.
Kann man ſich daruͤber hinausſetzen, daß das
Werk des Algardi Basrelief iſt, ſo wird es als Ge-
maͤhlde großen Anſpruch auf eine ſchoͤne Erfindung
und Anordnung haben.
Die Figuren ſtehen jede am rechten Orte, die
mahleriſche Gruppirung, die Linien und Luftperſpektiv
ſind gut angedeutet.
Der Ausdruck des Zorns in den Apoſteln ſcheint
mir uͤbertrieben: Man kann ihnen mit Recht zurufen:
Tantaene animis coeleſtibus irae!
Die Wahl der Formen iſt nicht die edelſte,
und in den Koͤpfen herrſcht zu viel Einfoͤrmigkeit.
Die Zeichnung ſcheint ziemlich correkt zu ſeyn: Die
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ſche Wuͤrkung gut, in Ruͤckſicht auf Wahrheit und
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/264>, abgerufen am 28.07.2024.
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