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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

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über die einzelnen Kirchen.
auf Darstellung schöner Formen im Einzelnen hat,
bestimmen meinen Geschmack für solche Basreliefs,
die eine Reihe schöner Gestalten in abwechselnden Stel-
lungen neben, nicht hinter einander, vorstellen. IchDie zweck-
mäßigsten
Süjets für
ein Basrelief
sind diejeni-
gen, welche
reihenweise
Aufstellung
der Figuren
neben einan-
der in ab-
wechselnden
Stellungen
motiviren.

finde dazu solche Süjets am geschicktesten, die ich mir
als Processionen, Tänze u. s. w. an einer Wand her-
gehend denken kann: und diese finde ich von den Alten
am häufigsten vorgestellt.

Vielleicht tritt auch dieser Grund hinzu: das
Basrelief ist seiner ursprünglichen Bestimmung nach
nicht dazu ausersehen gewesen, als für sich bestehendes
Kunstwerk zu gefallen. Es ist eigentlich architekto-
nischer Zierrath: Friese, in der die menschliche Figur
statt Laubwerks dient. Leichtigkeit, die mit der An-
häufung mehrerer Figuren in Gruppen schwerlich be-
steht, muß dessen Hauptcharakter ausmachen.

Das Basrelief, die halberhobene Arbeit würde
sich demnach von der runden Bildnerei dadurch bei
mir unterscheiden, daß sie die einzelne Gestalt neben
der einzelnen Gestalt in solchen Handlungen vorstellt,
die abwechselnde Stellungen, sich reizend schlängelnde
Formen motiviren und in der Natur mit der Absicht
vorgenommen werden, vor dem Beschauer aufzuzie-
hen. Bacchusfeste, Tänze, triumphalischer Ein-
zug, Begräbnisse, Hochzeiten u. s. w. scheinen mir
hierzu besonders geschickt. Auch glaube ich, daß
das Basrelief dazu bestimmt sey, mir Personen aus
der Geschichte oder Fabel aufzuzählen, die ich mir in
numerirter Vereinigung neben einander denke, z. E.
die neun Musen, eine Götterversammlung u. s. w.
Denn Ausdruck einer dramatischen Situation vermag
das Basrelief, so wie das runde Bild, aus ander-

wärts

uͤber die einzelnen Kirchen.
auf Darſtellung ſchoͤner Formen im Einzelnen hat,
beſtimmen meinen Geſchmack fuͤr ſolche Basreliefs,
die eine Reihe ſchoͤner Geſtalten in abwechſelnden Stel-
lungen neben, nicht hinter einander, vorſtellen. IchDie zweck-
maͤßigſten
Suͤjets fuͤr
ein Basrelief
ſind diejeni-
gen, welche
reihenweiſe
Aufſtellung
der Figuren
neben einan-
der in ab-
wechſelnden
Stellungen
motiviren.

finde dazu ſolche Suͤjets am geſchickteſten, die ich mir
als Proceſſionen, Taͤnze u. ſ. w. an einer Wand her-
gehend denken kann: und dieſe finde ich von den Alten
am haͤufigſten vorgeſtellt.

Vielleicht tritt auch dieſer Grund hinzu: das
Basrelief iſt ſeiner urſpruͤnglichen Beſtimmung nach
nicht dazu auserſehen geweſen, als fuͤr ſich beſtehendes
Kunſtwerk zu gefallen. Es iſt eigentlich architekto-
niſcher Zierrath: Frieſe, in der die menſchliche Figur
ſtatt Laubwerks dient. Leichtigkeit, die mit der An-
haͤufung mehrerer Figuren in Gruppen ſchwerlich be-
ſteht, muß deſſen Hauptcharakter ausmachen.

Das Basrelief, die halberhobene Arbeit wuͤrde
ſich demnach von der runden Bildnerei dadurch bei
mir unterſcheiden, daß ſie die einzelne Geſtalt neben
der einzelnen Geſtalt in ſolchen Handlungen vorſtellt,
die abwechſelnde Stellungen, ſich reizend ſchlaͤngelnde
Formen motiviren und in der Natur mit der Abſicht
vorgenommen werden, vor dem Beſchauer aufzuzie-
hen. Bacchusfeſte, Taͤnze, triumphaliſcher Ein-
zug, Begraͤbniſſe, Hochzeiten u. ſ. w. ſcheinen mir
hierzu beſonders geſchickt. Auch glaube ich, daß
das Basrelief dazu beſtimmt ſey, mir Perſonen aus
der Geſchichte oder Fabel aufzuzaͤhlen, die ich mir in
numerirter Vereinigung neben einander denke, z. E.
die neun Muſen, eine Goͤtterverſammlung u. ſ. w.
Denn Ausdruck einer dramatiſchen Situation vermag
das Basrelief, ſo wie das runde Bild, aus ander-

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[239/0263] uͤber die einzelnen Kirchen. auf Darſtellung ſchoͤner Formen im Einzelnen hat, beſtimmen meinen Geſchmack fuͤr ſolche Basreliefs, die eine Reihe ſchoͤner Geſtalten in abwechſelnden Stel- lungen neben, nicht hinter einander, vorſtellen. Ich finde dazu ſolche Suͤjets am geſchickteſten, die ich mir als Proceſſionen, Taͤnze u. ſ. w. an einer Wand her- gehend denken kann: und dieſe finde ich von den Alten am haͤufigſten vorgeſtellt. Die zweck- maͤßigſten Suͤjets fuͤr ein Basrelief ſind diejeni- gen, welche reihenweiſe Aufſtellung der Figuren neben einan- der in ab- wechſelnden Stellungen motiviren. Vielleicht tritt auch dieſer Grund hinzu: das Basrelief iſt ſeiner urſpruͤnglichen Beſtimmung nach nicht dazu auserſehen geweſen, als fuͤr ſich beſtehendes Kunſtwerk zu gefallen. Es iſt eigentlich architekto- niſcher Zierrath: Frieſe, in der die menſchliche Figur ſtatt Laubwerks dient. Leichtigkeit, die mit der An- haͤufung mehrerer Figuren in Gruppen ſchwerlich be- ſteht, muß deſſen Hauptcharakter ausmachen. Das Basrelief, die halberhobene Arbeit wuͤrde ſich demnach von der runden Bildnerei dadurch bei mir unterſcheiden, daß ſie die einzelne Geſtalt neben der einzelnen Geſtalt in ſolchen Handlungen vorſtellt, die abwechſelnde Stellungen, ſich reizend ſchlaͤngelnde Formen motiviren und in der Natur mit der Abſicht vorgenommen werden, vor dem Beſchauer aufzuzie- hen. Bacchusfeſte, Taͤnze, triumphaliſcher Ein- zug, Begraͤbniſſe, Hochzeiten u. ſ. w. ſcheinen mir hierzu beſonders geſchickt. Auch glaube ich, daß das Basrelief dazu beſtimmt ſey, mir Perſonen aus der Geſchichte oder Fabel aufzuzaͤhlen, die ich mir in numerirter Vereinigung neben einander denke, z. E. die neun Muſen, eine Goͤtterverſammlung u. ſ. w. Denn Ausdruck einer dramatiſchen Situation vermag das Basrelief, ſo wie das runde Bild, aus ander- waͤrts

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/263>, abgerufen am 22.11.2024.