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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

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der Französischen Academie.
gerade zu ihre Lehrer in der Kunst seyn zu wollen.
Sie könnten ihnen den Zutritt in ihrem Hause ver-
gönnen, wo sie gute Gesellschaft zu ihrer Bibliothek,
wo sie Bücher und Kupferstiche antreffen würden.
Sie könnten ihnen Gelegenheit verschaffen, nach na-
ckenden Modellen zu zeichnen, ihnen den Eintritt in
die Gallerien erleichtern, und sie vorzüglich in die
Werkstätte der Künstler bringen, wo sie Gelegenheit
zur Arbeit, und dadurch Kenntniß der mechanischen
Behandlung, erhalten würden. Das eigentlich
Wissenschaftliche der Kunst, die Perspektive, die
Optik, die Statik zu lehren, dazu möchte ein eigener
Professor mit geringen Kosten angesetzt seyn. Die
öffentlichen Ausstellungen blieben, und was eben so
wichtig wäre, jeder Hof bestellte jährlich einige Ar-
beiten, die nach ihrer Güte bezahlt werden müßten.

Eine solche Anstalt würde, wie ich glaube, alle
Vortheile einer Academie, und keinen ihrer Nach-
theile haben.


Das merkwürdigste, was der Pallast der Fran-Beschrei-
bung der
Kunstwerke
in dem Pal-
last der
Französi-
schen Aeade-
mie.

zösischen Academie enthält, ist die Sammlung von
Gipsabgüssen der vorzüglichsten antiken und einiger
modernen Bildhauerwerke. Sie ist bei weitem die
beträchtlichste unter denen, die mir bekannt sind.

Eine solche Sammlung kann an einem Orte wie
Rom, wo so viele Originale der Meisterstücke der
alten und neuen Kunst angetroffen werden, überflüßig
scheinen, aber sie ist es nicht aus mehr als einem
Grunde.

Einmal sind jene Originale nicht immer so auf-
gestellt, daß der angehende Künstler sie aus verschie-

denen

der Franzoͤſiſchen Academie.
gerade zu ihre Lehrer in der Kunſt ſeyn zu wollen.
Sie koͤnnten ihnen den Zutritt in ihrem Hauſe ver-
goͤnnen, wo ſie gute Geſellſchaft zu ihrer Bibliothek,
wo ſie Buͤcher und Kupferſtiche antreffen wuͤrden.
Sie koͤnnten ihnen Gelegenheit verſchaffen, nach na-
ckenden Modellen zu zeichnen, ihnen den Eintritt in
die Gallerien erleichtern, und ſie vorzuͤglich in die
Werkſtaͤtte der Kuͤnſtler bringen, wo ſie Gelegenheit
zur Arbeit, und dadurch Kenntniß der mechaniſchen
Behandlung, erhalten wuͤrden. Das eigentlich
Wiſſenſchaftliche der Kunſt, die Perſpektive, die
Optik, die Statik zu lehren, dazu moͤchte ein eigener
Profeſſor mit geringen Koſten angeſetzt ſeyn. Die
oͤffentlichen Ausſtellungen blieben, und was eben ſo
wichtig waͤre, jeder Hof beſtellte jaͤhrlich einige Ar-
beiten, die nach ihrer Guͤte bezahlt werden muͤßten.

Eine ſolche Anſtalt wuͤrde, wie ich glaube, alle
Vortheile einer Academie, und keinen ihrer Nach-
theile haben.


Das merkwuͤrdigſte, was der Pallaſt der Fran-Beſchrei-
bung der
Kunſtwerke
in dem Pal-
laſt der
Franzoͤſi-
ſchen Aeade-
mie.

zoͤſiſchen Academie enthaͤlt, iſt die Sammlung von
Gipsabguͤſſen der vorzuͤglichſten antiken und einiger
modernen Bildhauerwerke. Sie iſt bei weitem die
betraͤchtlichſte unter denen, die mir bekannt ſind.

Eine ſolche Sammlung kann an einem Orte wie
Rom, wo ſo viele Originale der Meiſterſtuͤcke der
alten und neuen Kunſt angetroffen werden, uͤberfluͤßig
ſcheinen, aber ſie iſt es nicht aus mehr als einem
Grunde.

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geſtellt, daß der angehende Kuͤnſtler ſie aus verſchie-

denen
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[155/0179] der Franzoͤſiſchen Academie. gerade zu ihre Lehrer in der Kunſt ſeyn zu wollen. Sie koͤnnten ihnen den Zutritt in ihrem Hauſe ver- goͤnnen, wo ſie gute Geſellſchaft zu ihrer Bibliothek, wo ſie Buͤcher und Kupferſtiche antreffen wuͤrden. Sie koͤnnten ihnen Gelegenheit verſchaffen, nach na- ckenden Modellen zu zeichnen, ihnen den Eintritt in die Gallerien erleichtern, und ſie vorzuͤglich in die Werkſtaͤtte der Kuͤnſtler bringen, wo ſie Gelegenheit zur Arbeit, und dadurch Kenntniß der mechaniſchen Behandlung, erhalten wuͤrden. Das eigentlich Wiſſenſchaftliche der Kunſt, die Perſpektive, die Optik, die Statik zu lehren, dazu moͤchte ein eigener Profeſſor mit geringen Koſten angeſetzt ſeyn. Die oͤffentlichen Ausſtellungen blieben, und was eben ſo wichtig waͤre, jeder Hof beſtellte jaͤhrlich einige Ar- beiten, die nach ihrer Guͤte bezahlt werden muͤßten. Eine ſolche Anſtalt wuͤrde, wie ich glaube, alle Vortheile einer Academie, und keinen ihrer Nach- theile haben. Das merkwuͤrdigſte, was der Pallaſt der Fran- zoͤſiſchen Academie enthaͤlt, iſt die Sammlung von Gipsabguͤſſen der vorzuͤglichſten antiken und einiger modernen Bildhauerwerke. Sie iſt bei weitem die betraͤchtlichſte unter denen, die mir bekannt ſind. Beſchrei- bung der Kunſtwerke in dem Pal- laſt der Franzoͤſi- ſchen Aeade- mie. Eine ſolche Sammlung kann an einem Orte wie Rom, wo ſo viele Originale der Meiſterſtuͤcke der alten und neuen Kunſt angetroffen werden, uͤberfluͤßig ſcheinen, aber ſie iſt es nicht aus mehr als einem Grunde. Einmal ſind jene Originale nicht immer ſo auf- geſtellt, daß der angehende Kuͤnſtler ſie aus verſchie- denen

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/179>, abgerufen am 06.05.2024.