Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Pallast Farnese.
Man verkennt nicht in dem Adler den Ausdruck der
Zärtlichkeit.

Polyphem schleudert Felsen auf Acis und
Galathea.

Polyphem ist eine vortreffliche Academie; das
Bein in der Verkürzung kann zum Muster einer so
schweren Stellung dienen.

Perseus verwandelt den Phineus und seine
Gefährten in Felsen.

Die Zusammensetzung ist gut gedacht und gut
geordnet. Bei der Ausführung scheint der Künstler
wider seine Gewohnheit die Natur nicht genung zu
Rathe gezogen zu haben. Die Figur des Perseus ist
zu kurz und unedel.

Juno kömmt mit dem Gürtel der Venus
zum Jupiter.

Gedanke und Ausdruck sind gleich vortrefflich.
Schamhaftigkeit die der Begierde weicht, ist der
Charakter der Juno. Inzwischen hat der Mahle[r]
mit dem entlehnten Gürtel ihr nicht zugleich die Reitze
der Venus zu geben gewußt. Die Gewänder sind
gut geworfen, aber zu trocken ausgeführt.

Galathea von Nymphen, Tritonen und
Amorinen umgeben,
von Agostino Carraccio.
Man erkennt die Verschiedenheit des Stils in den
Weibern und Kindern, die ohnstreitig die schönsten
jugendlichen Figuren in dieser Gallerie sind. Daß
der Künstler die schöne Nereide aus der Galathea des
Raphaels in der Farnesina zum Vorbilde gehabt habe,
sieht man, wie mich dünkt, ziemlich deutlich. Der
Triton der die Nereide umfaßt, ist zwar von gemei-
nem aber äußerst wahrem Charakter.

Diane
B 2

Pallaſt Farneſe.
Man verkennt nicht in dem Adler den Ausdruck der
Zaͤrtlichkeit.

Polyphem ſchleudert Felſen auf Acis und
Galathea.

Polyphem iſt eine vortreffliche Academie; das
Bein in der Verkuͤrzung kann zum Muſter einer ſo
ſchweren Stellung dienen.

Perſeus verwandelt den Phineus und ſeine
Gefaͤhrten in Felſen.

Die Zuſammenſetzung iſt gut gedacht und gut
geordnet. Bei der Ausfuͤhrung ſcheint der Kuͤnſtler
wider ſeine Gewohnheit die Natur nicht genung zu
Rathe gezogen zu haben. Die Figur des Perſeus iſt
zu kurz und unedel.

Juno koͤmmt mit dem Guͤrtel der Venus
zum Jupiter.

Gedanke und Ausdruck ſind gleich vortrefflich.
Schamhaftigkeit die der Begierde weicht, iſt der
Charakter der Juno. Inzwiſchen hat der Mahle[r]
mit dem entlehnten Guͤrtel ihr nicht zugleich die Reitze
der Venus zu geben gewußt. Die Gewaͤnder ſind
gut geworfen, aber zu trocken ausgefuͤhrt.

Galathea von Nymphen, Tritonen und
Amorinen umgeben,
von Agoſtino Carraccio.
Man erkennt die Verſchiedenheit des Stils in den
Weibern und Kindern, die ohnſtreitig die ſchoͤnſten
jugendlichen Figuren in dieſer Gallerie ſind. Daß
der Kuͤnſtler die ſchoͤne Nereide aus der Galathea des
Raphaels in der Farneſina zum Vorbilde gehabt habe,
ſieht man, wie mich duͤnkt, ziemlich deutlich. Der
Triton der die Nereide umfaßt, iſt zwar von gemei-
nem aber aͤußerſt wahrem Charakter.

Diane
B 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0041" n="19"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Palla&#x017F;t Farne&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
Man verkennt nicht in dem Adler den Ausdruck der<lb/>
Za&#x0364;rtlichkeit.</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Polyphem &#x017F;chleudert Fel&#x017F;en auf Acis und<lb/>
Galathea.</hi> </p><lb/>
            <p>Polyphem i&#x017F;t eine vortreffliche Academie; das<lb/>
Bein in der Verku&#x0364;rzung kann zum Mu&#x017F;ter einer &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chweren Stellung dienen.</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Per&#x017F;eus verwandelt den Phineus und &#x017F;eine<lb/>
Gefa&#x0364;hrten in Fel&#x017F;en.</hi> </p><lb/>
            <p>Die Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung i&#x017F;t gut gedacht und gut<lb/>
geordnet. Bei der Ausfu&#x0364;hrung &#x017F;cheint der Ku&#x0364;n&#x017F;tler<lb/>
wider &#x017F;eine Gewohnheit die Natur nicht genung zu<lb/>
Rathe gezogen zu haben. Die Figur des Per&#x017F;eus i&#x017F;t<lb/>
zu kurz und unedel.</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Juno ko&#x0364;mmt mit dem Gu&#x0364;rtel der Venus<lb/>
zum Jupiter.</hi> </p><lb/>
            <p>Gedanke und Ausdruck &#x017F;ind gleich vortrefflich.<lb/>
Schamhaftigkeit die der Begierde weicht, i&#x017F;t der<lb/>
Charakter der Juno. Inzwi&#x017F;chen hat der Mahle<supplied>r</supplied><lb/>
mit dem entlehnten Gu&#x0364;rtel ihr nicht zugleich die Reitze<lb/>
der Venus zu geben gewußt. Die Gewa&#x0364;nder &#x017F;ind<lb/>
gut geworfen, aber zu trocken ausgefu&#x0364;hrt.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Galathea von Nymphen, Tritonen und<lb/>
Amorinen umgeben,</hi> von Ago&#x017F;tino Carraccio.<lb/>
Man erkennt die Ver&#x017F;chiedenheit des Stils in den<lb/>
Weibern und Kindern, die ohn&#x017F;treitig die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten<lb/>
jugendlichen Figuren in die&#x017F;er Gallerie &#x017F;ind. Daß<lb/>
der Ku&#x0364;n&#x017F;tler die &#x017F;cho&#x0364;ne Nereide aus der Galathea des<lb/>
Raphaels in der Farne&#x017F;ina zum Vorbilde gehabt habe,<lb/>
&#x017F;ieht man, wie mich du&#x0364;nkt, ziemlich deutlich. Der<lb/>
Triton der die Nereide umfaßt, i&#x017F;t zwar von gemei-<lb/>
nem aber a&#x0364;ußer&#x017F;t wahrem Charakter.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">B 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Diane</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0041] Pallaſt Farneſe. Man verkennt nicht in dem Adler den Ausdruck der Zaͤrtlichkeit. Polyphem ſchleudert Felſen auf Acis und Galathea. Polyphem iſt eine vortreffliche Academie; das Bein in der Verkuͤrzung kann zum Muſter einer ſo ſchweren Stellung dienen. Perſeus verwandelt den Phineus und ſeine Gefaͤhrten in Felſen. Die Zuſammenſetzung iſt gut gedacht und gut geordnet. Bei der Ausfuͤhrung ſcheint der Kuͤnſtler wider ſeine Gewohnheit die Natur nicht genung zu Rathe gezogen zu haben. Die Figur des Perſeus iſt zu kurz und unedel. Juno koͤmmt mit dem Guͤrtel der Venus zum Jupiter. Gedanke und Ausdruck ſind gleich vortrefflich. Schamhaftigkeit die der Begierde weicht, iſt der Charakter der Juno. Inzwiſchen hat der Mahler mit dem entlehnten Guͤrtel ihr nicht zugleich die Reitze der Venus zu geben gewußt. Die Gewaͤnder ſind gut geworfen, aber zu trocken ausgefuͤhrt. Galathea von Nymphen, Tritonen und Amorinen umgeben, von Agoſtino Carraccio. Man erkennt die Verſchiedenheit des Stils in den Weibern und Kindern, die ohnſtreitig die ſchoͤnſten jugendlichen Figuren in dieſer Gallerie ſind. Daß der Kuͤnſtler die ſchoͤne Nereide aus der Galathea des Raphaels in der Farneſina zum Vorbilde gehabt habe, ſieht man, wie mich duͤnkt, ziemlich deutlich. Der Triton der die Nereide umfaßt, iſt zwar von gemei- nem aber aͤußerſt wahrem Charakter. Diane B 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/41
Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/41>, abgerufen am 28.03.2024.