Polyphem spielt vor der Galathea, um- geben von ihren Nymphen.
Der Körper des Polyphems ist eine vortreffliche academische Figur. Künstler können die Verkürzung des einen Knies nicht genung bewundern. Annibale hat sich alle Mühe gegeben, das Widrige des einen Auges in der Mitte der Stirn zu verbergen; inzwi- schen wird doch ein Polyphem, wie ihn der Dichter mahlt, nie ein schicklicher Gegenstand für den Mahler werden. Wenigstens hat der Künstler dafür gesorgt, daß die Schönheit der Nymphen den Contrast nicht zu auffallend machte; diese sind nichts weniger als schön.
Andromeda und Perseus.
Die Zusammensetzung dieses Bildes ist selbst in Rücksicht auf mahlerische Anordnung fehlerhaft. Der Körper der Andromeda, der an sich schon zu männlich ist, wird riesenmäßig, wenn man ihn mit den Figu- ren der Aeltern auf dem zweyten Plane vergleicht. Das fliegende Gewand der Mutter ist zu steif. Ge- wänder dieser Art scheinen überhaupt dem Annibale nicht geglückt zu seyn.
Pan opfert Dianen Wolle.
Pan ist unedel, und die Stellung der Diane zu affectirt.
Entführung des Ganymedes.
Ein reitzendes Bild. Der Kopf des Ganymedes hat etwas Correggianisches. Die Stellung ist ange- nehm, und der Halbschatten, in dem der Mahler den Körper gehalten hat, thut eine vortreffliche Würkung.
Man
Pallaſt Farneſe.
Apollo entfuͤhrt den Hyacinth.
Die Stellung des letztern iſt ſehr gefaͤllig.
Polyphem ſpielt vor der Galathea, um- geben von ihren Nymphen.
Der Koͤrper des Polyphems iſt eine vortreffliche academiſche Figur. Kuͤnſtler koͤnnen die Verkuͤrzung des einen Knies nicht genung bewundern. Annibale hat ſich alle Muͤhe gegeben, das Widrige des einen Auges in der Mitte der Stirn zu verbergen; inzwi- ſchen wird doch ein Polyphem, wie ihn der Dichter mahlt, nie ein ſchicklicher Gegenſtand fuͤr den Mahler werden. Wenigſtens hat der Kuͤnſtler dafuͤr geſorgt, daß die Schoͤnheit der Nymphen den Contraſt nicht zu auffallend machte; dieſe ſind nichts weniger als ſchoͤn.
Andromeda und Perſeus.
Die Zuſammenſetzung dieſes Bildes iſt ſelbſt in Ruͤckſicht auf mahleriſche Anordnung fehlerhaft. Der Koͤrper der Andromeda, der an ſich ſchon zu maͤnnlich iſt, wird rieſenmaͤßig, wenn man ihn mit den Figu- ren der Aeltern auf dem zweyten Plane vergleicht. Das fliegende Gewand der Mutter iſt zu ſteif. Ge- waͤnder dieſer Art ſcheinen uͤberhaupt dem Annibale nicht gegluͤckt zu ſeyn.
Pan opfert Dianen Wolle.
Pan iſt unedel, und die Stellung der Diane zu affectirt.
Entfuͤhrung des Ganymedes.
Ein reitzendes Bild. Der Kopf des Ganymedes hat etwas Correggianiſches. Die Stellung iſt ange- nehm, und der Halbſchatten, in dem der Mahler den Koͤrper gehalten hat, thut eine vortreffliche Wuͤrkung.
Man
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Pallaſt Farneſe.
Apollo entfuͤhrt den Hyacinth.
Die Stellung des letztern iſt ſehr gefaͤllig.
Polyphem ſpielt vor der Galathea, um-
geben von ihren Nymphen.
Der Koͤrper des Polyphems iſt eine vortreffliche
academiſche Figur. Kuͤnſtler koͤnnen die Verkuͤrzung
des einen Knies nicht genung bewundern. Annibale
hat ſich alle Muͤhe gegeben, das Widrige des einen
Auges in der Mitte der Stirn zu verbergen; inzwi-
ſchen wird doch ein Polyphem, wie ihn der Dichter
mahlt, nie ein ſchicklicher Gegenſtand fuͤr den Mahler
werden. Wenigſtens hat der Kuͤnſtler dafuͤr geſorgt,
daß die Schoͤnheit der Nymphen den Contraſt nicht
zu auffallend machte; dieſe ſind nichts weniger als
ſchoͤn.
Andromeda und Perſeus.
Die Zuſammenſetzung dieſes Bildes iſt ſelbſt in
Ruͤckſicht auf mahleriſche Anordnung fehlerhaft. Der
Koͤrper der Andromeda, der an ſich ſchon zu maͤnnlich
iſt, wird rieſenmaͤßig, wenn man ihn mit den Figu-
ren der Aeltern auf dem zweyten Plane vergleicht.
Das fliegende Gewand der Mutter iſt zu ſteif. Ge-
waͤnder dieſer Art ſcheinen uͤberhaupt dem Annibale
nicht gegluͤckt zu ſeyn.
Pan opfert Dianen Wolle.
Pan iſt unedel, und die Stellung der Diane zu
affectirt.
Entfuͤhrung des Ganymedes.
Ein reitzendes Bild. Der Kopf des Ganymedes
hat etwas Correggianiſches. Die Stellung iſt ange-
nehm, und der Halbſchatten, in dem der Mahler den
Koͤrper gehalten hat, thut eine vortreffliche Wuͤrkung.
Man
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/40>, abgerufen am 16.07.2024.
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