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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

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Das Capitol.
den bestimmten Nahmen Tuscia. 37) Der Gedanke
ist reitzend, und das Gewand sehr schön. Der Kopf
der sehr gefällig ist, scheint ein Portrait zu seyn. Die
Arme sind in Proportion mit der übrigen Figur zu
kurz.

+ Eine Amazone. Unten stehet die Innschrift:
OIKLE. Die Mine hat etwas melancholisches.
Sie blickt auf eine Wunde, die sie auf der Brust hat,
und diese Wendung ist reitzend. 38 a)

Ein junger Mann mit einer Hauptbinde.
Einige Haare fallen in länglichten reihenweise neben
einander gelegten und unten geringelten Locken auf die
Schultern. Der Kopf und Körper beide schön, ha-
ben doch eine gewisse Härte, die auf einen ältern Stil
schließen läßt. Die Haare über der Schaam sind
angegeben.

Ich halte diese Figur wieder für einen Ringer.
Sie ist als Apollo restaurirt, und wird gemeiniglich:
Ptolomäus genannt.

Venus in der Stellung der Mediceischen,
aber sehr viel größer. Der Torso ist schön. Kopf

und
37) Winkelmann glaubt, es sey Psyche mit dem Gefäße
voll Wassers aus dem unterirrdischen Flusse Cocytus.
S. Annotazioni sopra le Statue di Roma. p. 41.
38 a) Die descrizzione gibt dieser Statue einen Köcher
auf der linken Seite, Schild und Helm zu den
Füßen und eine Streitaxt am Tronk. Diese Attri-
bute finden sich nicht bei dieser Statue, sondern bei
der Statue im Museo Clementino. Winkelmann,
S. 313. behauptet: der Kopf gehöre nicht zu dem
Rumpfe.
P 4

Das Capitol.
den beſtimmten Nahmen Tuſcia. 37) Der Gedanke
iſt reitzend, und das Gewand ſehr ſchoͤn. Der Kopf
der ſehr gefaͤllig iſt, ſcheint ein Portrait zu ſeyn. Die
Arme ſind in Proportion mit der uͤbrigen Figur zu
kurz.

Eine Amazone. Unten ſtehet die Innſchrift:
ϹΩϹΙΚΛΗ. Die Mine hat etwas melancholiſches.
Sie blickt auf eine Wunde, die ſie auf der Bruſt hat,
und dieſe Wendung iſt reitzend. 38 a)

Ein junger Mann mit einer Hauptbinde.
Einige Haare fallen in laͤnglichten reihenweiſe neben
einander gelegten und unten geringelten Locken auf die
Schultern. Der Kopf und Koͤrper beide ſchoͤn, ha-
ben doch eine gewiſſe Haͤrte, die auf einen aͤltern Stil
ſchließen laͤßt. Die Haare uͤber der Schaam ſind
angegeben.

Ich halte dieſe Figur wieder fuͤr einen Ringer.
Sie iſt als Apollo reſtaurirt, und wird gemeiniglich:
Ptolomaͤus genannt.

Venus in der Stellung der Mediceiſchen,
aber ſehr viel groͤßer. Der Torſo iſt ſchoͤn. Kopf

und
37) Winkelmann glaubt, es ſey Pſyche mit dem Gefaͤße
voll Waſſers aus dem unterirrdiſchen Fluſſe Cocytus.
S. Annotazioni ſopra le Statue di Roma. p. 41.
38 a) Die deſcrizzione gibt dieſer Statue einen Koͤcher
auf der linken Seite, Schild und Helm zu den
Fuͤßen und eine Streitaxt am Tronk. Dieſe Attri-
bute finden ſich nicht bei dieſer Statue, ſondern bei
der Statue im Muſeo Clementino. Winkelmann,
S. 313. behauptet: der Kopf gehoͤre nicht zu dem
Rumpfe.
P 4
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[231/0253] Das Capitol. den beſtimmten Nahmen Tuſcia. 37) Der Gedanke iſt reitzend, und das Gewand ſehr ſchoͤn. Der Kopf der ſehr gefaͤllig iſt, ſcheint ein Portrait zu ſeyn. Die Arme ſind in Proportion mit der uͤbrigen Figur zu kurz. † Eine Amazone. Unten ſtehet die Innſchrift: ϹΩϹΙΚΛΗ. Die Mine hat etwas melancholiſches. Sie blickt auf eine Wunde, die ſie auf der Bruſt hat, und dieſe Wendung iſt reitzend. 38 a) Ein junger Mann mit einer Hauptbinde. Einige Haare fallen in laͤnglichten reihenweiſe neben einander gelegten und unten geringelten Locken auf die Schultern. Der Kopf und Koͤrper beide ſchoͤn, ha- ben doch eine gewiſſe Haͤrte, die auf einen aͤltern Stil ſchließen laͤßt. Die Haare uͤber der Schaam ſind angegeben. Ich halte dieſe Figur wieder fuͤr einen Ringer. Sie iſt als Apollo reſtaurirt, und wird gemeiniglich: Ptolomaͤus genannt. Venus in der Stellung der Mediceiſchen, aber ſehr viel groͤßer. Der Torſo iſt ſchoͤn. Kopf und 37) Winkelmann glaubt, es ſey Pſyche mit dem Gefaͤße voll Waſſers aus dem unterirrdiſchen Fluſſe Cocytus. S. Annotazioni ſopra le Statue di Roma. p. 41. 38 a) Die deſcrizzione gibt dieſer Statue einen Koͤcher auf der linken Seite, Schild und Helm zu den Fuͤßen und eine Streitaxt am Tronk. Dieſe Attri- bute finden ſich nicht bei dieſer Statue, ſondern bei der Statue im Muſeo Clementino. Winkelmann, S. 313. behauptet: der Kopf gehoͤre nicht zu dem Rumpfe. P 4

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/253>, abgerufen am 29.11.2024.