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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

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Das Capitol.

Dieser letzte, (Mus. Cap. nr. 32.) ist aber der-
jenige, dessen Charakter und Stellung am häufigsten
wiederholt sind, und von ihm und seinen Gesellen gilt,
was Winkelmann 35) sagt: Da sich in Rom über
dreißig Statuen junger Satyre oder Faunen befinden,
die sich ähnlich im Stande und Gebährden sind, so ist
glaublich, daß das Original dieser Figuren der be-
rühmte Satyr des Praxiteles gewesen sey.

Der Herr Hofrath Heyne 36) äußert die Ver-
muthung, daß die Faunen dieser Art Copeien nach
dem Gemählde des Protogenes, eines an einer Säule
ruhenden Satyrs mit einer Flöte in der Hand, des
Anapavomenos, seyn könne. Auf unsern Satyr
paßt ferner jenes andere Zeugniß Winkelmanns, daß
sich unter den jungen Faunen so schöne finden, daß sie
mit dem Bacchus verwechselt werden können.

Juno aus
dem Pallast
Cesi.

+ Juno, ehemals im Pallast Cesi. Die eine
Brust, beide Arme und der eine Fuß sind modern.
Sie wird für eine der schönsten Statuen in dieser
Sammlung gehalten. Die ganze Figur prägt Ehr-
furcht ein, ohne etwas zurückstoßendes zu haben. Es
ist die Schönheit des reiferen Alters. Das Gewand
ist vorzüglich schön, doch scheint es ein wenig zu ge-
künstelt.

+ Eine weibliche bekleidete Figur, die in den
Händen, um die sie den Mantel gewickelt hat, ein
Gefäß trägt. Man nennt sie des Schleiers wegen,
Vestalin, und gibt ihr sogar, ohne allen Grund,

den
35) G. d. K. S. 275.
36) am angef. Orte.
Das Capitol.

Dieſer letzte, (Muſ. Cap. nr. 32.) iſt aber der-
jenige, deſſen Charakter und Stellung am haͤufigſten
wiederholt ſind, und von ihm und ſeinen Geſellen gilt,
was Winkelmann 35) ſagt: Da ſich in Rom uͤber
dreißig Statuen junger Satyre oder Faunen befinden,
die ſich aͤhnlich im Stande und Gebaͤhrden ſind, ſo iſt
glaublich, daß das Original dieſer Figuren der be-
ruͤhmte Satyr des Praxiteles geweſen ſey.

Der Herr Hofrath Heyne 36) aͤußert die Ver-
muthung, daß die Faunen dieſer Art Copeien nach
dem Gemaͤhlde des Protogenes, eines an einer Saͤule
ruhenden Satyrs mit einer Floͤte in der Hand, des
Anapavomenos, ſeyn koͤnne. Auf unſern Satyr
paßt ferner jenes andere Zeugniß Winkelmanns, daß
ſich unter den jungen Faunen ſo ſchoͤne finden, daß ſie
mit dem Bacchus verwechſelt werden koͤnnen.

Juno aus
dem Pallaſt
Ceſi.

Juno, ehemals im Pallaſt Ceſi. Die eine
Bruſt, beide Arme und der eine Fuß ſind modern.
Sie wird fuͤr eine der ſchoͤnſten Statuen in dieſer
Sammlung gehalten. Die ganze Figur praͤgt Ehr-
furcht ein, ohne etwas zuruͤckſtoßendes zu haben. Es
iſt die Schoͤnheit des reiferen Alters. Das Gewand
iſt vorzuͤglich ſchoͤn, doch ſcheint es ein wenig zu ge-
kuͤnſtelt.

Eine weibliche bekleidete Figur, die in den
Haͤnden, um die ſie den Mantel gewickelt hat, ein
Gefaͤß traͤgt. Man nennt ſie des Schleiers wegen,
Veſtalin, und gibt ihr ſogar, ohne allen Grund,

den
35) G. d. K. S. 275.
36) am angef. Orte.
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[230/0252] Das Capitol. Dieſer letzte, (Muſ. Cap. nr. 32.) iſt aber der- jenige, deſſen Charakter und Stellung am haͤufigſten wiederholt ſind, und von ihm und ſeinen Geſellen gilt, was Winkelmann 35) ſagt: Da ſich in Rom uͤber dreißig Statuen junger Satyre oder Faunen befinden, die ſich aͤhnlich im Stande und Gebaͤhrden ſind, ſo iſt glaublich, daß das Original dieſer Figuren der be- ruͤhmte Satyr des Praxiteles geweſen ſey. Der Herr Hofrath Heyne 36) aͤußert die Ver- muthung, daß die Faunen dieſer Art Copeien nach dem Gemaͤhlde des Protogenes, eines an einer Saͤule ruhenden Satyrs mit einer Floͤte in der Hand, des Anapavomenos, ſeyn koͤnne. Auf unſern Satyr paßt ferner jenes andere Zeugniß Winkelmanns, daß ſich unter den jungen Faunen ſo ſchoͤne finden, daß ſie mit dem Bacchus verwechſelt werden koͤnnen. † Juno, ehemals im Pallaſt Ceſi. Die eine Bruſt, beide Arme und der eine Fuß ſind modern. Sie wird fuͤr eine der ſchoͤnſten Statuen in dieſer Sammlung gehalten. Die ganze Figur praͤgt Ehr- furcht ein, ohne etwas zuruͤckſtoßendes zu haben. Es iſt die Schoͤnheit des reiferen Alters. Das Gewand iſt vorzuͤglich ſchoͤn, doch ſcheint es ein wenig zu ge- kuͤnſtelt. † Eine weibliche bekleidete Figur, die in den Haͤnden, um die ſie den Mantel gewickelt hat, ein Gefaͤß traͤgt. Man nennt ſie des Schleiers wegen, Veſtalin, und gibt ihr ſogar, ohne allen Grund, den 35) G. d. K. S. 275. 36) am angef. Orte.

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/252>, abgerufen am 09.05.2024.