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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha

Jch bin schon so glücklich gewesen, durch diese
heilsame Erfindung mir einen Vornehmen von
Adel zum Freunde zu machen, welcher aus Ver-
zweiflung im Begriffe war, zu gestehen, daß er
ein Betrüger sey, weil es ihm alle Welt unter die
Augen sagte. Er hatte seiner Gemahlinn ein an-
sehnliches Vermögen mit Spielen und lüderlicher
Gesellschafft verschwendet, und sich dennoch im-
merzu des Namens eines redlichen Gemahls und
zärtlichen Vaters angemaßt, ob es sich gleich zu-
letzt zeigte, daß er keines von beiden so gar sorg-
fältig gewesen war. Er hatte Gelder aufgenom-
men, und bey Cavalierparole versprochen, sie wie-
der zu bezahlen. Seine schriftlichen Versicherun-
gen und Wechsel schloß er allezeit mit den Wor-
ten: Leiste gute Zahlung, und nehme Gott zu
Hülfe. Dem ungeachtet war weder seine Cava-
lierparole, noch die eidliche Versicherung vermö-
gend gewesen, ihn zu bewegen, daß er seine ein-
fältigen Gläubiger bezahlt hätte. Der Concurs
brach aus. Kein einziger, ausgenommen der
Richter, erhielten dabey, was sie zu fodern hat-
ten. War etwas natürlicher, als daß alle Welt
sagte, daß dieser Cavalier ein unredlicher Gemahl,
ein grausamer Vater, ein zu verabscheuender Be-
trüger sey? Jm ganzen Lande gab man ihm die-
sen Titel. Jch habe ihn gerettet! Jch warnte
ihn, nicht das Geringste einzugestehen! Einen
Theil der Wechsel schwur er großmüthig ab, und
für die übrigen Schulden waren Unglücksfälle ge-
nug da, auf welche er sich berufen konnte. Die

Welt
Antons Panßa von Mancha

Jch bin ſchon ſo gluͤcklich geweſen, durch dieſe
heilſame Erfindung mir einen Vornehmen von
Adel zum Freunde zu machen, welcher aus Ver-
zweiflung im Begriffe war, zu geſtehen, daß er
ein Betruͤger ſey, weil es ihm alle Welt unter die
Augen ſagte. Er hatte ſeiner Gemahlinn ein an-
ſehnliches Vermoͤgen mit Spielen und luͤderlicher
Geſellſchafft verſchwendet, und ſich dennoch im-
merzu des Namens eines redlichen Gemahls und
zaͤrtlichen Vaters angemaßt, ob es ſich gleich zu-
letzt zeigte, daß er keines von beiden ſo gar ſorg-
faͤltig geweſen war. Er hatte Gelder aufgenom-
men, und bey Cavalierparole verſprochen, ſie wie-
der zu bezahlen. Seine ſchriftlichen Verſicherun-
gen und Wechſel ſchloß er allezeit mit den Wor-
ten: Leiſte gute Zahlung, und nehme Gott zu
Huͤlfe. Dem ungeachtet war weder ſeine Cava-
lierparole, noch die eidliche Verſicherung vermoͤ-
gend geweſen, ihn zu bewegen, daß er ſeine ein-
faͤltigen Glaͤubiger bezahlt haͤtte. Der Concurs
brach aus. Kein einziger, ausgenommen der
Richter, erhielten dabey, was ſie zu fodern hat-
ten. War etwas natuͤrlicher, als daß alle Welt
ſagte, daß dieſer Cavalier ein unredlicher Gemahl,
ein grauſamer Vater, ein zu verabſcheuender Be-
truͤger ſey? Jm ganzen Lande gab man ihm die-
ſen Titel. Jch habe ihn gerettet! Jch warnte
ihn, nicht das Geringſte einzugeſtehen! Einen
Theil der Wechſel ſchwur er großmuͤthig ab, und
fuͤr die uͤbrigen Schulden waren Ungluͤcksfaͤlle ge-
nug da, auf welche er ſich berufen konnte. Die

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[76/0098] Antons Panßa von Mancha Jch bin ſchon ſo gluͤcklich geweſen, durch dieſe heilſame Erfindung mir einen Vornehmen von Adel zum Freunde zu machen, welcher aus Ver- zweiflung im Begriffe war, zu geſtehen, daß er ein Betruͤger ſey, weil es ihm alle Welt unter die Augen ſagte. Er hatte ſeiner Gemahlinn ein an- ſehnliches Vermoͤgen mit Spielen und luͤderlicher Geſellſchafft verſchwendet, und ſich dennoch im- merzu des Namens eines redlichen Gemahls und zaͤrtlichen Vaters angemaßt, ob es ſich gleich zu- letzt zeigte, daß er keines von beiden ſo gar ſorg- faͤltig geweſen war. Er hatte Gelder aufgenom- men, und bey Cavalierparole verſprochen, ſie wie- der zu bezahlen. Seine ſchriftlichen Verſicherun- gen und Wechſel ſchloß er allezeit mit den Wor- ten: Leiſte gute Zahlung, und nehme Gott zu Huͤlfe. Dem ungeachtet war weder ſeine Cava- lierparole, noch die eidliche Verſicherung vermoͤ- gend geweſen, ihn zu bewegen, daß er ſeine ein- faͤltigen Glaͤubiger bezahlt haͤtte. Der Concurs brach aus. Kein einziger, ausgenommen der Richter, erhielten dabey, was ſie zu fodern hat- ten. War etwas natuͤrlicher, als daß alle Welt ſagte, daß dieſer Cavalier ein unredlicher Gemahl, ein grauſamer Vater, ein zu verabſcheuender Be- truͤger ſey? Jm ganzen Lande gab man ihm die- ſen Titel. Jch habe ihn gerettet! Jch warnte ihn, nicht das Geringſte einzugeſtehen! Einen Theil der Wechſel ſchwur er großmuͤthig ab, und fuͤr die uͤbrigen Schulden waren Ungluͤcksfaͤlle ge- nug da, auf welche er ſich berufen konnte. Die Welt

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/98>, abgerufen am 22.11.2024.