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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha

Für die Begierde, die ihn juckte, mir zu sa-
gen, daß er ein Richter sey, bezahlt er 4 fl. -

Er ward empfindlich, daß ich ihm so steif ins
Gesicht sah, weil er glaubte, ich zweifelte an sei-
ner Einsicht, und an seinen Verdiensten. Er
hatte Recht; aber weil er seinen Stolz dabey ver-
rieth, so giebt er - - 1 fl.

Dafür, daß er glaubt, er sey wegen seiner
Verdienste zu diesem Amte gewählt worden, da er
doch nur durch die Frau in diese Stelle eingedrun-
gen ist, soll er erlegen - - 1/2 fl.

Fünf Monate hält er für zureichend, auf seine
Erfahrung zu trotzen. Es verräth dieses seine er-
staunende Unwissenheit. Für jeden Monat zahlt
er einen Gulden, und fährt damit so lange fort,
bis er klüger wird.

Für einen jeden Vorwurf, den er seinen er-
fahrnen Collegen macht, büßt er 1 Schilling.

Ein casus in terminis kostet 1 Schilling.

Die Narrheit soll er vor diesesmal umsonst
begangen haben, daß er mich so trotzig verachtete,
als ich ihn beredete, ich sey ein Schneider. Es
konnte ihm freylich nicht anders, als höchst em-
pfindlich seyn, da er so große Anstalten machte, mit
seiner juristischen Weisheit zu paradiren, und den
demüthigen Beyfall eines Mannes zu verdienen,
von dem er erfahren mußte, daß er nur ein un-
würdiger Handwerksmann sey.

Nach
Antons Panßa von Mancha

Fuͤr die Begierde, die ihn juckte, mir zu ſa-
gen, daß er ein Richter ſey, bezahlt er 4 fl. ‒

Er ward empfindlich, daß ich ihm ſo ſteif ins
Geſicht ſah, weil er glaubte, ich zweifelte an ſei-
ner Einſicht, und an ſeinen Verdienſten. Er
hatte Recht; aber weil er ſeinen Stolz dabey ver-
rieth, ſo giebt er ‒ ‒ 1 fl.

Dafuͤr, daß er glaubt, er ſey wegen ſeiner
Verdienſte zu dieſem Amte gewaͤhlt worden, da er
doch nur durch die Frau in dieſe Stelle eingedrun-
gen iſt, ſoll er erlegen ‒ ‒ ½ fl.

Fuͤnf Monate haͤlt er fuͤr zureichend, auf ſeine
Erfahrung zu trotzen. Es verraͤth dieſes ſeine er-
ſtaunende Unwiſſenheit. Fuͤr jeden Monat zahlt
er einen Gulden, und faͤhrt damit ſo lange fort,
bis er kluͤger wird.

Fuͤr einen jeden Vorwurf, den er ſeinen er-
fahrnen Collegen macht, buͤßt er 1 Schilling.

Ein caſus in terminis koſtet 1 Schilling.

Die Narrheit ſoll er vor dieſesmal umſonſt
begangen haben, daß er mich ſo trotzig verachtete,
als ich ihn beredete, ich ſey ein Schneider. Es
konnte ihm freylich nicht anders, als hoͤchſt em-
pfindlich ſeyn, da er ſo große Anſtalten machte, mit
ſeiner juriſtiſchen Weisheit zu paradiren, und den
demuͤthigen Beyfall eines Mannes zu verdienen,
von dem er erfahren mußte, daß er nur ein un-
wuͤrdiger Handwerksmann ſey.

Nach
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[364/0386] Antons Panßa von Mancha Fuͤr die Begierde, die ihn juckte, mir zu ſa- gen, daß er ein Richter ſey, bezahlt er 4 fl. ‒ Er ward empfindlich, daß ich ihm ſo ſteif ins Geſicht ſah, weil er glaubte, ich zweifelte an ſei- ner Einſicht, und an ſeinen Verdienſten. Er hatte Recht; aber weil er ſeinen Stolz dabey ver- rieth, ſo giebt er ‒ ‒ 1 fl. Dafuͤr, daß er glaubt, er ſey wegen ſeiner Verdienſte zu dieſem Amte gewaͤhlt worden, da er doch nur durch die Frau in dieſe Stelle eingedrun- gen iſt, ſoll er erlegen ‒ ‒ ½ fl. Fuͤnf Monate haͤlt er fuͤr zureichend, auf ſeine Erfahrung zu trotzen. Es verraͤth dieſes ſeine er- ſtaunende Unwiſſenheit. Fuͤr jeden Monat zahlt er einen Gulden, und faͤhrt damit ſo lange fort, bis er kluͤger wird. Fuͤr einen jeden Vorwurf, den er ſeinen er- fahrnen Collegen macht, buͤßt er 1 Schilling. Ein caſus in terminis koſtet 1 Schilling. Die Narrheit ſoll er vor dieſesmal umſonſt begangen haben, daß er mich ſo trotzig verachtete, als ich ihn beredete, ich ſey ein Schneider. Es konnte ihm freylich nicht anders, als hoͤchſt em- pfindlich ſeyn, da er ſo große Anſtalten machte, mit ſeiner juriſtiſchen Weisheit zu paradiren, und den demuͤthigen Beyfall eines Mannes zu verdienen, von dem er erfahren mußte, daß er nur ein un- wuͤrdiger Handwerksmann ſey. Nach

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/386>, abgerufen am 20.05.2024.