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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Zueignungsschrift.
verdunkeln kann. Du warst der Bruder und
vertrauteste Freund
des glücklichen Sancho.
Er wagte es nicht, ohne Dich zu regieren; man
mußte Dich, mit kostbarem Zeuge geschmückt, hin-
ter ihm herführen, als er seinen prächtigen Ein-
zug hielt*. Cid Hamet weis von Dir und dem
Sancho bey dieser Gelegenheit nichts schmeichel-
hafters zu sagen, als daß Sancho, welcher ein
prächtig aufgezäumtes Maulthier ritt, sich oft-
mals umgesehen, Dich, sein getreues Thier, zu
betrachten, und sich vom Herzen über den glückli-
chen Zustand zu freuen, in welchem er Dich er-
blickte. Auch alsdenn warst Du noch sein liebster,
sein vertrauter Esel, da ihn die ganze Jnsel als
ihren Statthalter anbetete. Wäre Dir damals
wohl etwas leichter gewesen, als das Vertrauen
Deines Herrn zu Deinem und der Deinigen
Vortheile, und zum Schaden Deiner Feinde zu
misbrauchen? Beides hast Du nicht gethan. Jn
der ganzen Geschichte finde ich diesen Umstand
am merkwürdigsten, daß während der Statthal-
terschaft des Sancho Deiner nicht mit einem
Worte gedacht wird. Der Leser sieht Dich bey
dem prächtigen Einzuge zum letzten male, und
bekömmt Dich eher nicht wieder zu Gesichte, als
in dem traurigen Augenblicke, da der weise San-
cho von der Last der ungewohnten Herrschaft er-
müdet, den großmüthigen Schluß faßte, auf
Dir, getreuem Esel, der mühseligen Pracht
eines Regenten zu entfliehen. Jn seinem Glücke
gelassen zu seyn; sich der Gewalt seiner mächtigen

Freun-
* B. 7. C. 47.

Zueignungsſchrift.
verdunkeln kann. Du warſt der Bruder und
vertrauteſte Freund
des gluͤcklichen Sancho.
Er wagte es nicht, ohne Dich zu regieren; man
mußte Dich, mit koſtbarem Zeuge geſchmuͤckt, hin-
ter ihm herfuͤhren, als er ſeinen praͤchtigen Ein-
zug hielt*. Cid Hamet weis von Dir und dem
Sancho bey dieſer Gelegenheit nichts ſchmeichel-
hafters zu ſagen, als daß Sancho, welcher ein
praͤchtig aufgezaͤumtes Maulthier ritt, ſich oft-
mals umgeſehen, Dich, ſein getreues Thier, zu
betrachten, und ſich vom Herzen uͤber den gluͤckli-
chen Zuſtand zu freuen, in welchem er Dich er-
blickte. Auch alsdenn warſt Du noch ſein liebſter,
ſein vertrauter Eſel, da ihn die ganze Jnſel als
ihren Statthalter anbetete. Waͤre Dir damals
wohl etwas leichter geweſen, als das Vertrauen
Deines Herrn zu Deinem und der Deinigen
Vortheile, und zum Schaden Deiner Feinde zu
misbrauchen? Beides haſt Du nicht gethan. Jn
der ganzen Geſchichte finde ich dieſen Umſtand
am merkwuͤrdigſten, daß waͤhrend der Statthal-
terſchaft des Sancho Deiner nicht mit einem
Worte gedacht wird. Der Leſer ſieht Dich bey
dem praͤchtigen Einzuge zum letzten male, und
bekoͤmmt Dich eher nicht wieder zu Geſichte, als
in dem traurigen Augenblicke, da der weiſe San-
cho von der Laſt der ungewohnten Herrſchaft er-
muͤdet, den großmuͤthigen Schluß faßte, auf
Dir, getreuem Eſel, der muͤhſeligen Pracht
eines Regenten zu entfliehen. Jn ſeinem Gluͤcke
gelaſſen zu ſeyn; ſich der Gewalt ſeiner maͤchtigen

Freun-
* B. 7. C. 47.
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[16/0038] Zueignungsſchrift. verdunkeln kann. Du warſt der Bruder und vertrauteſte Freund des gluͤcklichen Sancho. Er wagte es nicht, ohne Dich zu regieren; man mußte Dich, mit koſtbarem Zeuge geſchmuͤckt, hin- ter ihm herfuͤhren, als er ſeinen praͤchtigen Ein- zug hielt *. Cid Hamet weis von Dir und dem Sancho bey dieſer Gelegenheit nichts ſchmeichel- hafters zu ſagen, als daß Sancho, welcher ein praͤchtig aufgezaͤumtes Maulthier ritt, ſich oft- mals umgeſehen, Dich, ſein getreues Thier, zu betrachten, und ſich vom Herzen uͤber den gluͤckli- chen Zuſtand zu freuen, in welchem er Dich er- blickte. Auch alsdenn warſt Du noch ſein liebſter, ſein vertrauter Eſel, da ihn die ganze Jnſel als ihren Statthalter anbetete. Waͤre Dir damals wohl etwas leichter geweſen, als das Vertrauen Deines Herrn zu Deinem und der Deinigen Vortheile, und zum Schaden Deiner Feinde zu misbrauchen? Beides haſt Du nicht gethan. Jn der ganzen Geſchichte finde ich dieſen Umſtand am merkwuͤrdigſten, daß waͤhrend der Statthal- terſchaft des Sancho Deiner nicht mit einem Worte gedacht wird. Der Leſer ſieht Dich bey dem praͤchtigen Einzuge zum letzten male, und bekoͤmmt Dich eher nicht wieder zu Geſichte, als in dem traurigen Augenblicke, da der weiſe San- cho von der Laſt der ungewohnten Herrſchaft er- muͤdet, den großmuͤthigen Schluß faßte, auf Dir, getreuem Eſel, der muͤhſeligen Pracht eines Regenten zu entfliehen. Jn ſeinem Gluͤcke gelaſſen zu ſeyn; ſich der Gewalt ſeiner maͤchtigen Freun- * B. 7. C. 47.

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/38>, abgerufen am 25.11.2024.