berdig that. Sie soll wegen dieses Satzes ein- mal für allemal geben - - 1/2 fl.
So oft sie uns für so einfältig hielt, zu glau- ben, daß wir ihre Gottesfurcht bewunderten, so oft hat sie 1 Schilling verwirkt. Sie glaubte es wohl, so lange der Psalm währte; ich will ihr aber doch die Zahlung nicht mehr, als einfach, abfodern.
Da sie ohne Zweifel durch ihre übertriebene Andacht fich den Namen einer frommen Matrone auch in der Absicht erheucheln wollte, um künf- tig bey ihren Ausschweifungen desto sicherer zu seyn; so strafe ich sie um - 1/2 fl.
Sie sollte wohl nicht umsonst so unbescheiden gegen den Officier gewesen seyn, und ein jedes Schimpfwort verdiente wenigstens eine Pön von 1 Stüver. Allein zu geschweigen, daß der Officier selbst nicht bescheiden gegen sie verfuhr, und eben nicht so empfindlich darüber zu seyn schien; so will ich ihr die Strafe auch um deßwil- len erlassen, weil sie in der größten Verwirrung sich befand, und diese pöbelhafte Art, sich zu vertheidigen, die deutlichste Sprache eines bö- sen Gewissens war.
Also bekäme ich von dieser Betschwester zu meiner Gedankensteuer überhaupt 4 fl. und noch etwas drüber; und dieses binnen einer Zeit von
zehen
Z 3
Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern.
berdig that. Sie ſoll wegen dieſes Satzes ein- mal fuͤr allemal geben ‒ ‒ ½ fl.
So oft ſie uns fuͤr ſo einfaͤltig hielt, zu glau- ben, daß wir ihre Gottesfurcht bewunderten, ſo oft hat ſie 1 Schilling verwirkt. Sie glaubte es wohl, ſo lange der Pſalm waͤhrte; ich will ihr aber doch die Zahlung nicht mehr, als einfach, abfodern.
Da ſie ohne Zweifel durch ihre uͤbertriebene Andacht fich den Namen einer frommen Matrone auch in der Abſicht erheucheln wollte, um kuͤnf- tig bey ihren Ausſchweifungen deſto ſicherer zu ſeyn; ſo ſtrafe ich ſie um ‒ ½ fl.
Sie ſollte wohl nicht umſonſt ſo unbeſcheiden gegen den Officier geweſen ſeyn, und ein jedes Schimpfwort verdiente wenigſtens eine Poͤn von 1 Stuͤver. Allein zu geſchweigen, daß der Officier ſelbſt nicht beſcheiden gegen ſie verfuhr, und eben nicht ſo empfindlich daruͤber zu ſeyn ſchien; ſo will ich ihr die Strafe auch um deßwil- len erlaſſen, weil ſie in der groͤßten Verwirrung ſich befand, und dieſe poͤbelhafte Art, ſich zu vertheidigen, die deutlichſte Sprache eines boͤ- ſen Gewiſſens war.
Alſo bekaͤme ich von dieſer Betſchweſter zu meiner Gedankenſteuer uͤberhaupt 4 fl. und noch etwas druͤber; und dieſes binnen einer Zeit von
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Abhandlung von Spruͤchwoͤrtern.
berdig that. Sie ſoll wegen dieſes Satzes ein-
mal fuͤr allemal geben ‒ ‒ ½ fl.
So oft ſie uns fuͤr ſo einfaͤltig hielt, zu glau-
ben, daß wir ihre Gottesfurcht bewunderten, ſo
oft hat ſie 1 Schilling verwirkt. Sie glaubte es
wohl, ſo lange der Pſalm waͤhrte; ich will ihr
aber doch die Zahlung nicht mehr, als einfach,
abfodern.
Da ſie ohne Zweifel durch ihre uͤbertriebene
Andacht fich den Namen einer frommen Matrone
auch in der Abſicht erheucheln wollte, um kuͤnf-
tig bey ihren Ausſchweifungen deſto ſicherer zu
ſeyn; ſo ſtrafe ich ſie um ‒ ½ fl.
Sie ſollte wohl nicht umſonſt ſo unbeſcheiden
gegen den Officier geweſen ſeyn, und ein jedes
Schimpfwort verdiente wenigſtens eine Poͤn
von 1 Stuͤver. Allein zu geſchweigen, daß der
Officier ſelbſt nicht beſcheiden gegen ſie verfuhr,
und eben nicht ſo empfindlich daruͤber zu ſeyn
ſchien; ſo will ich ihr die Strafe auch um deßwil-
len erlaſſen, weil ſie in der groͤßten Verwirrung
ſich befand, und dieſe poͤbelhafte Art, ſich zu
vertheidigen, die deutlichſte Sprache eines boͤ-
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/379>, abgerufen am 22.11.2024.
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