Ringen ihrer besudelten Hände zu erzwingen suchte. Die ehrerbietige Stille der Gesellschaft nahm sie auf ihre Rechnung. Vermuthlich hat- te sie die Absicht, durch einen neuen Psalm noch einen Anfall auf unsre Hochachtung zu thun: Man kann also wohl urtheilen, wie em- pfindlich es ihr seyn mußte, da sie durch die Frechheit des Officiers so unerwartet in ihren stolzen Absichten gehindert, und so sehr gede- müthigt ward.
Aus dieser Abschilderung werden meine Leser ziemlich im Stande seyn, zu errathen, wie die Taxe für diese Betschwester eingerichtet werden soll.
Für das heuchlerische Kopfhängen soll sie geben - - - 1/2 fl.
Ein Seufzer kostet 1 Schilling. Sie kann dieses gar wohl zahlen, da sie in ihrer Jugend durch verbuhlte Seufzer das meiste Geld verdienet hat. Sie seufzete achtmal unter dem Psalme, das thut - - - 11/2 fl.
Das Verdrehen der Augen bezahlt sie mit 1 Stüver. Es war mir nicht möglich zu zählen, wie oft sie dieses that; ich will ihr also nur überhaupt - 1fl. - abfodern.
Das Ringen der Hände muß sie wenigstens mit - 1/2 Stüver verbüßen, da es Ursache war, daß sie während ihrer Andacht sehr unge-
berdig
Antons Panßa von Mancha
Ringen ihrer beſudelten Haͤnde zu erzwingen ſuchte. Die ehrerbietige Stille der Geſellſchaft nahm ſie auf ihre Rechnung. Vermuthlich hat- te ſie die Abſicht, durch einen neuen Pſalm noch einen Anfall auf unſre Hochachtung zu thun: Man kann alſo wohl urtheilen, wie em- pfindlich es ihr ſeyn mußte, da ſie durch die Frechheit des Officiers ſo unerwartet in ihren ſtolzen Abſichten gehindert, und ſo ſehr gede- muͤthigt ward.
Aus dieſer Abſchilderung werden meine Leſer ziemlich im Stande ſeyn, zu errathen, wie die Taxe fuͤr dieſe Betſchweſter eingerichtet werden ſoll.
Fuͤr das heuchleriſche Kopfhaͤngen ſoll ſie geben ‒ ‒ ‒ ½ fl.
Ein Seufzer koſtet 1 Schilling. Sie kann dieſes gar wohl zahlen, da ſie in ihrer Jugend durch verbuhlte Seufzer das meiſte Geld verdienet hat. Sie ſeufzete achtmal unter dem Pſalme, das thut ‒ ‒ ‒ 1½ fl.
Das Verdrehen der Augen bezahlt ſie mit 1 Stuͤver. Es war mir nicht moͤglich zu zaͤhlen, wie oft ſie dieſes that; ich will ihr alſo nur uͤberhaupt ‒ 1fl. ‒ abfodern.
Das Ringen der Haͤnde muß ſie wenigſtens mit ‒ ½ Stuͤver verbuͤßen, da es Urſache war, daß ſie waͤhrend ihrer Andacht ſehr unge-
berdig
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[365[356]/0378]
Antons Panßa von Mancha
Ringen ihrer beſudelten Haͤnde zu erzwingen
ſuchte. Die ehrerbietige Stille der Geſellſchaft
nahm ſie auf ihre Rechnung. Vermuthlich hat-
te ſie die Abſicht, durch einen neuen Pſalm
noch einen Anfall auf unſre Hochachtung zu
thun: Man kann alſo wohl urtheilen, wie em-
pfindlich es ihr ſeyn mußte, da ſie durch die
Frechheit des Officiers ſo unerwartet in ihren
ſtolzen Abſichten gehindert, und ſo ſehr gede-
muͤthigt ward.
Aus dieſer Abſchilderung werden meine Leſer
ziemlich im Stande ſeyn, zu errathen, wie die Taxe
fuͤr dieſe Betſchweſter eingerichtet werden ſoll.
Fuͤr das heuchleriſche Kopfhaͤngen ſoll ſie
geben ‒ ‒ ‒ ½ fl.
Ein Seufzer koſtet 1 Schilling. Sie kann
dieſes gar wohl zahlen, da ſie in ihrer Jugend
durch verbuhlte Seufzer das meiſte Geld verdienet
hat. Sie ſeufzete achtmal unter dem Pſalme,
das thut ‒ ‒ ‒ 1½ fl.
Das Verdrehen der Augen bezahlt ſie
mit 1 Stuͤver. Es war mir nicht moͤglich zu
zaͤhlen, wie oft ſie dieſes that; ich will ihr alſo
nur uͤberhaupt ‒ 1fl. ‒ abfodern.
Das Ringen der Haͤnde muß ſie wenigſtens
mit ‒ ½ Stuͤver verbuͤßen, da es Urſache
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 365[356]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/378>, abgerufen am 22.11.2024.
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