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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha

Da gegenwärtige Abhandlung nur eine vor-
läufige Probe von dem Tarife seyn soll, welchen
ich künftig wegen dieser Gedankensteuer bekannt
machen will, wofern mein Vorschlag den gehofften
Beyfall finden sollte: so werde ich für itzo nicht
nöthig haben, die übrigen Arten der Gedichte auf
eben diese Weise zu taxiren. Jm Vorbeygehen
will ich nur erinnern, daß in einem Trauerspiele

ein O! - - - - 2 Stüver,
ein Ach! - - - 2 Stüver,
ein O! und Ach! zusammen 4 Stüver,
ein O! ihr Götter! - - 6 Stüver,
ein Dolchstich - - - 1 Schilling,
und ein jeder matte Gedanke - 1 Deut

kosten solle. Und wer ein gar zu elendes Trauer-
spiel verfertigt, wenn es auch schon nach allen
Regeln des Aristoteles elend wäre, der soll es entwe-
der in seinem eignen Kamine verbrennen; oder,
wenn er doch so hartnäckig ist, es öffentlich auf-
führen zu lassen, so soll er dem Publico pro re-
dimenda vexa
- - - 5 fl. - erlegen, die
ich zu meiner Gedankensteuer nehmen, und sodann
auf meine Kosten die öffentliche Kritik veranlas-
sen will: Daß wir nunmehr in unserm Va-
terlande endlich einmal auch ein Original ha-
ben, welches wir unsern stolzen Nachbarn ent-
gegen setzen können.

Bey den Lustspielen werde ich mich schon et-
was länger aufhalten müssen. Da der Verfasser,

und
Antons Panßa von Mancha

Da gegenwaͤrtige Abhandlung nur eine vor-
laͤufige Probe von dem Tarife ſeyn ſoll, welchen
ich kuͤnftig wegen dieſer Gedankenſteuer bekannt
machen will, wofern mein Vorſchlag den gehofften
Beyfall finden ſollte: ſo werde ich fuͤr itzo nicht
noͤthig haben, die uͤbrigen Arten der Gedichte auf
eben dieſe Weiſe zu taxiren. Jm Vorbeygehen
will ich nur erinnern, daß in einem Trauerſpiele

ein O! ‒ ‒ ‒ ‒ 2 Stuͤver,
ein Ach! ‒ ‒ ‒ 2 Stuͤver,
ein O! und Ach! zuſammen 4 Stuͤver,
ein O! ihr Goͤtter! ‒ ‒ 6 Stuͤver,
ein Dolchſtich ‒ ‒ ‒ 1 Schilling,
und ein jeder matte Gedanke ‒ 1 Deut

koſten ſolle. Und wer ein gar zu elendes Trauer-
ſpiel verfertigt, wenn es auch ſchon nach allen
Regeln des Ariſtoteles elend waͤre, der ſoll es entwe-
der in ſeinem eignen Kamine verbrennen; oder,
wenn er doch ſo hartnaͤckig iſt, es oͤffentlich auf-
fuͤhren zu laſſen, ſo ſoll er dem Publico pro re-
dimenda vexa
‒ ‒ ‒ 5 fl. ‒ erlegen, die
ich zu meiner Gedankenſteuer nehmen, und ſodann
auf meine Koſten die oͤffentliche Kritik veranlaſ-
ſen will: Daß wir nunmehr in unſerm Va-
terlande endlich einmal auch ein Original ha-
ben, welches wir unſern ſtolzen Nachbarn ent-
gegen ſetzen koͤnnen.

Bey den Luſtſpielen werde ich mich ſchon et-
was laͤnger aufhalten muͤſſen. Da der Verfaſſer,

und
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[318/0340] Antons Panßa von Mancha Da gegenwaͤrtige Abhandlung nur eine vor- laͤufige Probe von dem Tarife ſeyn ſoll, welchen ich kuͤnftig wegen dieſer Gedankenſteuer bekannt machen will, wofern mein Vorſchlag den gehofften Beyfall finden ſollte: ſo werde ich fuͤr itzo nicht noͤthig haben, die uͤbrigen Arten der Gedichte auf eben dieſe Weiſe zu taxiren. Jm Vorbeygehen will ich nur erinnern, daß in einem Trauerſpiele ein O! ‒ ‒ ‒ ‒ 2 Stuͤver, ein Ach! ‒ ‒ ‒ 2 Stuͤver, ein O! und Ach! zuſammen 4 Stuͤver, ein O! ihr Goͤtter! ‒ ‒ 6 Stuͤver, ein Dolchſtich ‒ ‒ ‒ 1 Schilling, und ein jeder matte Gedanke ‒ 1 Deut koſten ſolle. Und wer ein gar zu elendes Trauer- ſpiel verfertigt, wenn es auch ſchon nach allen Regeln des Ariſtoteles elend waͤre, der ſoll es entwe- der in ſeinem eignen Kamine verbrennen; oder, wenn er doch ſo hartnaͤckig iſt, es oͤffentlich auf- fuͤhren zu laſſen, ſo ſoll er dem Publico pro re- dimenda vexa ‒ ‒ ‒ 5 fl. ‒ erlegen, die ich zu meiner Gedankenſteuer nehmen, und ſodann auf meine Koſten die oͤffentliche Kritik veranlaſ- ſen will: Daß wir nunmehr in unſerm Va- terlande endlich einmal auch ein Original ha- ben, welches wir unſern ſtolzen Nachbarn ent- gegen ſetzen koͤnnen. Bey den Luſtſpielen werde ich mich ſchon et- was laͤnger aufhalten muͤſſen. Da der Verfaſſer, und

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/340>, abgerufen am 19.05.2024.