fürchten dürfen, welche aus einem uneingeschränk- ten Umgange außerdem erwachsen könnten.
Da ich itzt mein Herz wegen der übereilten Ehen ausgeschüttet habe, welche sich nur auf den flüchtigen Eindruck einer Schönheit gründen: So ist meine Meynung gar nicht, zu behaupten, daß man nicht eben so thöricht wählen könne, wenn man ein häßliches Frauenzimmer heirathet. Die Schönheit macht nicht tugendhaft; aber die Häß- lichkeit eben so wenig. Das ist vielleicht noch der einzige Unterschied, daß ich mit einem schönen Bilde ohne Seele wenigstens einige Minuten ver- gnügt leben kann, mit einem häßlichen Frauenzim- mer ohne Verstand aber, nicht einen Augenblick.
Damit man finden möge, daß ich den Werth der Schönheit einsehe; daß ich sehr wünsche, es möge ihn ein jedweder mit Vernunft zu schätzen wissen, und daß ich nur damit nicht zufrieden bin, wenn man bloß die Schönheit, und, sobald diese verschwunden ist, gar nichts mehr an der Person liebt: So will ich zwey Recepte geben, welche eine solche Wahl dauerhaft machen können.
Will ein Liebhaber wissen, ob die Schönheit seines Mädchens dauerhaft sey, so sehe er auf das Gesicht ihrer Mutter. So ungefähr wird sein Mädchen in zwanzig Jahren auch aussehen. Wird er dieses Gesicht noch in zwanzig Jahren lieben können? Viele Schönheiten zwingen uns auch alsdann noch zur Hochachtung, und Ehrfurcht,
wenn
Antons Panßa von Mancha
fuͤrchten duͤrfen, welche aus einem uneingeſchraͤnk- ten Umgange außerdem erwachſen koͤnnten.
Da ich itzt mein Herz wegen der uͤbereilten Ehen ausgeſchuͤttet habe, welche ſich nur auf den fluͤchtigen Eindruck einer Schoͤnheit gruͤnden: So iſt meine Meynung gar nicht, zu behaupten, daß man nicht eben ſo thoͤricht waͤhlen koͤnne, wenn man ein haͤßliches Frauenzimmer heirathet. Die Schoͤnheit macht nicht tugendhaft; aber die Haͤß- lichkeit eben ſo wenig. Das iſt vielleicht noch der einzige Unterſchied, daß ich mit einem ſchoͤnen Bilde ohne Seele wenigſtens einige Minuten ver- gnuͤgt leben kann, mit einem haͤßlichen Frauenzim- mer ohne Verſtand aber, nicht einen Augenblick.
Damit man finden moͤge, daß ich den Werth der Schoͤnheit einſehe; daß ich ſehr wuͤnſche, es moͤge ihn ein jedweder mit Vernunft zu ſchaͤtzen wiſſen, und daß ich nur damit nicht zufrieden bin, wenn man bloß die Schoͤnheit, und, ſobald dieſe verſchwunden iſt, gar nichts mehr an der Perſon liebt: So will ich zwey Recepte geben, welche eine ſolche Wahl dauerhaft machen koͤnnen.
Will ein Liebhaber wiſſen, ob die Schoͤnheit ſeines Maͤdchens dauerhaft ſey, ſo ſehe er auf das Geſicht ihrer Mutter. So ungefaͤhr wird ſein Maͤdchen in zwanzig Jahren auch ausſehen. Wird er dieſes Geſicht noch in zwanzig Jahren lieben koͤnnen? Viele Schoͤnheiten zwingen uns auch alsdann noch zur Hochachtung, und Ehrfurcht,
wenn
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Antons Panßa von Mancha
fuͤrchten duͤrfen, welche aus einem uneingeſchraͤnk-
ten Umgange außerdem erwachſen koͤnnten.
Da ich itzt mein Herz wegen der uͤbereilten
Ehen ausgeſchuͤttet habe, welche ſich nur auf den
fluͤchtigen Eindruck einer Schoͤnheit gruͤnden: So
iſt meine Meynung gar nicht, zu behaupten, daß
man nicht eben ſo thoͤricht waͤhlen koͤnne, wenn
man ein haͤßliches Frauenzimmer heirathet. Die
Schoͤnheit macht nicht tugendhaft; aber die Haͤß-
lichkeit eben ſo wenig. Das iſt vielleicht noch
der einzige Unterſchied, daß ich mit einem ſchoͤnen
Bilde ohne Seele wenigſtens einige Minuten ver-
gnuͤgt leben kann, mit einem haͤßlichen Frauenzim-
mer ohne Verſtand aber, nicht einen Augenblick.
Damit man finden moͤge, daß ich den Werth
der Schoͤnheit einſehe; daß ich ſehr wuͤnſche, es
moͤge ihn ein jedweder mit Vernunft zu ſchaͤtzen
wiſſen, und daß ich nur damit nicht zufrieden bin,
wenn man bloß die Schoͤnheit, und, ſobald dieſe
verſchwunden iſt, gar nichts mehr an der Perſon
liebt: So will ich zwey Recepte geben, welche
eine ſolche Wahl dauerhaft machen koͤnnen.
Will ein Liebhaber wiſſen, ob die Schoͤnheit
ſeines Maͤdchens dauerhaft ſey, ſo ſehe er auf das
Geſicht ihrer Mutter. So ungefaͤhr wird ſein
Maͤdchen in zwanzig Jahren auch ausſehen. Wird
er dieſes Geſicht noch in zwanzig Jahren lieben
koͤnnen? Viele Schoͤnheiten zwingen uns auch
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/244>, abgerufen am 23.11.2024.
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