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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
hat meinen besten Freund unglücklich gemacht.
Ein paar schmachtende blaue Augen sind die ersten
Dollmetscher einer Liebe gewesen, die sich nun-
mehr in die traurigste Ehe verwandelt hat. Meine
selige. Frau hatte ein paar schwarze Augen, so
schwarz, als keine selige Frau in ganz Westpha-
len! Sie entzückten mich, und machten mir ihre
ganze Person angenehm. Jch heirathete sie; Ja
wohl heirathete ich sie! Könnte sie wohl ein paar
so schwarze Augen haben, wenn sie nicht den Sitz
einer tugendhaften, vernünftigen, und zärtlichen
Seele wären? So dachte ich bey mir selbst; aber
länger als ein Jahr, dachte ich nicht so. Schwarz
blieben ihre Augen immer, es ist wahr; Aber Tu-
gend, Vernunft, Zärtlichkeit - - - ja, meine
Herren, es ist vorbey! Der Himmel, welcher
diese Ehe schloß, hat sich meiner Noth erbarmt:
Sie ist todt! O wären meine drey Freunde auch
so glücklich, die unter dem tyrannischen Joche einer
kleinen weißen Hand, einer vollen Brust, und
ein paar blauer schmachtender Augen, über die
Strenge des Himmels noch itzt seufzen müssen!

Alles was ich hier gesagt habe, wird den Satz
bestätigen, daß die meisten Ehen, die aus dem
Anblicke einer oder mehrerer Schönheiten entstehn,
nicht im Himmel, nein, vor dem Spiegel geschlos-
sen werden.

Da ich mit meinem eignen Schaden erfahren
habe, was das sagen wolle; so möchte ich, als
ein wahrer Patriot, wohl wünschen, daß man

sichere

Antons Panßa von Mancha
hat meinen beſten Freund ungluͤcklich gemacht.
Ein paar ſchmachtende blaue Augen ſind die erſten
Dollmetſcher einer Liebe geweſen, die ſich nun-
mehr in die traurigſte Ehe verwandelt hat. Meine
ſelige. Frau hatte ein paar ſchwarze Augen, ſo
ſchwarz, als keine ſelige Frau in ganz Weſtpha-
len! Sie entzuͤckten mich, und machten mir ihre
ganze Perſon angenehm. Jch heirathete ſie; Ja
wohl heirathete ich ſie! Koͤnnte ſie wohl ein paar
ſo ſchwarze Augen haben, wenn ſie nicht den Sitz
einer tugendhaften, vernuͤnftigen, und zaͤrtlichen
Seele waͤren? So dachte ich bey mir ſelbſt; aber
laͤnger als ein Jahr, dachte ich nicht ſo. Schwarz
blieben ihre Augen immer, es iſt wahr; Aber Tu-
gend, Vernunft, Zaͤrtlichkeit ‒ ‒ ‒ ja, meine
Herren, es iſt vorbey! Der Himmel, welcher
dieſe Ehe ſchloß, hat ſich meiner Noth erbarmt:
Sie iſt todt! O waͤren meine drey Freunde auch
ſo gluͤcklich, die unter dem tyranniſchen Joche einer
kleinen weißen Hand, einer vollen Bruſt, und
ein paar blauer ſchmachtender Augen, uͤber die
Strenge des Himmels noch itzt ſeufzen muͤſſen!

Alles was ich hier geſagt habe, wird den Satz
beſtaͤtigen, daß die meiſten Ehen, die aus dem
Anblicke einer oder mehrerer Schoͤnheiten entſtehn,
nicht im Himmel, nein, vor dem Spiegel geſchloſ-
ſen werden.

Da ich mit meinem eignen Schaden erfahren
habe, was das ſagen wolle; ſo moͤchte ich, als
ein wahrer Patriot, wohl wuͤnſchen, daß man

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[214/0236] Antons Panßa von Mancha hat meinen beſten Freund ungluͤcklich gemacht. Ein paar ſchmachtende blaue Augen ſind die erſten Dollmetſcher einer Liebe geweſen, die ſich nun- mehr in die traurigſte Ehe verwandelt hat. Meine ſelige. Frau hatte ein paar ſchwarze Augen, ſo ſchwarz, als keine ſelige Frau in ganz Weſtpha- len! Sie entzuͤckten mich, und machten mir ihre ganze Perſon angenehm. Jch heirathete ſie; Ja wohl heirathete ich ſie! Koͤnnte ſie wohl ein paar ſo ſchwarze Augen haben, wenn ſie nicht den Sitz einer tugendhaften, vernuͤnftigen, und zaͤrtlichen Seele waͤren? So dachte ich bey mir ſelbſt; aber laͤnger als ein Jahr, dachte ich nicht ſo. Schwarz blieben ihre Augen immer, es iſt wahr; Aber Tu- gend, Vernunft, Zaͤrtlichkeit ‒ ‒ ‒ ja, meine Herren, es iſt vorbey! Der Himmel, welcher dieſe Ehe ſchloß, hat ſich meiner Noth erbarmt: Sie iſt todt! O waͤren meine drey Freunde auch ſo gluͤcklich, die unter dem tyranniſchen Joche einer kleinen weißen Hand, einer vollen Bruſt, und ein paar blauer ſchmachtender Augen, uͤber die Strenge des Himmels noch itzt ſeufzen muͤſſen! Alles was ich hier geſagt habe, wird den Satz beſtaͤtigen, daß die meiſten Ehen, die aus dem Anblicke einer oder mehrerer Schoͤnheiten entſtehn, nicht im Himmel, nein, vor dem Spiegel geſchloſ- ſen werden. Da ich mit meinem eignen Schaden erfahren habe, was das ſagen wolle; ſo moͤchte ich, als ein wahrer Patriot, wohl wuͤnſchen, daß man ſichere

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/236>, abgerufen am 24.11.2024.