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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
rigen Glücks macht sie wütend, so, wie der Haß
eines Renegaten weit unversöhnlicher ist, als der
Haß eines gebornen Muselmanns.

Zu diesen beiden Exempeln von dem Muthe
der Armen, will ich noch das dritte nehmen.

Ein Mann, der seine Pracht nur durch das
erborgte Geld seiner betrognen Gläubiger unter-
hält, ist, wie mich dünkt, unendlich ärmer, als
ein Mann, der gar kein Vermögen, aber auch
keine Schulden hat; und dennoch ist der Muth
dieses prächtigen Armen weit unerträglicher, als
der Muth eines Reichen.

Jch rede hier von jenem Manne, der die vor-
nehme Kunst gelernt hat, die Einfalt, oder auch
den Wucher seiner Mitbürger zu nutzen, und Geld
zu borgen, ohne das Vermögen, oder auch nur
den Willen zu haben, es jemals wieder zu bezah-
len. Anfangs gab er sich Mühe, sich den nöthi-
gen Credit durch eine ordentliche und eingeschränkte
Wirthschaft zu erwerben. Es gelang ihm, und
man hielt ihn für reich, weil er beständig über
schwere Zeiten, und die geringe Verlassenschaft
klagte, die er von seinen Aeltern überkommen hätte.
Er läugnete nicht, daß er Schulden habe, allein
er brauchte die Vorsicht, daß er im Stillen borgte,
und mit vielem Geräusche dadurch alte Schulden
bezahlte. Dieses öffnete ihm die Beutel seiner
Freunde, seiner Clienten, und aller Wucherer.
Nun fieng er an, seine Mienen zu ändern. Er

ver-

Antons Panßa von Mancha
rigen Gluͤcks macht ſie wuͤtend, ſo, wie der Haß
eines Renegaten weit unverſoͤhnlicher iſt, als der
Haß eines gebornen Muſelmanns.

Zu dieſen beiden Exempeln von dem Muthe
der Armen, will ich noch das dritte nehmen.

Ein Mann, der ſeine Pracht nur durch das
erborgte Geld ſeiner betrognen Glaͤubiger unter-
haͤlt, iſt, wie mich duͤnkt, unendlich aͤrmer, als
ein Mann, der gar kein Vermoͤgen, aber auch
keine Schulden hat; und dennoch iſt der Muth
dieſes praͤchtigen Armen weit unertraͤglicher, als
der Muth eines Reichen.

Jch rede hier von jenem Manne, der die vor-
nehme Kunſt gelernt hat, die Einfalt, oder auch
den Wucher ſeiner Mitbuͤrger zu nutzen, und Geld
zu borgen, ohne das Vermoͤgen, oder auch nur
den Willen zu haben, es jemals wieder zu bezah-
len. Anfangs gab er ſich Muͤhe, ſich den noͤthi-
gen Credit durch eine ordentliche und eingeſchraͤnkte
Wirthſchaft zu erwerben. Es gelang ihm, und
man hielt ihn fuͤr reich, weil er beſtaͤndig uͤber
ſchwere Zeiten, und die geringe Verlaſſenſchaft
klagte, die er von ſeinen Aeltern uͤberkommen haͤtte.
Er laͤugnete nicht, daß er Schulden habe, allein
er brauchte die Vorſicht, daß er im Stillen borgte,
und mit vielem Geraͤuſche dadurch alte Schulden
bezahlte. Dieſes oͤffnete ihm die Beutel ſeiner
Freunde, ſeiner Clienten, und aller Wucherer.
Nun fieng er an, ſeine Mienen zu aͤndern. Er

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[202/0224] Antons Panßa von Mancha rigen Gluͤcks macht ſie wuͤtend, ſo, wie der Haß eines Renegaten weit unverſoͤhnlicher iſt, als der Haß eines gebornen Muſelmanns. Zu dieſen beiden Exempeln von dem Muthe der Armen, will ich noch das dritte nehmen. Ein Mann, der ſeine Pracht nur durch das erborgte Geld ſeiner betrognen Glaͤubiger unter- haͤlt, iſt, wie mich duͤnkt, unendlich aͤrmer, als ein Mann, der gar kein Vermoͤgen, aber auch keine Schulden hat; und dennoch iſt der Muth dieſes praͤchtigen Armen weit unertraͤglicher, als der Muth eines Reichen. Jch rede hier von jenem Manne, der die vor- nehme Kunſt gelernt hat, die Einfalt, oder auch den Wucher ſeiner Mitbuͤrger zu nutzen, und Geld zu borgen, ohne das Vermoͤgen, oder auch nur den Willen zu haben, es jemals wieder zu bezah- len. Anfangs gab er ſich Muͤhe, ſich den noͤthi- gen Credit durch eine ordentliche und eingeſchraͤnkte Wirthſchaft zu erwerben. Es gelang ihm, und man hielt ihn fuͤr reich, weil er beſtaͤndig uͤber ſchwere Zeiten, und die geringe Verlaſſenſchaft klagte, die er von ſeinen Aeltern uͤberkommen haͤtte. Er laͤugnete nicht, daß er Schulden habe, allein er brauchte die Vorſicht, daß er im Stillen borgte, und mit vielem Geraͤuſche dadurch alte Schulden bezahlte. Dieſes oͤffnete ihm die Beutel ſeiner Freunde, ſeiner Clienten, und aller Wucherer. Nun fieng er an, ſeine Mienen zu aͤndern. Er ver-

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/224>, abgerufen am 25.11.2024.