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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
sen seyn will, wird nicht leicht ermangeln, mit ei-
ner collegialischen Vertraulichkeit sich vor demjeni-
gen zu beugen, welchen seine kunstrichterliche Mo-
natschrift in das Recht gesetzt hat, für andere zu
denken. Unser großer Aristarch - - - so
spricht der Stolz des demüthigen Autors, der von
seiner Größe überzeugt genug ist, der aber wegen
der Unwissenheit der Welt den angesehenen Mann
zu seinem Herold werben will. Er kriecht bettelnd
zu dessen Pulte, und streichelt ihm die richtende
Hand. Dieser müßte ein Herz von Bley, und
Dinte in Adern haben, wenn er bey der Erniedri-
gung seines Collegen frostig und unempfindlich
bleiben sollte. Wir haben abermals das Ver-
gnügen, unserm Vaterlande zu der gründli-
chen Gelehrsamkeit des schon durch viele
Schriften verewigten, und unsern witzigen
Nachbarn schrecklich gewordnen Herrn N.
Glück zu wünschen etc. etc.:
So muß es in den
nächsten vier Wochen heißen, und heißt es nicht
so, so gnade der Himmel unserm großen Aristarch!
Der gebückte Autor wird sich in die Höhe richten;
er wird auf seinen angebeteten Herold verachtend
herabsehn, und der Welt vorschreyen, wie stolz
und unwissend dieser partheyische Richter sey, wel-
cher sich anmaße, die Schlüssel der Ewigkeit an
sich zu reissen.

Auf diese Art waschen die Gelehrten einan-
der die Hände. So loben sie sich, und so schim-
pfen sie sich. Denn das muß man wissen, daß

sie

Antons Panßa von Mancha
ſen ſeyn will, wird nicht leicht ermangeln, mit ei-
ner collegialiſchen Vertraulichkeit ſich vor demjeni-
gen zu beugen, welchen ſeine kunſtrichterliche Mo-
natſchrift in das Recht geſetzt hat, fuͤr andere zu
denken. Unſer großer Ariſtarch ‒ ‒ ‒ ſo
ſpricht der Stolz des demuͤthigen Autors, der von
ſeiner Groͤße uͤberzeugt genug iſt, der aber wegen
der Unwiſſenheit der Welt den angeſehenen Mann
zu ſeinem Herold werben will. Er kriecht bettelnd
zu deſſen Pulte, und ſtreichelt ihm die richtende
Hand. Dieſer muͤßte ein Herz von Bley, und
Dinte in Adern haben, wenn er bey der Erniedri-
gung ſeines Collegen froſtig und unempfindlich
bleiben ſollte. Wir haben abermals das Ver-
gnuͤgen, unſerm Vaterlande zu der gruͤndli-
chen Gelehrſamkeit des ſchon durch viele
Schriften verewigten, und unſern witzigen
Nachbarn ſchrecklich gewordnen Herrn N.
Gluͤck zu wuͤnſchen ꝛc. ꝛc.:
So muß es in den
naͤchſten vier Wochen heißen, und heißt es nicht
ſo, ſo gnade der Himmel unſerm großen Ariſtarch!
Der gebuͤckte Autor wird ſich in die Hoͤhe richten;
er wird auf ſeinen angebeteten Herold verachtend
herabſehn, und der Welt vorſchreyen, wie ſtolz
und unwiſſend dieſer partheyiſche Richter ſey, wel-
cher ſich anmaße, die Schluͤſſel der Ewigkeit an
ſich zu reiſſen.

Auf dieſe Art waſchen die Gelehrten einan-
der die Haͤnde. So loben ſie ſich, und ſo ſchim-
pfen ſie ſich. Denn das muß man wiſſen, daß

ſie
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[128/0150] Antons Panßa von Mancha ſen ſeyn will, wird nicht leicht ermangeln, mit ei- ner collegialiſchen Vertraulichkeit ſich vor demjeni- gen zu beugen, welchen ſeine kunſtrichterliche Mo- natſchrift in das Recht geſetzt hat, fuͤr andere zu denken. Unſer großer Ariſtarch ‒ ‒ ‒ ſo ſpricht der Stolz des demuͤthigen Autors, der von ſeiner Groͤße uͤberzeugt genug iſt, der aber wegen der Unwiſſenheit der Welt den angeſehenen Mann zu ſeinem Herold werben will. Er kriecht bettelnd zu deſſen Pulte, und ſtreichelt ihm die richtende Hand. Dieſer muͤßte ein Herz von Bley, und Dinte in Adern haben, wenn er bey der Erniedri- gung ſeines Collegen froſtig und unempfindlich bleiben ſollte. Wir haben abermals das Ver- gnuͤgen, unſerm Vaterlande zu der gruͤndli- chen Gelehrſamkeit des ſchon durch viele Schriften verewigten, und unſern witzigen Nachbarn ſchrecklich gewordnen Herrn N. Gluͤck zu wuͤnſchen ꝛc. ꝛc.: So muß es in den naͤchſten vier Wochen heißen, und heißt es nicht ſo, ſo gnade der Himmel unſerm großen Ariſtarch! Der gebuͤckte Autor wird ſich in die Hoͤhe richten; er wird auf ſeinen angebeteten Herold verachtend herabſehn, und der Welt vorſchreyen, wie ſtolz und unwiſſend dieſer partheyiſche Richter ſey, wel- cher ſich anmaße, die Schluͤſſel der Ewigkeit an ſich zu reiſſen. Auf dieſe Art waſchen die Gelehrten einan- der die Haͤnde. So loben ſie ſich, und ſo ſchim- pfen ſie ſich. Denn das muß man wiſſen, daß ſie

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/150>, abgerufen am 23.11.2024.