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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.


"Ein sehr wichtiger Beweis von der Größe
"und Stärke unsrer Religion ist gewiß
"dieser, daß sie auch an denenjenigen Or-
"ten gewaltig und fruchtbar ist, wo die geistlichen
"Aemter zu ihrer Schande durch die Vorsorge sol-
"cher Männer besetzt werden, welche kaum unver-
"nünftiger seyn könnten, als sie sind, wenn sie
"auch gar keine Religion hätten.

"Jch habe schon sonst Gelegenheit gehabt, mei-
"ne Gedanken davon bekannt zu machen *. Da-
"mit das Unsinnige desto besser in die Augen falle,
"welches diejenigen begehn, die auf eine so unvor-
"sichtige Art das wichtige Recht misbrauchen,
"welches die Obrigkeit ihren vernünftigern Vor-
"fahren gegönnt hat; und damit das Unanstän-
"dige denen desto mehr in die Augen falle, welche,
"ungeachtet ihrer ungesitteten Lebensart und pö-
"belhaften Unwissenheit, unverschämt gnug sind,
"die ewigen Wahrheiten eine Gemeine zu leh-
"ren, die ihnen nicht einmal ihr Vieh zu hü-
"ten anvertrauen würde: so habe ich die Zü-
"ge in nachstehenden beiden Briefen ziemlich
"stark und deutlich gemacht, und von einem ieden
"dergleichen Charaktere einen Strich entlehnt, um

meine
* Siehe Antons Panßa von Mancha Abhandlung von dem
Sprüchworte: Wem Gott ein Amt giebt, dem giebt er auch
den Verstand,
in der Sammlung vermischter Schriften zum
Vergnügen des Verstandes und Witzes. II Th. 33 S.
C 3
Satyriſche Briefe.


Ein ſehr wichtiger Beweis von der Groͤße
„und Staͤrke unſrer Religion iſt gewiß
„dieſer, daß ſie auch an denenjenigen Or-
„ten gewaltig und fruchtbar iſt, wo die geiſtlichen
„Aemter zu ihrer Schande durch die Vorſorge ſol-
„cher Maͤnner beſetzt werden, welche kaum unver-
„nuͤnftiger ſeyn koͤnnten, als ſie ſind, wenn ſie
„auch gar keine Religion haͤtten.

„Jch habe ſchon ſonſt Gelegenheit gehabt, mei-
„ne Gedanken davon bekannt zu machen *. Da-
„mit das Unſinnige deſto beſſer in die Augen falle,
„welches diejenigen begehn, die auf eine ſo unvor-
„ſichtige Art das wichtige Recht misbrauchen,
„welches die Obrigkeit ihren vernuͤnftigern Vor-
„fahren gegoͤnnt hat; und damit das Unanſtaͤn-
„dige denen deſto mehr in die Augen falle, welche,
„ungeachtet ihrer ungeſitteten Lebensart und poͤ-
„belhaften Unwiſſenheit, unverſchaͤmt gnug ſind,
„die ewigen Wahrheiten eine Gemeine zu leh-
„ren, die ihnen nicht einmal ihr Vieh zu huͤ-
„ten anvertrauen wuͤrde: ſo habe ich die Zuͤ-
„ge in nachſtehenden beiden Briefen ziemlich
„ſtark und deutlich gemacht, und von einem ieden
„dergleichen Charaktere einen Strich entlehnt, um

meine
* Siehe Antons Panßa von Mancha Abhandlung von dem
Spruͤchworte: Wem Gott ein Amt giebt, dem giebt er auch
den Verſtand,
in der Sammlung vermiſchter Schriften zum
Vergnuͤgen des Verſtandes und Witzes. II Th. 33 S.
C 3
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[37/0065] Satyriſche Briefe. „Ein ſehr wichtiger Beweis von der Groͤße „und Staͤrke unſrer Religion iſt gewiß „dieſer, daß ſie auch an denenjenigen Or- „ten gewaltig und fruchtbar iſt, wo die geiſtlichen „Aemter zu ihrer Schande durch die Vorſorge ſol- „cher Maͤnner beſetzt werden, welche kaum unver- „nuͤnftiger ſeyn koͤnnten, als ſie ſind, wenn ſie „auch gar keine Religion haͤtten. „Jch habe ſchon ſonſt Gelegenheit gehabt, mei- „ne Gedanken davon bekannt zu machen *. Da- „mit das Unſinnige deſto beſſer in die Augen falle, „welches diejenigen begehn, die auf eine ſo unvor- „ſichtige Art das wichtige Recht misbrauchen, „welches die Obrigkeit ihren vernuͤnftigern Vor- „fahren gegoͤnnt hat; und damit das Unanſtaͤn- „dige denen deſto mehr in die Augen falle, welche, „ungeachtet ihrer ungeſitteten Lebensart und poͤ- „belhaften Unwiſſenheit, unverſchaͤmt gnug ſind, „die ewigen Wahrheiten eine Gemeine zu leh- „ren, die ihnen nicht einmal ihr Vieh zu huͤ- „ten anvertrauen wuͤrde: ſo habe ich die Zuͤ- „ge in nachſtehenden beiden Briefen ziemlich „ſtark und deutlich gemacht, und von einem ieden „dergleichen Charaktere einen Strich entlehnt, um meine * Siehe Antons Panßa von Mancha Abhandlung von dem Spruͤchworte: Wem Gott ein Amt giebt, dem giebt er auch den Verſtand, in der Sammlung vermiſchter Schriften zum Vergnuͤgen des Verſtandes und Witzes. II Th. 33 S. C 3

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/65>, abgerufen am 27.11.2024.