[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.Satyrische Briefe. dem Vorreiter versprochen. Nein, da wird nichtsdraus. Herr Jemine! das fehlte uns noch, so einen rothköpfichten Jnformator! den sollten wir noch ins Haus kriegen? Machen Sie sich immer fertig. So bald der gnädige Herr wieder einen Anfall von der Kolike kriegt, will ich ihn noch ein- mal daran erinnern. Er ist ein gar zu lieber Herr! Wenn Sie zu uns kommen, das will ich Jhnen nur sagen, daß Sie Sich aus der gnädigen Frau gar nichts zu machen haben. Sie hat noch ein Mensche bey sich, das Maulaffengesichte möchte auch gern Cammermädchen heißen. Der vorige Jnformator sagte immer, sie hätte schöne weiße Zähne; ich denke der Balg wird ihm wohl nach- ziehn, wenn er weg ist. Aber, ich weiß nun nicht, was sie thun wird, wenn sie nun, ich setze nun den Fall, sie bliebe noch da, da nehmen Sie Sich ja vor ihr in Acht, es ist ein böses gefährliches Thier, sie hat ein meschantes Maul. Gott bewahre einen jeden Christen vor ihr; der Nickel! Nun, wie ge- sagt, machen Sie immer ihre Sachen fertig, daß Sie auf Weihnachten anziehen können. Jch bin Jhre Dienerinn N. S. Wie Gott will! Jch bin immer noch Adjeu. Wem
Satyriſche Briefe. dem Vorreiter verſprochen. Nein, da wird nichtsdraus. Herr Jemine! das fehlte uns noch, ſo einen rothkoͤpfichten Jnformator! den ſollten wir noch ins Haus kriegen? Machen Sie ſich immer fertig. So bald der gnaͤdige Herr wieder einen Anfall von der Kolike kriegt, will ich ihn noch ein- mal daran erinnern. Er iſt ein gar zu lieber Herr! Wenn Sie zu uns kommen, das will ich Jhnen nur ſagen, daß Sie Sich aus der gnaͤdigen Frau gar nichts zu machen haben. Sie hat noch ein Menſche bey ſich, das Maulaffengeſichte moͤchte auch gern Cammermaͤdchen heißen. Der vorige Jnformator ſagte immer, ſie haͤtte ſchoͤne weiße Zaͤhne; ich denke der Balg wird ihm wohl nach- ziehn, wenn er weg iſt. Aber, ich weiß nun nicht, was ſie thun wird, wenn ſie nun, ich ſetze nun den Fall, ſie bliebe noch da, da nehmen Sie Sich ja vor ihr in Acht, es iſt ein boͤſes gefaͤhrliches Thier, ſie hat ein meſchantes Maul. Gott bewahre einen jeden Chriſten vor ihr; der Nickel! Nun, wie ge- ſagt, machen Sie immer ihre Sachen fertig, daß Sie auf Weihnachten anziehen koͤnnen. Jch bin Jhre Dienerinn N. S. Wie Gott will! Jch bin immer noch Adjeu. Wem
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Satyriſche Briefe.
dem Vorreiter verſprochen. Nein, da wird nichts
draus. Herr Jemine! das fehlte uns noch, ſo
einen rothkoͤpfichten Jnformator! den ſollten wir
noch ins Haus kriegen? Machen Sie ſich immer
fertig. So bald der gnaͤdige Herr wieder einen
Anfall von der Kolike kriegt, will ich ihn noch ein-
mal daran erinnern. Er iſt ein gar zu lieber Herr!
Wenn Sie zu uns kommen, das will ich Jhnen
nur ſagen, daß Sie Sich aus der gnaͤdigen Frau
gar nichts zu machen haben. Sie hat noch ein
Menſche bey ſich, das Maulaffengeſichte moͤchte
auch gern Cammermaͤdchen heißen. Der vorige
Jnformator ſagte immer, ſie haͤtte ſchoͤne weiße
Zaͤhne; ich denke der Balg wird ihm wohl nach-
ziehn, wenn er weg iſt. Aber, ich weiß nun nicht,
was ſie thun wird, wenn ſie nun, ich ſetze nun den
Fall, ſie bliebe noch da, da nehmen Sie Sich ja
vor ihr in Acht, es iſt ein boͤſes gefaͤhrliches Thier,
ſie hat ein meſchantes Maul. Gott bewahre einen
jeden Chriſten vor ihr; der Nickel! Nun, wie ge-
ſagt, machen Sie immer ihre Sachen fertig, daß
Sie auf Weihnachten anziehen koͤnnen. Jch bin
Jhre Dienerinn
N. S. Wie Gott will! Jch bin immer noch
ein und zwanzig Jahre alt. Unſer alter Pfar-
rer wird doch nicht ewig leben. Koͤmmt Zeit,
koͤmmt Rath. Jhre Dienerinn. Fuͤr das
ſchoͤne Band danke ich; es iſt auch ein gar zu
niedliches Baͤndchen. Leipzig bleibt wohl
Leipzig.
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