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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
seyn, da ich weiß, daß Ew. Excellenz von der un-
gerechten Zunöthigung des Klägers überzeugt sind.
Man unterfängt sich nunmehr, meinen Mann auch
um deswillen doppelt zu verfolgen, da Ew. Ex-
cellenz die hohe Gnade gehabt haben, Jhres
Schutzes ihn zu versichern. Behaupten Sie, Gnä-
diger Herr, Jhr Ansehn, und zugleich die Gerech-
tigkeit unsrer Sache. Jch werfe mich Jhnen zu
Füssen; lassen Sie Sich die unschuldigen Zähren
einer Unglücklichen rühren, welche schon in den
ersten Wochen ihres Ehestandes alle die Bitterkeit
empfindet, von welcher oft eine Ehe von vielen
Jahren ganz befreyet ist. Das Unglück, so mei-
nem Manne droht, zwingt mich, durch mein un-
gestümes Bitten die Gnade Ew. Excellenz zu mis-
brauchen. Nur dasmal retten Sie uns noch!
Wie leicht muß es Jhnen fallen, da Sie so groß-
müthig und gerecht sind. Jch bin dafür mit der
tiefsten Ehrfurcht

Ew. Excellenz
demüthigste Dienerinn.

"Das versteht sich schon von sich selbst, daß
"die Verfasserinn dieses Briefs jung und schön
"seyn muß. Ausserdem wäre es ein sehr leerer und
"trockner Brief. Aber eine schöne Unglückliche,

die
G

Satyriſche Briefe.
ſeyn, da ich weiß, daß Ew. Excellenz von der un-
gerechten Zunoͤthigung des Klaͤgers uͤberzeugt ſind.
Man unterfaͤngt ſich nunmehr, meinen Mann auch
um deswillen doppelt zu verfolgen, da Ew. Ex-
cellenz die hohe Gnade gehabt haben, Jhres
Schutzes ihn zu verſichern. Behaupten Sie, Gnaͤ-
diger Herr, Jhr Anſehn, und zugleich die Gerech-
tigkeit unſrer Sache. Jch werfe mich Jhnen zu
Fuͤſſen; laſſen Sie Sich die unſchuldigen Zaͤhren
einer Ungluͤcklichen ruͤhren, welche ſchon in den
erſten Wochen ihres Eheſtandes alle die Bitterkeit
empfindet, von welcher oft eine Ehe von vielen
Jahren ganz befreyet iſt. Das Ungluͤck, ſo mei-
nem Manne droht, zwingt mich, durch mein un-
geſtuͤmes Bitten die Gnade Ew. Excellenz zu mis-
brauchen. Nur dasmal retten Sie uns noch!
Wie leicht muß es Jhnen fallen, da Sie ſo groß-
muͤthig und gerecht ſind. Jch bin dafuͤr mit der
tiefſten Ehrfurcht

Ew. Excellenz
demuͤthigſte Dienerinn.

„Das verſteht ſich ſchon von ſich ſelbſt, daß
„die Verfaſſerinn dieſes Briefs jung und ſchoͤn
„ſeyn muß. Auſſerdem waͤre es ein ſehr leerer und
„trockner Brief. Aber eine ſchoͤne Ungluͤckliche,

die
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[97/0125] Satyriſche Briefe. ſeyn, da ich weiß, daß Ew. Excellenz von der un- gerechten Zunoͤthigung des Klaͤgers uͤberzeugt ſind. Man unterfaͤngt ſich nunmehr, meinen Mann auch um deswillen doppelt zu verfolgen, da Ew. Ex- cellenz die hohe Gnade gehabt haben, Jhres Schutzes ihn zu verſichern. Behaupten Sie, Gnaͤ- diger Herr, Jhr Anſehn, und zugleich die Gerech- tigkeit unſrer Sache. Jch werfe mich Jhnen zu Fuͤſſen; laſſen Sie Sich die unſchuldigen Zaͤhren einer Ungluͤcklichen ruͤhren, welche ſchon in den erſten Wochen ihres Eheſtandes alle die Bitterkeit empfindet, von welcher oft eine Ehe von vielen Jahren ganz befreyet iſt. Das Ungluͤck, ſo mei- nem Manne droht, zwingt mich, durch mein un- geſtuͤmes Bitten die Gnade Ew. Excellenz zu mis- brauchen. Nur dasmal retten Sie uns noch! Wie leicht muß es Jhnen fallen, da Sie ſo groß- muͤthig und gerecht ſind. Jch bin dafuͤr mit der tiefſten Ehrfurcht Ew. Excellenz demuͤthigſte Dienerinn. „Das verſteht ſich ſchon von ſich ſelbſt, daß „die Verfaſſerinn dieſes Briefs jung und ſchoͤn „ſeyn muß. Auſſerdem waͤre es ein ſehr leerer und „trockner Brief. Aber eine ſchoͤne Ungluͤckliche, die G

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/125>, abgerufen am 23.11.2024.