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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
"durch unschuldige Freyheiten den Eigensinn des
"ernsthaftesten Richters brechen. Sollte man
"nicht am besten thun, wenn man sich der Will-
"kühr seiner Frau überließ? Liebt sie uns, so
"wird sie das Spiel höher nicht als auf eine er-
"laubte Coqvetterie treiben, und dem Richter höch-
"stens unschuldige Freyheiten verstatten; liebt sie
"uns aber nicht, - - - ja, meine Herren, da kann
"ich ihnen selbst nicht rathen; liebt sie uns nicht,
"so wird sie immer Gelegenheit finden, zu thun,
"was sie will, ohne allemal darauf zu sehen, ob
"sie uns einen Proceß damit gewinnt.

"Ohne Jemanden bey dieser bedenklichen Sa-
"che etwas zu rathen, will ich hier ein paar Brie-
"fe liefern. Der Richter soll von vornehmem,
"der Beklagte von geringem Stande seyn. Desto
"wahrscheinlicher wird die Sache."

Hochwohlgebohrner Herr,
Gnädiger Herr,

Jch unterstehe mich noch einmal, Ew. Excellenz
die Sache meines Mannes unterthänig zu em-
pfehlen. Die hohen Versichrungen, die Sie mir
vor einigen Wochen mündlich gaben, sind durch
die Bosheit unsers Gegners fruchtlos gemacht
worden. Es muß mir dieses desto empfindlicher

seyn,

Satyriſche Briefe.
„durch unſchuldige Freyheiten den Eigenſinn des
„ernſthafteſten Richters brechen. Sollte man
„nicht am beſten thun, wenn man ſich der Will-
„kuͤhr ſeiner Frau uͤberließ? Liebt ſie uns, ſo
„wird ſie das Spiel hoͤher nicht als auf eine er-
„laubte Coqvetterie treiben, und dem Richter hoͤch-
„ſtens unſchuldige Freyheiten verſtatten; liebt ſie
„uns aber nicht, ‒ ‒ ‒ ja, meine Herren, da kann
„ich ihnen ſelbſt nicht rathen; liebt ſie uns nicht,
„ſo wird ſie immer Gelegenheit finden, zu thun,
„was ſie will, ohne allemal darauf zu ſehen, ob
„ſie uns einen Proceß damit gewinnt.

„Ohne Jemanden bey dieſer bedenklichen Sa-
„che etwas zu rathen, will ich hier ein paar Brie-
„fe liefern. Der Richter ſoll von vornehmem,
„der Beklagte von geringem Stande ſeyn. Deſto
„wahrſcheinlicher wird die Sache.„

Hochwohlgebohrner Herr,
Gnaͤdiger Herr,

Jch unterſtehe mich noch einmal, Ew. Excellenz
die Sache meines Mannes unterthaͤnig zu em-
pfehlen. Die hohen Verſichrungen, die Sie mir
vor einigen Wochen muͤndlich gaben, ſind durch
die Bosheit unſers Gegners fruchtlos gemacht
worden. Es muß mir dieſes deſto empfindlicher

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[96/0124] Satyriſche Briefe. „durch unſchuldige Freyheiten den Eigenſinn des „ernſthafteſten Richters brechen. Sollte man „nicht am beſten thun, wenn man ſich der Will- „kuͤhr ſeiner Frau uͤberließ? Liebt ſie uns, ſo „wird ſie das Spiel hoͤher nicht als auf eine er- „laubte Coqvetterie treiben, und dem Richter hoͤch- „ſtens unſchuldige Freyheiten verſtatten; liebt ſie „uns aber nicht, ‒ ‒ ‒ ja, meine Herren, da kann „ich ihnen ſelbſt nicht rathen; liebt ſie uns nicht, „ſo wird ſie immer Gelegenheit finden, zu thun, „was ſie will, ohne allemal darauf zu ſehen, ob „ſie uns einen Proceß damit gewinnt. „Ohne Jemanden bey dieſer bedenklichen Sa- „che etwas zu rathen, will ich hier ein paar Brie- „fe liefern. Der Richter ſoll von vornehmem, „der Beklagte von geringem Stande ſeyn. Deſto „wahrſcheinlicher wird die Sache.„ Hochwohlgebohrner Herr, Gnaͤdiger Herr, Jch unterſtehe mich noch einmal, Ew. Excellenz die Sache meines Mannes unterthaͤnig zu em- pfehlen. Die hohen Verſichrungen, die Sie mir vor einigen Wochen muͤndlich gaben, ſind durch die Bosheit unſers Gegners fruchtlos gemacht worden. Es muß mir dieſes deſto empfindlicher ſeyn,

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/124>, abgerufen am 23.11.2024.