Hoffnung da, daß sie wieder klug werden dürften. Der eine hat sich schon eine Bibel gekauft, worin- nen er allemal nach Tische ein paar Blätter liest, und sich wundert, wie er spricht, daß in diesem Bu- che so viel vernünftige Sachen stehen, welches er vorher niemals geglaubt hätte.
James Diaper hat appellirt, und behält sich vor, seine rechtliche Nothdurft weiter auszuführen. Jnzwischen hat man ihn doch eingesperrt; aber sei- ne arme Frau ist ganz trostlos. Der junge Thom. Swallow saß eben an seinem Pulte, machte ein Sinngedichte unter sein Conterfay, welches er vor den ersten Band seiner künftigen Werke setzen woll- te. Man gab ihm Feder und Dinte mit in sein Gefängniß, und dieses schien, ihn sehr kräftig zu trösten. Math. Pidgeons schrie über seinen al- ten geizigen Oheim, dem er sein Unglück zuschrieb.
Er hat recht flehentlich gebeten, ihm alle Mahl- zeiten wenigstens nur eine Flasche Pontack zu ge- ben. Es ist ihm aber abgeschlagen worden, er müßte sie denn mit seiner Handarbeit verdienen lernen.
Nichts war lustiger, als die Gefangennehmung der frommen Sara Knidly. Die Wache traf sie eben über ihrer Andacht an. So bald sie hör- te, was man wollte, schmiß sie dem Notarius mit dem Gebetbuche ein Loch in den Kopf, und zer- zauste ihm die Perücke. Dem Stockmeister kratzte
sie
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von Swifts letztem Willen.
Hoffnung da, daß ſie wieder klug werden duͤrften. Der eine hat ſich ſchon eine Bibel gekauft, worin- nen er allemal nach Tiſche ein paar Blaͤtter lieſt, und ſich wundert, wie er ſpricht, daß in dieſem Bu- che ſo viel vernuͤnftige Sachen ſtehen, welches er vorher niemals geglaubt haͤtte.
James Diaper hat appellirt, und behaͤlt ſich vor, ſeine rechtliche Nothdurft weiter auszufuͤhren. Jnzwiſchen hat man ihn doch eingeſperrt; aber ſei- ne arme Frau iſt ganz troſtlos. Der junge Thom. Swallow ſaß eben an ſeinem Pulte, machte ein Sinngedichte unter ſein Conterfay, welches er vor den erſten Band ſeiner kuͤnftigen Werke ſetzen woll- te. Man gab ihm Feder und Dinte mit in ſein Gefaͤngniß, und dieſes ſchien, ihn ſehr kraͤftig zu troͤſten. Math. Pidgeons ſchrie uͤber ſeinen al- ten geizigen Oheim, dem er ſein Ungluͤck zuſchrieb.
Er hat recht flehentlich gebeten, ihm alle Mahl- zeiten wenigſtens nur eine Flaſche Pontack zu ge- ben. Es iſt ihm aber abgeſchlagen worden, er muͤßte ſie denn mit ſeiner Handarbeit verdienen lernen.
Nichts war luſtiger, als die Gefangennehmung der frommen Sara Knidly. Die Wache traf ſie eben uͤber ihrer Andacht an. So bald ſie hoͤr- te, was man wollte, ſchmiß ſie dem Notarius mit dem Gebetbuche ein Loch in den Kopf, und zer- zauſte ihm die Peruͤcke. Dem Stockmeiſter kratzte
ſie
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von Swifts letztem Willen.
Hoffnung da, daß ſie wieder klug werden duͤrften.
Der eine hat ſich ſchon eine Bibel gekauft, worin-
nen er allemal nach Tiſche ein paar Blaͤtter lieſt,
und ſich wundert, wie er ſpricht, daß in dieſem Bu-
che ſo viel vernuͤnftige Sachen ſtehen, welches er
vorher niemals geglaubt haͤtte.
James Diaper hat appellirt, und behaͤlt ſich
vor, ſeine rechtliche Nothdurft weiter auszufuͤhren.
Jnzwiſchen hat man ihn doch eingeſperrt; aber ſei-
ne arme Frau iſt ganz troſtlos. Der junge Thom.
Swallow ſaß eben an ſeinem Pulte, machte ein
Sinngedichte unter ſein Conterfay, welches er vor
den erſten Band ſeiner kuͤnftigen Werke ſetzen woll-
te. Man gab ihm Feder und Dinte mit in ſein
Gefaͤngniß, und dieſes ſchien, ihn ſehr kraͤftig zu
troͤſten. Math. Pidgeons ſchrie uͤber ſeinen al-
ten geizigen Oheim, dem er ſein Ungluͤck zuſchrieb.
Er hat recht flehentlich gebeten, ihm alle Mahl-
zeiten wenigſtens nur eine Flaſche Pontack zu ge-
ben. Es iſt ihm aber abgeſchlagen worden, er
muͤßte ſie denn mit ſeiner Handarbeit verdienen
lernen.
Nichts war luſtiger, als die Gefangennehmung
der frommen Sara Knidly. Die Wache traf
ſie eben uͤber ihrer Andacht an. So bald ſie hoͤr-
te, was man wollte, ſchmiß ſie dem Notarius mit
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/263>, abgerufen am 16.07.2024.
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