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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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Geheime Nachricht

Der Bischoff O-Carry wollte Feuer vom
Himmel lassen, weil das Parlament so ruchlos wä-
re, und einen Mann des Herrn antastete. Aber
eben hieraus sahe man, daß Swift recht gehabt
hatte, und Jhro Hochwürden mit Leib und Seele
ins Tollhaus gehörten. Der Küster, Herr Nico-
laus,
machte nicht viel Umstände, so bald er nur
vernahm, daß er den Rang über den Bischoff ha-
ben sollte.

Herr Something, so sehr er auch anfangs er-
schrack, faßte sich doch, da man ihm versprach, daß
er der Polizey im Hause vorstehen, und mit der
Frau Nowtell wechselsweise das Regiment führen
sollte. Diese Frau spie Feuer, als man sie ab-
holen wollte. Zu ihrer Beruhigung ist ihr verspro-
chen worden, daß sie die Erlaubniß haben sollte,
nach Ableben des Küsters und Bischoffs zween
andre Candidaten zu vociren.

Des Dewlapp Esq. konnte man sich leicht be-
mächtigen, denn man gieng nach Tische zu ihm, da
er besoffen war, und schlief. Man will für gewiß
sagen, daß er seitdem beständig geschlafen, wenig-
stens thut er so träumend, wie ein Mensch, der
im ersten Schlafe gestört wird, und daran mag
wohl seine gute natürliche Dummheit Schuld seyn.
Seine Kostgänger scheinen sich zu beruhigen, da sie
hören, daß sie von dem dritten Theile seines Ver-
mögens unterhalten werden sollen. Es ist große

Hoff-
Geheime Nachricht

Der Biſchoff O-Carry wollte Feuer vom
Himmel laſſen, weil das Parlament ſo ruchlos waͤ-
re, und einen Mann des Herrn antaſtete. Aber
eben hieraus ſahe man, daß Swift recht gehabt
hatte, und Jhro Hochwuͤrden mit Leib und Seele
ins Tollhaus gehoͤrten. Der Kuͤſter, Herr Nico-
laus,
machte nicht viel Umſtaͤnde, ſo bald er nur
vernahm, daß er den Rang uͤber den Biſchoff ha-
ben ſollte.

Herr Something, ſo ſehr er auch anfangs er-
ſchrack, faßte ſich doch, da man ihm verſprach, daß
er der Polizey im Hauſe vorſtehen, und mit der
Frau Nowtell wechſelsweiſe das Regiment fuͤhren
ſollte. Dieſe Frau ſpie Feuer, als man ſie ab-
holen wollte. Zu ihrer Beruhigung iſt ihr verſpro-
chen worden, daß ſie die Erlaubniß haben ſollte,
nach Ableben des Kuͤſters und Biſchoffs zween
andre Candidaten zu vociren.

Des Dewlapp Eſq. konnte man ſich leicht be-
maͤchtigen, denn man gieng nach Tiſche zu ihm, da
er beſoffen war, und ſchlief. Man will fuͤr gewiß
ſagen, daß er ſeitdem beſtaͤndig geſchlafen, wenig-
ſtens thut er ſo traͤumend, wie ein Menſch, der
im erſten Schlafe geſtoͤrt wird, und daran mag
wohl ſeine gute natuͤrliche Dummheit Schuld ſeyn.
Seine Koſtgaͤnger ſcheinen ſich zu beruhigen, da ſie
hoͤren, daß ſie von dem dritten Theile ſeines Ver-
moͤgens unterhalten werden ſollen. Es iſt große

Hoff-
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[262/0262] Geheime Nachricht Der Biſchoff O-Carry wollte Feuer vom Himmel laſſen, weil das Parlament ſo ruchlos waͤ- re, und einen Mann des Herrn antaſtete. Aber eben hieraus ſahe man, daß Swift recht gehabt hatte, und Jhro Hochwuͤrden mit Leib und Seele ins Tollhaus gehoͤrten. Der Kuͤſter, Herr Nico- laus, machte nicht viel Umſtaͤnde, ſo bald er nur vernahm, daß er den Rang uͤber den Biſchoff ha- ben ſollte. Herr Something, ſo ſehr er auch anfangs er- ſchrack, faßte ſich doch, da man ihm verſprach, daß er der Polizey im Hauſe vorſtehen, und mit der Frau Nowtell wechſelsweiſe das Regiment fuͤhren ſollte. Dieſe Frau ſpie Feuer, als man ſie ab- holen wollte. Zu ihrer Beruhigung iſt ihr verſpro- chen worden, daß ſie die Erlaubniß haben ſollte, nach Ableben des Kuͤſters und Biſchoffs zween andre Candidaten zu vociren. Des Dewlapp Eſq. konnte man ſich leicht be- maͤchtigen, denn man gieng nach Tiſche zu ihm, da er beſoffen war, und ſchlief. Man will fuͤr gewiß ſagen, daß er ſeitdem beſtaͤndig geſchlafen, wenig- ſtens thut er ſo traͤumend, wie ein Menſch, der im erſten Schlafe geſtoͤrt wird, und daran mag wohl ſeine gute natuͤrliche Dummheit Schuld ſeyn. Seine Koſtgaͤnger ſcheinen ſich zu beruhigen, da ſie hoͤren, daß ſie von dem dritten Theile ſeines Ver- moͤgens unterhalten werden ſollen. Es iſt große Hoff-

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/262>, abgerufen am 24.11.2024.