Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite

Versuch
selbst thue. Bey denen, welche glauben, derjenige
sey noch kein rechter Gelehrter, der nicht wenigstens
sechs Folianten ediren könne; bey diesen werde ich
mich, durch meine Bescheidenheit, in schlechte Hoch-
achtung setzen. Aber es sey drum! Kömmt nur
mein Wörterbuch zu Stande: So wird es sich als-
dann schon zeigen, ob diese arbeitsamen Creaturen,
noch ferner Gelehrte genannt werden können, ohne
der Sprache Gewalt zu thun.

Von der Einrichtung dieses Wörterbuchs habe
ich nicht nöthig, etwas weiter zu erinnern. Aus
denen Proben, welche ich davon liefere, wird man
meine Absicht deutlicher sehen können. Jch verlange
darinnen etwas mehr, als eine grammatische Ab-
handlung. Meinethalben mag man es ein Reallexikon
nennen. Jch bin es zufrieden. Glaubt man, daß
ich bey einigen Artikeln zu weitläuftig gewesen sey,
und Sachen ausgeführt habe, welche die Absicht
und die Gränzen eines Wörterbuchs überschreiten:
So will ich diesen Vorwurf doch lieber leiden, als
etwas ausstreichen. Jch will hundert Artikel im
Bayle aufweisen, wo man deutlich sieht, daß der Ti-
tel der Anmerkungen wegen dasteht, und dennoch
bleibt es Baylens Wörterbuch.

Jch habe weiter nichts zu erinnern, als daß ich
mein Vorhaben den Gelehrten nochmals aufs beste
empfehle, damit ich dieses wichtige Werk durch ihre
Beyhülfe, so bald nur möglich, zu Stande bringen
könne.

Compli-

Verſuch
ſelbſt thue. Bey denen, welche glauben, derjenige
ſey noch kein rechter Gelehrter, der nicht wenigſtens
ſechs Folianten ediren koͤnne; bey dieſen werde ich
mich, durch meine Beſcheidenheit, in ſchlechte Hoch-
achtung ſetzen. Aber es ſey drum! Koͤmmt nur
mein Woͤrterbuch zu Stande: So wird es ſich als-
dann ſchon zeigen, ob dieſe arbeitſamen Creaturen,
noch ferner Gelehrte genannt werden koͤnnen, ohne
der Sprache Gewalt zu thun.

Von der Einrichtung dieſes Woͤrterbuchs habe
ich nicht noͤthig, etwas weiter zu erinnern. Aus
denen Proben, welche ich davon liefere, wird man
meine Abſicht deutlicher ſehen koͤnnen. Jch verlange
darinnen etwas mehr, als eine grammatiſche Ab-
handlung. Meinethalben mag man es ein Reallexikon
nennen. Jch bin es zufrieden. Glaubt man, daß
ich bey einigen Artikeln zu weitlaͤuftig geweſen ſey,
und Sachen ausgefuͤhrt habe, welche die Abſicht
und die Graͤnzen eines Woͤrterbuchs uͤberſchreiten:
So will ich dieſen Vorwurf doch lieber leiden, als
etwas ausſtreichen. Jch will hundert Artikel im
Bayle aufweiſen, wo man deutlich ſieht, daß der Ti-
tel der Anmerkungen wegen daſteht, und dennoch
bleibt es Baylens Woͤrterbuch.

Jch habe weiter nichts zu erinnern, als daß ich
mein Vorhaben den Gelehrten nochmals aufs beſte
empfehle, damit ich dieſes wichtige Werk durch ihre
Beyhuͤlfe, ſo bald nur moͤglich, zu Stande bringen
koͤnne.

Compli-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0172" n="172"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Ver&#x017F;uch</hi></hi></fw><lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t thue. Bey denen, welche glauben, derjenige<lb/>
&#x017F;ey noch kein rechter Gelehrter, der nicht wenig&#x017F;tens<lb/>
&#x017F;echs Folianten ediren ko&#x0364;nne; bey die&#x017F;en werde ich<lb/>
mich, durch meine Be&#x017F;cheidenheit, in &#x017F;chlechte Hoch-<lb/>
achtung &#x017F;etzen. Aber es &#x017F;ey drum! Ko&#x0364;mmt nur<lb/>
mein Wo&#x0364;rterbuch zu Stande: So wird es &#x017F;ich als-<lb/>
dann &#x017F;chon zeigen, ob die&#x017F;e arbeit&#x017F;amen Creaturen,<lb/>
noch ferner Gelehrte genannt werden ko&#x0364;nnen, ohne<lb/>
der Sprache Gewalt zu thun.</p><lb/>
        <p>Von der Einrichtung die&#x017F;es Wo&#x0364;rterbuchs habe<lb/>
ich nicht no&#x0364;thig, etwas weiter zu erinnern. Aus<lb/>
denen Proben, welche ich davon liefere, wird man<lb/>
meine Ab&#x017F;icht deutlicher &#x017F;ehen ko&#x0364;nnen. Jch verlange<lb/>
darinnen etwas mehr, als eine grammati&#x017F;che Ab-<lb/>
handlung. Meinethalben mag man es ein Reallexikon<lb/>
nennen. Jch bin es zufrieden. Glaubt man, daß<lb/>
ich bey einigen Artikeln zu weitla&#x0364;uftig gewe&#x017F;en &#x017F;ey,<lb/>
und Sachen ausgefu&#x0364;hrt habe, welche die Ab&#x017F;icht<lb/>
und die Gra&#x0364;nzen eines Wo&#x0364;rterbuchs u&#x0364;ber&#x017F;chreiten:<lb/>
So will ich die&#x017F;en Vorwurf doch lieber leiden, als<lb/>
etwas aus&#x017F;treichen. Jch will hundert Artikel im<lb/><hi rendition="#fr">Bayle</hi> aufwei&#x017F;en, wo man deutlich &#x017F;ieht, daß der Ti-<lb/>
tel der Anmerkungen wegen da&#x017F;teht, und dennoch<lb/>
bleibt es <hi rendition="#fr">Baylens</hi> Wo&#x0364;rterbuch.</p><lb/>
        <p>Jch habe weiter nichts zu erinnern, als daß ich<lb/>
mein Vorhaben den Gelehrten nochmals aufs be&#x017F;te<lb/>
empfehle, damit ich die&#x017F;es wichtige Werk durch ihre<lb/>
Beyhu&#x0364;lfe, &#x017F;o bald nur mo&#x0364;glich, zu Stande bringen<lb/>
ko&#x0364;nne.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Compli-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0172] Verſuch ſelbſt thue. Bey denen, welche glauben, derjenige ſey noch kein rechter Gelehrter, der nicht wenigſtens ſechs Folianten ediren koͤnne; bey dieſen werde ich mich, durch meine Beſcheidenheit, in ſchlechte Hoch- achtung ſetzen. Aber es ſey drum! Koͤmmt nur mein Woͤrterbuch zu Stande: So wird es ſich als- dann ſchon zeigen, ob dieſe arbeitſamen Creaturen, noch ferner Gelehrte genannt werden koͤnnen, ohne der Sprache Gewalt zu thun. Von der Einrichtung dieſes Woͤrterbuchs habe ich nicht noͤthig, etwas weiter zu erinnern. Aus denen Proben, welche ich davon liefere, wird man meine Abſicht deutlicher ſehen koͤnnen. Jch verlange darinnen etwas mehr, als eine grammatiſche Ab- handlung. Meinethalben mag man es ein Reallexikon nennen. Jch bin es zufrieden. Glaubt man, daß ich bey einigen Artikeln zu weitlaͤuftig geweſen ſey, und Sachen ausgefuͤhrt habe, welche die Abſicht und die Graͤnzen eines Woͤrterbuchs uͤberſchreiten: So will ich dieſen Vorwurf doch lieber leiden, als etwas ausſtreichen. Jch will hundert Artikel im Bayle aufweiſen, wo man deutlich ſieht, daß der Ti- tel der Anmerkungen wegen daſteht, und dennoch bleibt es Baylens Woͤrterbuch. Jch habe weiter nichts zu erinnern, als daß ich mein Vorhaben den Gelehrten nochmals aufs beſte empfehle, damit ich dieſes wichtige Werk durch ihre Beyhuͤlfe, ſo bald nur moͤglich, zu Stande bringen koͤnne. Compli-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/172
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/172>, abgerufen am 23.11.2024.