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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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eines deutschen Wörterbuchs.
Compliment,

Gehört unter die nichtsbedeutenten Wörter.
Einem ein Compliment machen, ist eine gleich-
gültige Bewegung eines Theils des Körpers, oder
auch eine Krümmung des Rückens und Bewegung
des einen Fußes; und ordentlicher Weise hat weder
Verstand noch Wille einigen Antheil daran.

Ein Gegencompliment ist also eine höfliche
Versicherung des andern, daß er den Rücken auch
beugen könne, ohne etwas dabey zu denken. Aus
der Krümme des Rückens kann man urtheilen, wie
vornehm diejenigen sind, welche einander begegnen,
und dieses ist auch beynahe der einzige Nutzen, wel-
chen die Complimente haben. Ein Mensch ohne
Geld, er mag so klug, und geschickt seyn, als er will,
kann sich nicht tief genug bücken, denn er ist der ge-
ringste unter allen seinen Mitbürgern. Ein begü-
terter Mann aber, den der Himmel bloß dazu er-
schaffen hat, daß er so lange ißt und trinkt, bis er
stirbt, der hat das Recht, nur mit den Lippen ein
wenig zu wackeln, wenn ihm jener begegnet. Ge-
stern sah ich einen alten ehrwürdigen Bürger, wel-
cher in seiner Jugend das Vaterland vertheidigt,
bey zunehmendem Alter sich von seinem Handwerke
ehrlich genährt, dem Landesherrn seit vierzig Jahren
Steuern und Gaben richtig abgetragen, dem ge-
meinen Wesen sechs Kinder wohl erzogen, und bey

allen
eines deutſchen Woͤrterbuchs.
Compliment,

Gehoͤrt unter die nichtsbedeutenten Woͤrter.
Einem ein Compliment machen, iſt eine gleich-
guͤltige Bewegung eines Theils des Koͤrpers, oder
auch eine Kruͤmmung des Ruͤckens und Bewegung
des einen Fußes; und ordentlicher Weiſe hat weder
Verſtand noch Wille einigen Antheil daran.

Ein Gegencompliment iſt alſo eine hoͤfliche
Verſicherung des andern, daß er den Ruͤcken auch
beugen koͤnne, ohne etwas dabey zu denken. Aus
der Kruͤmme des Ruͤckens kann man urtheilen, wie
vornehm diejenigen ſind, welche einander begegnen,
und dieſes iſt auch beynahe der einzige Nutzen, wel-
chen die Complimente haben. Ein Menſch ohne
Geld, er mag ſo klug, und geſchickt ſeyn, als er will,
kann ſich nicht tief genug buͤcken, denn er iſt der ge-
ringſte unter allen ſeinen Mitbuͤrgern. Ein beguͤ-
terter Mann aber, den der Himmel bloß dazu er-
ſchaffen hat, daß er ſo lange ißt und trinkt, bis er
ſtirbt, der hat das Recht, nur mit den Lippen ein
wenig zu wackeln, wenn ihm jener begegnet. Ge-
ſtern ſah ich einen alten ehrwuͤrdigen Buͤrger, wel-
cher in ſeiner Jugend das Vaterland vertheidigt,
bey zunehmendem Alter ſich von ſeinem Handwerke
ehrlich genaͤhrt, dem Landesherrn ſeit vierzig Jahren
Steuern und Gaben richtig abgetragen, dem ge-
meinen Weſen ſechs Kinder wohl erzogen, und bey

allen
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[173/0173] eines deutſchen Woͤrterbuchs. Compliment, Gehoͤrt unter die nichtsbedeutenten Woͤrter. Einem ein Compliment machen, iſt eine gleich- guͤltige Bewegung eines Theils des Koͤrpers, oder auch eine Kruͤmmung des Ruͤckens und Bewegung des einen Fußes; und ordentlicher Weiſe hat weder Verſtand noch Wille einigen Antheil daran. Ein Gegencompliment iſt alſo eine hoͤfliche Verſicherung des andern, daß er den Ruͤcken auch beugen koͤnne, ohne etwas dabey zu denken. Aus der Kruͤmme des Ruͤckens kann man urtheilen, wie vornehm diejenigen ſind, welche einander begegnen, und dieſes iſt auch beynahe der einzige Nutzen, wel- chen die Complimente haben. Ein Menſch ohne Geld, er mag ſo klug, und geſchickt ſeyn, als er will, kann ſich nicht tief genug buͤcken, denn er iſt der ge- ringſte unter allen ſeinen Mitbuͤrgern. Ein beguͤ- terter Mann aber, den der Himmel bloß dazu er- ſchaffen hat, daß er ſo lange ißt und trinkt, bis er ſtirbt, der hat das Recht, nur mit den Lippen ein wenig zu wackeln, wenn ihm jener begegnet. Ge- ſtern ſah ich einen alten ehrwuͤrdigen Buͤrger, wel- cher in ſeiner Jugend das Vaterland vertheidigt, bey zunehmendem Alter ſich von ſeinem Handwerke ehrlich genaͤhrt, dem Landesherrn ſeit vierzig Jahren Steuern und Gaben richtig abgetragen, dem ge- meinen Weſen ſechs Kinder wohl erzogen, und bey allen

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/173>, abgerufen am 23.11.2024.