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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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Noten ohne Text.
thümer unter seine Füsse tritt, die Geldbegierde, als
das unanständigste Laster eines Gelehrten, verflucht,
und die poetische Mäßigkeit mit den lebhaftesten
Farben abschildert.

Wofern es aber bekannt ist, daß unser Gönner
die Musen zwar liebt, aber nicht bezahlt, und nur
poetische Fröhner haben will; So wollte ich einem
jeden, dem sein eigner Magen lieb ist, wohlmey-
nend gerathen haben, daß er sich wegen seiner
Hauptabsicht etwas deutlicher erklärte. Er lobe
den Verstand seines Gönners, seine Freygebigkeit
aber noch mehr. Er erzähle ihm die betrübte Ge-
schichte jenes griechischen Fechters, an welchem die
Götter sichtbarliche Zeichen und Wunder gethan,
und ihn um deswillen zerschmettert haben, weil er
so unverschämt gewesen, und den ehrlichen Si-
monides
um zwey Drittheile seines sauerverdien-
ten Lohnes betrügen wollen. Pindar, der Schutz-
gott aller Poeten, die ums Geld loben, hat diese
Kunst auch verstanden. Die Stelle ist bekannt,
da er dem Xenocrates unter die Augen sagt, "daß
"die Mode, umsonst zu singen, schon vorlängst ab-
"gekommen, und altväterisch geworden sey. Zwar
"ehedem, spricht er, waren die Musen nicht gewinn-
"süchtig, keine ließ sich für Geld dingen, und Terpsi-
"chore verkaufte ihre Lieder noch nicht. Nunmehr
"aber ist es gar wohl erlaubt, dem gegründeten
"Ausspruche jenes Argiers nachzuleben, welcher
"zwar selbst weder Geld noch Freunde hatte, den-
"noch aber sagte: Das Geld, nur das Geld macht

einen
J 2

Noten ohne Text.
thuͤmer unter ſeine Fuͤſſe tritt, die Geldbegierde, als
das unanſtaͤndigſte Laſter eines Gelehrten, verflucht,
und die poetiſche Maͤßigkeit mit den lebhafteſten
Farben abſchildert.

Wofern es aber bekannt iſt, daß unſer Goͤnner
die Muſen zwar liebt, aber nicht bezahlt, und nur
poetiſche Froͤhner haben will; So wollte ich einem
jeden, dem ſein eigner Magen lieb iſt, wohlmey-
nend gerathen haben, daß er ſich wegen ſeiner
Hauptabſicht etwas deutlicher erklaͤrte. Er lobe
den Verſtand ſeines Goͤnners, ſeine Freygebigkeit
aber noch mehr. Er erzaͤhle ihm die betruͤbte Ge-
ſchichte jenes griechiſchen Fechters, an welchem die
Goͤtter ſichtbarliche Zeichen und Wunder gethan,
und ihn um deswillen zerſchmettert haben, weil er
ſo unverſchaͤmt geweſen, und den ehrlichen Si-
monides
um zwey Drittheile ſeines ſauerverdien-
ten Lohnes betruͤgen wollen. Pindar, der Schutz-
gott aller Poeten, die ums Geld loben, hat dieſe
Kunſt auch verſtanden. Die Stelle iſt bekannt,
da er dem Xenocrates unter die Augen ſagt, „daß
„die Mode, umſonſt zu ſingen, ſchon vorlaͤngſt ab-
„gekommen, und altvaͤteriſch geworden ſey. Zwar
„ehedem, ſpricht er, waren die Muſen nicht gewinn-
„ſuͤchtig, keine ließ ſich fuͤr Geld dingen, und Terpſi-
„chore verkaufte ihre Lieder noch nicht. Nunmehr
„aber iſt es gar wohl erlaubt, dem gegruͤndeten
„Ausſpruche jenes Argiers nachzuleben, welcher
„zwar ſelbſt weder Geld noch Freunde hatte, den-
„noch aber ſagte: Das Geld, nur das Geld macht

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[131/0131] Noten ohne Text. thuͤmer unter ſeine Fuͤſſe tritt, die Geldbegierde, als das unanſtaͤndigſte Laſter eines Gelehrten, verflucht, und die poetiſche Maͤßigkeit mit den lebhafteſten Farben abſchildert. Wofern es aber bekannt iſt, daß unſer Goͤnner die Muſen zwar liebt, aber nicht bezahlt, und nur poetiſche Froͤhner haben will; So wollte ich einem jeden, dem ſein eigner Magen lieb iſt, wohlmey- nend gerathen haben, daß er ſich wegen ſeiner Hauptabſicht etwas deutlicher erklaͤrte. Er lobe den Verſtand ſeines Goͤnners, ſeine Freygebigkeit aber noch mehr. Er erzaͤhle ihm die betruͤbte Ge- ſchichte jenes griechiſchen Fechters, an welchem die Goͤtter ſichtbarliche Zeichen und Wunder gethan, und ihn um deswillen zerſchmettert haben, weil er ſo unverſchaͤmt geweſen, und den ehrlichen Si- monides um zwey Drittheile ſeines ſauerverdien- ten Lohnes betruͤgen wollen. Pindar, der Schutz- gott aller Poeten, die ums Geld loben, hat dieſe Kunſt auch verſtanden. Die Stelle iſt bekannt, da er dem Xenocrates unter die Augen ſagt, „daß „die Mode, umſonſt zu ſingen, ſchon vorlaͤngſt ab- „gekommen, und altvaͤteriſch geworden ſey. Zwar „ehedem, ſpricht er, waren die Muſen nicht gewinn- „ſuͤchtig, keine ließ ſich fuͤr Geld dingen, und Terpſi- „chore verkaufte ihre Lieder noch nicht. Nunmehr „aber iſt es gar wohl erlaubt, dem gegruͤndeten „Ausſpruche jenes Argiers nachzuleben, welcher „zwar ſelbſt weder Geld noch Freunde hatte, den- „noch aber ſagte: Das Geld, nur das Geld macht einen J 2

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/131>, abgerufen am 24.11.2024.