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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.

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Von Unterweisung
ständig ist? Man brachte ihm einen Begriff von
der Weltweisheit bey, so weit er nämlich bey sei-
nem damaligen Alter dazu vermögend war; und
man brauchte zugleich die Vorsicht, die Kräfte sei-
nes Verstandes und Nachdenkens durch die mathe-
matischen Wissenschaften zu schärfen und in Ord-
nung zu bringen. Zu seiner Gemüthsergetzung
ward ihm ein Tanzmeister und ein Zeichenmeister
nebst andern Künstlern gehalten, und Richard ist
dennoch ein Gelehrter, ob er gleich wider die bishe-
rige Gewohnheit gelernt hat, wie man leserlich und
zierlich schreiben müsse. Wenn ich davon noch
nichts gesagt habe, wie sorgfältig man ihn von Zeit
zu Zeit in seinem Christenthume unterwiesen; So
darf man darum nicht denken, als ob dieses verab-
säumt worden wäre. Du kennst seinen vernünf-
tigen Vater, das ist schon genug. Auf solche Wei-
se ward der Grund zu derjenigen Gelehrsamkeit ge-
legt, welche Richard nunmehr besitzt. Nur dieses
muß ich noch erinnern, daß man ihn erst im neun-
zehenten Jahre auf die hohe Schule that, ungeachtet
er die Kräfte vielleicht eher gehabt hätte, den De-
gen zu tragen.

Das Beyspiel dieses gelehrten Mannes über-
hebt mich aller Mühe, einige Regeln von der Un-
terweisung unsrer Jngend in den ersten Jahren zu
geben. Vielleicht zweifelst du aber, ob diese Art,
die Jugend zu unterweisen, auch allgemein, und bey
andern ebenfalls mit Nutzen anzuwenden sey? Jch
getraue mir, solches zu behaupten.

Jst

Von Unterweiſung
ſtaͤndig iſt? Man brachte ihm einen Begriff von
der Weltweisheit bey, ſo weit er naͤmlich bey ſei-
nem damaligen Alter dazu vermoͤgend war; und
man brauchte zugleich die Vorſicht, die Kraͤfte ſei-
nes Verſtandes und Nachdenkens durch die mathe-
matiſchen Wiſſenſchaften zu ſchaͤrfen und in Ord-
nung zu bringen. Zu ſeiner Gemuͤthsergetzung
ward ihm ein Tanzmeiſter und ein Zeichenmeiſter
nebſt andern Kuͤnſtlern gehalten, und Richard iſt
dennoch ein Gelehrter, ob er gleich wider die bishe-
rige Gewohnheit gelernt hat, wie man leſerlich und
zierlich ſchreiben muͤſſe. Wenn ich davon noch
nichts geſagt habe, wie ſorgfaͤltig man ihn von Zeit
zu Zeit in ſeinem Chriſtenthume unterwieſen; So
darf man darum nicht denken, als ob dieſes verab-
ſaͤumt worden waͤre. Du kennſt ſeinen vernuͤnf-
tigen Vater, das iſt ſchon genug. Auf ſolche Wei-
ſe ward der Grund zu derjenigen Gelehrſamkeit ge-
legt, welche Richard nunmehr beſitzt. Nur dieſes
muß ich noch erinnern, daß man ihn erſt im neun-
zehenten Jahre auf die hohe Schule that, ungeachtet
er die Kraͤfte vielleicht eher gehabt haͤtte, den De-
gen zu tragen.

Das Beyſpiel dieſes gelehrten Mannes uͤber-
hebt mich aller Muͤhe, einige Regeln von der Un-
terweiſung unſrer Jngend in den erſten Jahren zu
geben. Vielleicht zweifelſt du aber, ob dieſe Art,
die Jugend zu unterweiſen, auch allgemein, und bey
andern ebenfalls mit Nutzen anzuwenden ſey? Jch
getraue mir, ſolches zu behaupten.

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[154/0228] Von Unterweiſung ſtaͤndig iſt? Man brachte ihm einen Begriff von der Weltweisheit bey, ſo weit er naͤmlich bey ſei- nem damaligen Alter dazu vermoͤgend war; und man brauchte zugleich die Vorſicht, die Kraͤfte ſei- nes Verſtandes und Nachdenkens durch die mathe- matiſchen Wiſſenſchaften zu ſchaͤrfen und in Ord- nung zu bringen. Zu ſeiner Gemuͤthsergetzung ward ihm ein Tanzmeiſter und ein Zeichenmeiſter nebſt andern Kuͤnſtlern gehalten, und Richard iſt dennoch ein Gelehrter, ob er gleich wider die bishe- rige Gewohnheit gelernt hat, wie man leſerlich und zierlich ſchreiben muͤſſe. Wenn ich davon noch nichts geſagt habe, wie ſorgfaͤltig man ihn von Zeit zu Zeit in ſeinem Chriſtenthume unterwieſen; So darf man darum nicht denken, als ob dieſes verab- ſaͤumt worden waͤre. Du kennſt ſeinen vernuͤnf- tigen Vater, das iſt ſchon genug. Auf ſolche Wei- ſe ward der Grund zu derjenigen Gelehrſamkeit ge- legt, welche Richard nunmehr beſitzt. Nur dieſes muß ich noch erinnern, daß man ihn erſt im neun- zehenten Jahre auf die hohe Schule that, ungeachtet er die Kraͤfte vielleicht eher gehabt haͤtte, den De- gen zu tragen. Das Beyſpiel dieſes gelehrten Mannes uͤber- hebt mich aller Muͤhe, einige Regeln von der Un- terweiſung unſrer Jngend in den erſten Jahren zu geben. Vielleicht zweifelſt du aber, ob dieſe Art, die Jugend zu unterweiſen, auch allgemein, und bey andern ebenfalls mit Nutzen anzuwenden ſey? Jch getraue mir, ſolches zu behaupten. Jſt

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/228>, abgerufen am 24.11.2024.