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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.

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des Dörfleins Qverleqvitsch.

Auf der 59 S. kömmt er wieder zu sich selbst, und
erinnert, er hätte um deswillen in seiner Erzählung
ausgeschweift, weil er beweisen wollen, wer ihre Vor-
fahren in dasiger Gegend gewesen wären. Die ganze
Sache aber hält er für ungewiß, und will lieber gar
nichts, als etwas zweifelhaftes, sagen, indem ein ver-
nünftiger Mann nichts reden müsse, als was er mit
gutem Grunde behaupten könne. Er beseufzt den
verderblichen Hussitenkrieg, in welchem vermuthlich
die schönsten Urkunden von diesem Dorfe verbrannt,
oder mit nach Böhmen geführt worden wären.
Bey dieser Gelegenheit fällt ihm ein, daß Huß eine
Gans heiße, und lacht recht herzlich über die san-
ctam simplicitatem
des Bauers, welcher in Costnitz
ein Bündel Holz zum Scheiterhaufen getragen, die-
sen theuren Märtyrer zu qvälen.

A. d. 66 S. will er, um mit Ehren und unbefleck-
tem Gewissen aus diesem Krame zu kommen, einem
jeden hierinnen seine Meynung lassen. Genug,
spricht er, daß wir müssen Vorfahren gehabt haben;
denn wo ein effectus ist, da ist auch eine causa; at-
qui,
schließt er weiter, ich und alle Bauern im Dor-
fe sind ein effectus, Ergo müssen wir eine causam
gehabt haben, und diese sind eben unsre Vorfahren,
welche ich im Vorhergehenden so mühsam suchte.
Durch eine ausführliche Note zeigt der Herr Autor,
in welchem modo dieser Schluß sey, und verwünscht
den Aristoteles in den Abgrund der Hölle, weil er
durch seine Sophisterey die ganze Welt mit Blind-
heit geschlagen habe. Am Rande stehen die Wor-
te: O Vernunft! wie schädlich bist du! Die Dinte

ist
des Doͤrfleins Qverleqvitſch.

Auf der 59 S. koͤmmt er wieder zu ſich ſelbſt, und
erinnert, er haͤtte um deswillen in ſeiner Erzaͤhlung
ausgeſchweift, weil er beweiſen wollen, wer ihre Vor-
fahren in daſiger Gegend geweſen waͤren. Die ganze
Sache aber haͤlt er fuͤr ungewiß, und will lieber gar
nichts, als etwas zweifelhaftes, ſagen, indem ein ver-
nuͤnftiger Mann nichts reden muͤſſe, als was er mit
gutem Grunde behaupten koͤnne. Er beſeufzt den
verderblichen Huſſitenkrieg, in welchem vermuthlich
die ſchoͤnſten Urkunden von dieſem Dorfe verbrannt,
oder mit nach Boͤhmen gefuͤhrt worden waͤren.
Bey dieſer Gelegenheit faͤllt ihm ein, daß Huß eine
Gans heiße, und lacht recht herzlich uͤber die ſan-
ctam ſimplicitatem
des Bauers, welcher in Coſtnitz
ein Buͤndel Holz zum Scheiterhaufen getragen, die-
ſen theuren Maͤrtyrer zu qvaͤlen.

A. d. 66 S. will er, um mit Ehren und unbefleck-
tem Gewiſſen aus dieſem Krame zu kommen, einem
jeden hierinnen ſeine Meynung laſſen. Genug,
ſpricht er, daß wir muͤſſen Vorfahren gehabt haben;
denn wo ein effectus iſt, da iſt auch eine cauſa; at-
qui,
ſchließt er weiter, ich und alle Bauern im Dor-
fe ſind ein effectus, Ergo muͤſſen wir eine cauſam
gehabt haben, und dieſe ſind eben unſre Vorfahren,
welche ich im Vorhergehenden ſo muͤhſam ſuchte.
Durch eine ausfuͤhrliche Note zeigt der Herr Autor,
in welchem modo dieſer Schluß ſey, und verwuͤnſcht
den Ariſtoteles in den Abgrund der Hoͤlle, weil er
durch ſeine Sophiſterey die ganze Welt mit Blind-
heit geſchlagen habe. Am Rande ſtehen die Wor-
te: O Vernunft! wie ſchaͤdlich biſt du! Die Dinte

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[95/0169] des Doͤrfleins Qverleqvitſch. Auf der 59 S. koͤmmt er wieder zu ſich ſelbſt, und erinnert, er haͤtte um deswillen in ſeiner Erzaͤhlung ausgeſchweift, weil er beweiſen wollen, wer ihre Vor- fahren in daſiger Gegend geweſen waͤren. Die ganze Sache aber haͤlt er fuͤr ungewiß, und will lieber gar nichts, als etwas zweifelhaftes, ſagen, indem ein ver- nuͤnftiger Mann nichts reden muͤſſe, als was er mit gutem Grunde behaupten koͤnne. Er beſeufzt den verderblichen Huſſitenkrieg, in welchem vermuthlich die ſchoͤnſten Urkunden von dieſem Dorfe verbrannt, oder mit nach Boͤhmen gefuͤhrt worden waͤren. Bey dieſer Gelegenheit faͤllt ihm ein, daß Huß eine Gans heiße, und lacht recht herzlich uͤber die ſan- ctam ſimplicitatem des Bauers, welcher in Coſtnitz ein Buͤndel Holz zum Scheiterhaufen getragen, die- ſen theuren Maͤrtyrer zu qvaͤlen. A. d. 66 S. will er, um mit Ehren und unbefleck- tem Gewiſſen aus dieſem Krame zu kommen, einem jeden hierinnen ſeine Meynung laſſen. Genug, ſpricht er, daß wir muͤſſen Vorfahren gehabt haben; denn wo ein effectus iſt, da iſt auch eine cauſa; at- qui, ſchließt er weiter, ich und alle Bauern im Dor- fe ſind ein effectus, Ergo muͤſſen wir eine cauſam gehabt haben, und dieſe ſind eben unſre Vorfahren, welche ich im Vorhergehenden ſo muͤhſam ſuchte. Durch eine ausfuͤhrliche Note zeigt der Herr Autor, in welchem modo dieſer Schluß ſey, und verwuͤnſcht den Ariſtoteles in den Abgrund der Hoͤlle, weil er durch ſeine Sophiſterey die ganze Welt mit Blind- heit geſchlagen habe. Am Rande ſtehen die Wor- te: O Vernunft! wie ſchaͤdlich biſt du! Die Dinte iſt

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/169>, abgerufen am 25.11.2024.