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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.

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Ein Auszug aus der Chronike
ist aber ganz frisch, und die Züge sind nach der heuti-
gen Art; daher ich vermuthe, diese Randglosse müsse
nur etwan vor zwanzig Jahren gemacht seyn.

A. d. 68 S. dankt er dem Himmel mit einem inn-
brünstigen Ach! daß er ihm Weisheit und Kräfte ver-
liehen habe, aus diesem Labyrinthe der Alterthümer
glücklich zu entkommen, und die verwirrten Nachrich-
ten ihrer Vorfahren in ein helles Licht zu setzen. Er
beschreibt so dann, mit ziemlicher Deutlichkeit, die La-
ge, den Umfang, Größe, Zäune, Graben, und Einthei-
lungen der Gassen des Dörfleins Qverleqvitsch, wel-
ches ich aber alles unberührt lasse, weil der Ort je-
dermann bekannt, und noch auf diese Stunde dessen
äußerliche Beschaffenheit unverändert ist.

A. d. 80 S. besinnt er sich, daß er in der Eil verges-
sen habe, zu sagen, wo der Name Qverleqvitsch her-
stamme. Er hat aber so einen löblichen Abscheu vor
alten Untersuchungen bekommen, daß er sich dabey
nicht aufhält. Seine Meynung geht dahin, es sey,
wegen seiner anmuthigen Lage, in dem Pabstthume
querelarum quies genannt worden. Es kömmt ihm
dieses höchst wahrscheinlich vor, weil man nur die
Buchstaben e und arum wegwerfen, und ies in
itsch verwandeln dürfe. Er beweist dieses auch nach-
drücklich, indem er sagt, man müsse keine gesunde
Vernunft haben, wenn man die Wahrheit davon
nicht einsehen wolle.

A. d. 81 S. wird gehandelt von des Dörfleins
Qverleqvitsch weltlichen Hauptgebäuden, und denen
damit verknüpften Gerechtsamen, Gerichten, und
Privilegien. Des gestrengen Junkers Rittersitz

wird

Ein Auszug aus der Chronike
iſt aber ganz friſch, und die Zuͤge ſind nach der heuti-
gen Art; daher ich vermuthe, dieſe Randgloſſe muͤſſe
nur etwan vor zwanzig Jahren gemacht ſeyn.

A. d. 68 S. dankt er dem Himmel mit einem inn-
bruͤnſtigen Ach! daß er ihm Weisheit und Kraͤfte ver-
liehen habe, aus dieſem Labyrinthe der Alterthuͤmer
gluͤcklich zu entkommen, und die verwirrten Nachrich-
ten ihrer Vorfahren in ein helles Licht zu ſetzen. Er
beſchreibt ſo dann, mit ziemlicher Deutlichkeit, die La-
ge, den Umfang, Groͤße, Zaͤune, Graben, und Einthei-
lungen der Gaſſen des Doͤrfleins Qverleqvitſch, wel-
ches ich aber alles unberuͤhrt laſſe, weil der Ort je-
dermann bekannt, und noch auf dieſe Stunde deſſen
aͤußerliche Beſchaffenheit unveraͤndert iſt.

A. d. 80 S. beſinnt er ſich, daß er in der Eil vergeſ-
ſen habe, zu ſagen, wo der Name Qverleqvitſch her-
ſtamme. Er hat aber ſo einen loͤblichen Abſcheu vor
alten Unterſuchungen bekommen, daß er ſich dabey
nicht aufhaͤlt. Seine Meynung geht dahin, es ſey,
wegen ſeiner anmuthigen Lage, in dem Pabſtthume
querelarum quies genannt worden. Es koͤmmt ihm
dieſes hoͤchſt wahrſcheinlich vor, weil man nur die
Buchſtaben e und arum wegwerfen, und ies in
itſch verwandeln duͤrfe. Er beweiſt dieſes auch nach-
druͤcklich, indem er ſagt, man muͤſſe keine geſunde
Vernunft haben, wenn man die Wahrheit davon
nicht einſehen wolle.

A. d. 81 S. wird gehandelt von des Doͤrfleins
Qverleqvitſch weltlichen Hauptgebaͤuden, und denen
damit verknuͤpften Gerechtſamen, Gerichten, und
Privilegien. Des geſtrengen Junkers Ritterſitz

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[96/0170] Ein Auszug aus der Chronike iſt aber ganz friſch, und die Zuͤge ſind nach der heuti- gen Art; daher ich vermuthe, dieſe Randgloſſe muͤſſe nur etwan vor zwanzig Jahren gemacht ſeyn. A. d. 68 S. dankt er dem Himmel mit einem inn- bruͤnſtigen Ach! daß er ihm Weisheit und Kraͤfte ver- liehen habe, aus dieſem Labyrinthe der Alterthuͤmer gluͤcklich zu entkommen, und die verwirrten Nachrich- ten ihrer Vorfahren in ein helles Licht zu ſetzen. Er beſchreibt ſo dann, mit ziemlicher Deutlichkeit, die La- ge, den Umfang, Groͤße, Zaͤune, Graben, und Einthei- lungen der Gaſſen des Doͤrfleins Qverleqvitſch, wel- ches ich aber alles unberuͤhrt laſſe, weil der Ort je- dermann bekannt, und noch auf dieſe Stunde deſſen aͤußerliche Beſchaffenheit unveraͤndert iſt. A. d. 80 S. beſinnt er ſich, daß er in der Eil vergeſ- ſen habe, zu ſagen, wo der Name Qverleqvitſch her- ſtamme. Er hat aber ſo einen loͤblichen Abſcheu vor alten Unterſuchungen bekommen, daß er ſich dabey nicht aufhaͤlt. Seine Meynung geht dahin, es ſey, wegen ſeiner anmuthigen Lage, in dem Pabſtthume querelarum quies genannt worden. Es koͤmmt ihm dieſes hoͤchſt wahrſcheinlich vor, weil man nur die Buchſtaben e und arum wegwerfen, und ies in itſch verwandeln duͤrfe. Er beweiſt dieſes auch nach- druͤcklich, indem er ſagt, man muͤſſe keine geſunde Vernunft haben, wenn man die Wahrheit davon nicht einſehen wolle. A. d. 81 S. wird gehandelt von des Doͤrfleins Qverleqvitſch weltlichen Hauptgebaͤuden, und denen damit verknuͤpften Gerechtſamen, Gerichten, und Privilegien. Des geſtrengen Junkers Ritterſitz wird

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/170>, abgerufen am 24.11.2024.