[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.Vorbericht. heit besteht, so sage ich wirklich etwas, welchesdem guten Geschmacke meiner Landsleute eben nicht zur Ehre gereicht. Jnzwischen ist es doch wahr, und alles, was ich thun kann, ist dieses, daß ich mich in ihrem Namen schäme. Spreche ich: "Die "wollüstigen Ausschweifungen der Jugend sind die "Ursachen einer unglücklichen Ehe, eines schimpfli- "chen Alters, und eines trostlosen Sterbens:" So verstehen sie mich ganz wohl, und werden diesen Ge- danken für gar erbaulich halten. Wollte ich aber sagen: "Glückliche Jünglinge, die ihr die kurzen "Augenblicke einer sinnlichen Wollust dem unge- "wissen Vergnügen vorzieht, welches die mürrische "Tugend dem Alter verspricht; die ihr zu vornehm "erzogen seyd, als daß ihr den gemeinen Mann, um "die altväterische Glückseligkeit einer gesegneten Ehe "beneiden solltet! Es kostet euch in eurer Jugend "tausend Unruhe, und oft euer ganzes Vermögen, "um einem siechen und beschwerlichen Alter mit star- "ken Schritten entgegen zu eilen. Fahrt unermü- "det fort! Nur der gesittete Pöbel lebt tugendhaft, "um ruhig zu sterben; sterbt ihr, sterbt ihr auch mit "Schrecken, so wißt, daß Leute von euerm Stan- "de und Vermögen weit über diesen ängstlichen Ge- "danken erhaben sind!" Wollte ich dieses sagen, so würde
Vorbericht. heit beſteht, ſo ſage ich wirklich etwas, welchesdem guten Geſchmacke meiner Landsleute eben nicht zur Ehre gereicht. Jnzwiſchen iſt es doch wahr, und alles, was ich thun kann, iſt dieſes, daß ich mich in ihrem Namen ſchaͤme. Spreche ich: „Die „wolluͤſtigen Ausſchweifungen der Jugend ſind die „Urſachen einer ungluͤcklichen Ehe, eines ſchimpfli- „chen Alters, und eines troſtloſen Sterbens:„ So verſtehen ſie mich ganz wohl, und werden dieſen Ge- danken fuͤr gar erbaulich halten. Wollte ich aber ſagen: „Gluͤckliche Juͤnglinge, die ihr die kurzen „Augenblicke einer ſinnlichen Wolluſt dem unge- „wiſſen Vergnuͤgen vorzieht, welches die muͤrriſche „Tugend dem Alter verſpricht; die ihr zu vornehm „erzogen ſeyd, als daß ihr den gemeinen Mann, um „die altvaͤteriſche Gluͤckſeligkeit einer geſegneten Ehe „beneiden ſolltet! Es koſtet euch in eurer Jugend „tauſend Unruhe, und oft euer ganzes Vermoͤgen, „um einem ſiechen und beſchwerlichen Alter mit ſtar- „ken Schritten entgegen zu eilen. Fahrt unermuͤ- „det fort! Nur der geſittete Poͤbel lebt tugendhaft, „um ruhig zu ſterben; ſterbt ihr, ſterbt ihr auch mit „Schrecken, ſo wißt, daß Leute von euerm Stan- „de und Vermoͤgen weit uͤber dieſen aͤngſtlichen Ge- „danken erhaben ſind!„ Wollte ich dieſes ſagen, ſo wuͤrde
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Vorbericht.
heit beſteht, ſo ſage ich wirklich etwas, welches
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zur Ehre gereicht. Jnzwiſchen iſt es doch wahr,
und alles, was ich thun kann, iſt dieſes, daß ich
mich in ihrem Namen ſchaͤme. Spreche ich: „Die
„wolluͤſtigen Ausſchweifungen der Jugend ſind die
„Urſachen einer ungluͤcklichen Ehe, eines ſchimpfli-
„chen Alters, und eines troſtloſen Sterbens:„ So
verſtehen ſie mich ganz wohl, und werden dieſen Ge-
danken fuͤr gar erbaulich halten. Wollte ich aber
ſagen: „Gluͤckliche Juͤnglinge, die ihr die kurzen
„Augenblicke einer ſinnlichen Wolluſt dem unge-
„wiſſen Vergnuͤgen vorzieht, welches die muͤrriſche
„Tugend dem Alter verſpricht; die ihr zu vornehm
„erzogen ſeyd, als daß ihr den gemeinen Mann, um
„die altvaͤteriſche Gluͤckſeligkeit einer geſegneten Ehe
„beneiden ſolltet! Es koſtet euch in eurer Jugend
„tauſend Unruhe, und oft euer ganzes Vermoͤgen,
„um einem ſiechen und beſchwerlichen Alter mit ſtar-
„ken Schritten entgegen zu eilen. Fahrt unermuͤ-
„det fort! Nur der geſittete Poͤbel lebt tugendhaft,
„um ruhig zu ſterben; ſterbt ihr, ſterbt ihr auch mit
„Schrecken, ſo wißt, daß Leute von euerm Stan-
„de und Vermoͤgen weit uͤber dieſen aͤngſtlichen Ge-
„danken erhaben ſind!„ Wollte ich dieſes ſagen, ſo
wuͤrde
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