Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.türkische Bohne noch blühte -- roth! das schönste Roth Von der abendlichen Stille draußen im freien Wir bogen jetzt um die Ecke, hinein in das türkiſche Bohne noch blühte — roth! das ſchönſte Roth Von der abendlichen Stille draußen im freien Wir bogen jetzt um die Ecke, hinein in das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0227" n="217"/> türkiſche Bohne noch blühte — roth! das ſchönſte Roth<lb/> der Erde — ein Wunder von Schönheit und Nutzbar-<lb/> keit, wenn ſie ſich zwiſchen den Häuſern des kleinen<lb/> Mannes über die Zäune hängt oder hinter denſelben<lb/> an ihren Stangen ſich aufrankt. Man muß freilich<lb/> eben für dies Alles riechen, ſehen und fühlen können,<lb/> und wer das nicht kann, der gehe hin und werde<lb/> Liebhaber-Photograph. Es iſt aber nicht nöthig, daß<lb/> er ſich ſelber photographiren laſſe, ich habe ihn ſchon<lb/> in meinem Album in Südafrika, und der dicke Schau-<lb/> mann hat ihn auch in dem ſeinigen auf ſeiner Schanze<lb/> Quakatzenburg. —</p><lb/> <p>Von der abendlichen Stille draußen im freien<lb/> Felde habe ich ſchon geſchrieben; aber die friedlichſte<lb/> Landſchaft macht längſt nicht den Eindruck der Ruhe<lb/> wie ſo ein Gäßchen am Feierabend bei den „kleinen<lb/> Leuten“, wie man ſich heute ausdrückt; oder „an<lb/> der Mauer“, nämlich an der Stadtmauer, wie man<lb/> im Mittelalter ſagte. Und ich hatte auch einſt hier<lb/> hineingehört hinter dem Rücken meiner Eltern und<lb/> unter der Protektion meines guten Freundes Fritz<lb/> Störzer, und das Herz ging mir auf und zog ſich<lb/> wieder zuſammen unter dem Gefühl: wie ſehr das<lb/> Alles vergangen ſei, und als was für ein Held und<lb/> mit was für einem Sack voll Erfahrungen und Er-<lb/> rungenſchaften auf dem Buckel ich nun hier wieder<lb/> ankomme!</p><lb/> <p>Wir bogen jetzt um die Ecke, hinein in das<lb/> Sackgäßchen, in dem das Haus, das ich noch ſo gut<lb/> kannte, lag; und auch da fand ich auch heute wieder<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [217/0227]
türkiſche Bohne noch blühte — roth! das ſchönſte Roth
der Erde — ein Wunder von Schönheit und Nutzbar-
keit, wenn ſie ſich zwiſchen den Häuſern des kleinen
Mannes über die Zäune hängt oder hinter denſelben
an ihren Stangen ſich aufrankt. Man muß freilich
eben für dies Alles riechen, ſehen und fühlen können,
und wer das nicht kann, der gehe hin und werde
Liebhaber-Photograph. Es iſt aber nicht nöthig, daß
er ſich ſelber photographiren laſſe, ich habe ihn ſchon
in meinem Album in Südafrika, und der dicke Schau-
mann hat ihn auch in dem ſeinigen auf ſeiner Schanze
Quakatzenburg. —
Von der abendlichen Stille draußen im freien
Felde habe ich ſchon geſchrieben; aber die friedlichſte
Landſchaft macht längſt nicht den Eindruck der Ruhe
wie ſo ein Gäßchen am Feierabend bei den „kleinen
Leuten“, wie man ſich heute ausdrückt; oder „an
der Mauer“, nämlich an der Stadtmauer, wie man
im Mittelalter ſagte. Und ich hatte auch einſt hier
hineingehört hinter dem Rücken meiner Eltern und
unter der Protektion meines guten Freundes Fritz
Störzer, und das Herz ging mir auf und zog ſich
wieder zuſammen unter dem Gefühl: wie ſehr das
Alles vergangen ſei, und als was für ein Held und
mit was für einem Sack voll Erfahrungen und Er-
rungenſchaften auf dem Buckel ich nun hier wieder
ankomme!
Wir bogen jetzt um die Ecke, hinein in das
Sackgäßchen, in dem das Haus, das ich noch ſo gut
kannte, lag; und auch da fand ich auch heute wieder
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