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Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.

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fangen habe. ,Geh' da weg, Junge,' sprach die junge
Dame, mir die Zunge zeigend: ,Die Hecke gehört
meinem Vater, und da hat Keiner ein Recht daran
als wir.' -- ,Bauergans! dumme Trine,' sagte ich,
und damit war die erste Bekanntschaft gemacht. Sehr
mit eurem Zuthun, lieber Eduard; denn was ließet
ihr mich so allein im Grase unterm Haselnußbusch
in Vater Quakatzens Reich? ,Ich bin keine Bauern-
gans, und ich bin keine Trine,' rief die Krabbe.
,Ich bin Tine Quakatz. Geh' weg von unserem
Brinke, Stadtjunge! Das sind meine Nüsse, dies
ist unsere Hecke und unser Brink; und weil es unser
Brink und unsere Hecke ist, so werfen sie auch gleich
mit Dreck. Sie haben's mir wieder in der Nach-
mittagsschule verabredet und es sich versprochen.' --
Ob das eine Warnung sein sollte, kann ich nicht
sagen; jedenfalls kam die Benachrichtigung zu spät.
Denn im selbigen Augenblick schon hatte ich die Pastete
über den Kopf, an die Nase, in die Augen und theil-
weise auch ins weitoffene Auslaßthor der Rede; war
jedoch, trotz meiner weichen Füße, wieder im nächsten
Augenblick über die Hecke und hatte den ländlich-
sittlichen Attentäter mit seiner Faust voll frischaufge-
griffener Ackerkrume am Kragen und zu Boden. Im
allernächsten Augenblick die ganze junge Dorfsbande,
Jungen und Mädchen und Köter über mich her, und
Tinchen mit den Nägeln in den Gesichtern und den
Fäusten in den Haaren der Gespielen und Gespielinnen,
und sämmtliche Hundewachtmannschaft von der rothen
Schanze über den Dammweg uns zu Hülfe! Reizend!

fangen habe. ‚Geh' da weg, Junge,‘ ſprach die junge
Dame, mir die Zunge zeigend: ‚Die Hecke gehört
meinem Vater, und da hat Keiner ein Recht daran
als wir.‘ — ‚Bauergans! dumme Trine,‘ ſagte ich,
und damit war die erſte Bekanntſchaft gemacht. Sehr
mit eurem Zuthun, lieber Eduard; denn was ließet
ihr mich ſo allein im Graſe unterm Haſelnußbuſch
in Vater Quakatzens Reich? ‚Ich bin keine Bauern-
gans, und ich bin keine Trine,‘ rief die Krabbe.
‚Ich bin Tine Quakatz. Geh' weg von unſerem
Brinke, Stadtjunge! Das ſind meine Nüſſe, dies
iſt unſere Hecke und unſer Brink; und weil es unſer
Brink und unſere Hecke iſt, ſo werfen ſie auch gleich
mit Dreck. Sie haben's mir wieder in der Nach-
mittagsſchule verabredet und es ſich verſprochen.‘ —
Ob das eine Warnung ſein ſollte, kann ich nicht
ſagen; jedenfalls kam die Benachrichtigung zu ſpät.
Denn im ſelbigen Augenblick ſchon hatte ich die Paſtete
über den Kopf, an die Naſe, in die Augen und theil-
weiſe auch ins weitoffene Auslaßthor der Rede; war
jedoch, trotz meiner weichen Füße, wieder im nächſten
Augenblick über die Hecke und hatte den ländlich-
ſittlichen Attentäter mit ſeiner Fauſt voll friſchaufge-
griffener Ackerkrume am Kragen und zu Boden. Im
allernächſten Augenblick die ganze junge Dorfsbande,
Jungen und Mädchen und Köter über mich her, und
Tinchen mit den Nägeln in den Geſichtern und den
Fäuſten in den Haaren der Geſpielen und Geſpielinnen,
und ſämmtliche Hundewachtmannſchaft von der rothen
Schanze über den Dammweg uns zu Hülfe! Reizend!

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[109/0119] fangen habe. ‚Geh' da weg, Junge,‘ ſprach die junge Dame, mir die Zunge zeigend: ‚Die Hecke gehört meinem Vater, und da hat Keiner ein Recht daran als wir.‘ — ‚Bauergans! dumme Trine,‘ ſagte ich, und damit war die erſte Bekanntſchaft gemacht. Sehr mit eurem Zuthun, lieber Eduard; denn was ließet ihr mich ſo allein im Graſe unterm Haſelnußbuſch in Vater Quakatzens Reich? ‚Ich bin keine Bauern- gans, und ich bin keine Trine,‘ rief die Krabbe. ‚Ich bin Tine Quakatz. Geh' weg von unſerem Brinke, Stadtjunge! Das ſind meine Nüſſe, dies iſt unſere Hecke und unſer Brink; und weil es unſer Brink und unſere Hecke iſt, ſo werfen ſie auch gleich mit Dreck. Sie haben's mir wieder in der Nach- mittagsſchule verabredet und es ſich verſprochen.‘ — Ob das eine Warnung ſein ſollte, kann ich nicht ſagen; jedenfalls kam die Benachrichtigung zu ſpät. Denn im ſelbigen Augenblick ſchon hatte ich die Paſtete über den Kopf, an die Naſe, in die Augen und theil- weiſe auch ins weitoffene Auslaßthor der Rede; war jedoch, trotz meiner weichen Füße, wieder im nächſten Augenblick über die Hecke und hatte den ländlich- ſittlichen Attentäter mit ſeiner Fauſt voll friſchaufge- griffener Ackerkrume am Kragen und zu Boden. Im allernächſten Augenblick die ganze junge Dorfsbande, Jungen und Mädchen und Köter über mich her, und Tinchen mit den Nägeln in den Geſichtern und den Fäuſten in den Haaren der Geſpielen und Geſpielinnen, und ſämmtliche Hundewachtmannſchaft von der rothen Schanze über den Dammweg uns zu Hülfe! Reizend!

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/119>, abgerufen am 24.11.2024.